Mülheim. . Im Streit zwischen Stadt Mülheim und den Vereinigten August Thyssen-Stiftungen um die denkmalgeschützte Troost’sche Weberei weichen die Fronten auf. So wird derzeit darüber nachgedacht, zumindest das Tudorhaus mit Hilfe eines Investors zu sanieren.

In dem jahrelangen Streit zwischen der Stadt und den Vereinigten August Thyssen-Stiftungen um das denkmalgeschützte Bauensemble der Troost’schen Weberei am Ruhrufer weichen die harten Fronten auf. „Es kommt Bewegung in die Gespräche“, stellt Mülheims oberster Denkmalschützer Erich Bocklenberg fest, der alles daransetzt, um zumindest das so genannte Tudorhaus vor dem kompletten Untergang zu retten. So werde derzeit darüber nachgedacht, ob das Tudorhaus nicht mit Hilfe eines Investors saniert und dann auch betrieben oder vermietet werden kann.

Derartige Überlegungen bestätigt auch der Geschäftsführer der Stiftung, Johannes Hartmann. Möglich sei auch die Nutzung durch eine Künstlergruppe. Möglich auch, dass der Kulturdezernent vermittelt. „Es darf keine Nutzung erfolgen“, so Hartmann, „die unseren Betrieb stört.“ Gemeint ist damit die angrenzende Senioreneinrichtung Haus Franziskus. Bocklenberg ist davon überzeugt, dass es viele Interessenten für dieses Objekt in dieser Lage gibt. Doch am Ende geht es um Kosten. Eine Sanierung würde nach bisherigen Prüfungen mehrere Millionen kosten.

Klage gegen Ordnungverfügung

Parallel zu den Gesprächen treffen sich beide Parteien vor Gericht, im Juli ist vor dem Verwaltungsgericht Düsseldorf ein Verhandlungstermin angesetzt. Die Stadt hatte der Stiftung eine Ordnungsverfügung und eine Androhung von Zwangsgeld in Höhe von 50.000 Euro geschickt. Die Strafe droht, sollte das Tudorhaus – es gehört neben der Weberei und dem Kutscherhaus zu dem Denkmal-Komplex – nicht binnen 18 Monaten wiederhergestellt werden. Die Stiftung, die alles abreißen möchte und den Denkmalwert des Ensembles bestreitet, hat gegen die Verfügung Klage eingereicht.

Angesichts der hohen Sanierungskosten sieht sich die Stiftung wirtschaftlich durch die Forderung des Denkmalschutzes schlicht überfordert. „Unzumutbare Erhaltungs- und Sanierungsmaßnahmen müssen nicht vorgenommen werden und dürfen auch nicht verfügt werden“, so sieht es Hartmann mit Verweis auf Gerichtsurteile. Er bleibt auch dabei: Sollte es für das Tudorhaus noch eine Lösung geben, die anderen beiden Gebäude müssten weg, auch damit endlich die 110 Bewohner des Seniorenheimes wieder den Garten nutzen können. Derzeit reichen die Schutzzäune um die Denkmäler fast bis zu ihrer Haustür. Es herrscht Einsturzgefahr.

Stiftung sieht nichts Erhaltenswertes

Für die Denkmalbehörde stellen die Gebäude der Troost’schen Weberei „die Wiege der Mülheimer Industriekultur“ dar. Gutachter haben längt all die gravierenden Schäden aufgelistet. Auch sie sehen die Gefahr des Einsturzes. Aus Sicht der Stiftung gibt es daher nichts Erhaltenswertes mehr. Eben da ist Bocklenberg ganz anderer Meinung, und sieht die Stiftung allein schon deshalb in der Pflicht, weil sie über viele Jahre nichts an der Gebäudeerhaltung getan habe. „Wir stehen jetzt natürlich unter Zeitdruck, der Verfall schreitet rapide voran“, warnt Bocklenberg.

Von der Politik bekommt der Denkmalschützer Rückendeckung: Die Mehrheit plädiert für eine Erhaltung.