Mülheim.

Zum Jubiläum kommt das Kind wieder nach Hause zurück. Vom 15. bis 18. Juni richtet das Theater an der Ruhr die zehnte Ausgabe des Jugendtheater-Festivals „Unruhr“ aus.

Vor neun Jahren entstand im Kreis von Theaterpädagogen aus dem gesamten Ruhrgebiet die Idee, ein Schauspiel-Festival für jugendliche Theatergruppen auf die Beine zu stellen. Mit der Besonderheit, dass es keine Jury, keinen Preis und keinen Wettbewerb gibt. „Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht nicht das Ziel, sondern der Weg. Jugendliche sollen sich ausprobieren und selbst reflektieren können“, erklärt Sven Schlötcke von der künstlerischen Leitung des Mülheimer Theaters.

Zum dritten Mal

Als „Unruhr“ 2002 zum ersten Mal am Raffelberg stattfand, dachte noch niemand an eine Fortführung des Projektes. „Doch der Wunsch der Jugendlichen, im nächsten Jahr weiterzumachen, war so groß, dass wir mittlerweile beim zehnten Mal angekommen sind“, sagt der Theaterpädagoge Bernhard Deutsch. Nach 2006 gastiert das Ruhrgebiets-Festival bereits zum dritten Mal in Mülheim.

In diesem Jahr kommen über 100 Jugendliche in die Stadt, um ihre Inszenierungen vorzustellen. Mit dabei sind neben dem Theater an der Ruhr auch Gruppen aus Dortmund, Duisburg, Oberhausen, Essen und Bochum. Bevor das Festival am 14. Juni mit den ersten Aufführungen offiziell eröffnet wird, treffen sich die Teilnehmer schon am Montag und nehmen gemeinsam an einem Workshop teil. Dieser wird von der Berliner Aktionsgruppe Grotes Maru geleitet. „Dadurch haben die Jugendlichen die Chance, sich schon vor dem Beginn auszutauschen“, so Nina Hofmann, die organisatorische Leiterin.

Austausch – das ist das Wort, das die Idee des Festivals am besten beschreibt. Diskussionen unter den Darstellern und mit dem Publikum sollen für rege Debatten sorgen. „In den letzten Jahren mussten wir die Gesprächsrunden teilweise abbrechen, weil sonst kein Ende in Sicht war“, fügt Hofmann an. Das Bedürfnis, sich mitzuteilen, sei enorm.

Aktuelle Themen

Das wollen die Nachwuchsschauspieler vor allem durch die Themen ihrer Stücke. „Es wird ein sehr breites Spektrum an Inhalten geboten. Drei zentrale Aussagen sind die Suche nach der eigenen Identität, der Wunsch nach Freiheit und das Übernehmen von Verantwortung“, meint Sven Schlötcke und fügt hinzu: „Es handelt sich durchweg um sehr ernste Themen, die auch die Gesellschaft aktuell bewegen sollten.“

Das Schauspielhaus Dortmund beschäftigt sich in „Ass Karta“ etwa mit dem Loveparade-Unglück in Duisburg. In der Eigenproduktion erzählen acht Jugendliche ihre oder die Geschichten anderer und stellen dabei Fragen über sich selbst und über ihre Heimat Duisburg – der „Stadt ohne Geld“, wie es im Programmheft heißt.

Der Mülheimer Beitrag „Dossier: Ronald Akkerman“ von Suzanne von Lohuizen wurde von dem „Jungen Theater an der Ruhr“ unter der Leitung von Bernhard Deutsch inszeniert. Das Stück beschreibt die komplizierte Beziehung zwischen dem Aids-Kranken Roland und seiner Pflegerin Judith. Zusammen mit Deutsch haben vier Jungen und acht Mädchen in ihrer Gruppe Improvisationen um die Hauptfiguren erarbeitet.