Mülheim. . Die Ensembles “Monstertruck“ und “Charsoo“ schickten den “Prince of Persia“ im Ringlokschuppen auf die Reise. Ein PC-Spiel diente als Basis für die Inszenierung - heraus kam eine bildgewaltige Komposition jenseits tradierter Gattungsgrenzen.

Was war das jetzt? Diese Frage mag – im positiven Sinne – den Zuschauern nach der Aufführung von "Prince of Persia" am Donnerstagabend im Ringlokschuppen durch ihre Köpfe gegeistert sein.

Bei dem Stück der Gießener Performance-Gruppe "Monstertruck" und des iranischen Theaterensembles "Charsoo" verschmolzen die Gattungsgrenzen bis zur Unkenntlichkeit. Vielleicht gar zu einer neuen eigenständigen Form? Die Inszenierung auf Basis des im Jahr 1989 entstandenen gleichnamigen Computerspiels verwandelten die Akteure in eine sehenswerte bildgewaltige Komposition, die überzeugte – auch ohne Elemente narrativen Sprechtheaters zu enthalten.

Der namenlose Held aus dem Okzident, der sich als Spielfigur auf dem PC-Bildschirm gen Orient auf die Suche nach Prinzessin Farah in Persien macht, sitzt völlig vermummt, mit dem Rücken dem Publikum zugewandt, das Gesicht von einer spiegelnden Silbermaske verdeckt und klammert sich an einen Schwarz-Weiß-Monitor. In jenem taucht sein Gesicht mit Blick gen Zuschauer auf. Ein Boxer, der zuvor einen Fernseher in die Luft reckte, auf dem einem Teleprompter gleich die Geschichte in lesbaren Worten läuft, dreht seine Runden und schiebt so ein Rondell an, an dem auslaufende Sandsäcke hängen.

Spiegelbild als Feind

Der Zuschauer weiß angesichts dieser Bilderflut gar nicht, wo er seinen Fokus setzen soll. Unterbrochen wird die Szene durch actionreiches Darstellen von Schlagworten seines Vegetierens in der Wüste. Später erscheint das Spiegelbild des Protagonisten als zweiter Darsteller auf der Bühne. Mit sehr viel Situationskomik steht der Held schließlich am Ende seiner Reise sich selbst als seinem größten Feind gegenüber. Dargestellt wird dies durch immer mehr Spiegelbilder, die als Monitore auf die Bühne gezerrt werden. Vor diesem Endkampf taucht ein Erzähler auf, der in einem Sing-Sang auf Farsi die Handlung rafft.

Doch der "Prince of Persia" begeht einen Fehler: Er sticht auf die Duplikate seiner selbst ein. Die Atari-Fraktion hätte die Lösung gewusst: Schwert einstecken und gewinnen. Stattdessen wird die Komposition ironischerweise mit fünf auftauchenden Prinzessinnen beendet, untermalt von dem Lied "All by myself" von Eric Carmen. Schallendes Gelächter beim Publikum und tobender Applaus. Zu Recht.