Mülheim. .
Onkel Willi tanzt auf dem Plattenspieler, dreht sich mit seinem Haus immer wieder um die eigene Achse. Seine Fotografie klebt unter einem Glaskasten und zeigt, wie die Häuser auf der Heimaterde früher mal ausgesehen haben. Nikita Agapov, Selina Kerschl, Lavinia Ivan, Marlene Levening und Wiebke Weischenberg haben das alte Foto von Onkel Willi und seinem Haus neu angeordnet, aus ihm ein Kunstobjekt geschaffen. Denn die Schüler des Gymnasiums Heißen setzten sich im Rahmen des Kunstprojekts „An Ort und Stelle“ mit dem Wandel ihres Stadtteils auseinander. Unter Anleitung der Künstlerin Gabriele Klages schufen sie Werke, die ab dem 21. Juli in der „Gedok Galerie Kunst.Heimaterde“ zu sehen sind. Am Samstag luden sie bereits zu einer kleinen Vorschau in den Finkenkamp.
Bundesweiter Aktionstag
Zum bundesweiten Aktionstag „Kultur gut stärken“ öffnete Gabriele Klages am Samstag die Gedok-Galerie und ihr Atelier am Finkenkamp 18 einen ganzen Tag lang für Besucher. Während sie ihre Werke, darunter Copy Art, Fotografien und Objekte, in der unteren Etage präsentierte, gehörte die zweite Etage fünf Schülern. Im Projekt „An Ort und Stelle“, das vom Kunstmuseum ins Leben gerufen wurde, widmen sie sich der Heimaterde als historisch bedeutsamen Ort der Stadt.
Für ihr Kunstprojekt, auf das sie durch ihre Kunstlehrerin aufmerksam wurden, haben die Schüler keine Mühen gescheut: Sie klingelten an vielen Haustüren, sprachen mit Bewohnern der Heimaterde und sammelten Material: „Die Leute gaben uns Stühle, altes Spielzeug, Keksdosen und viele kuriose Dinge“, erklärt Selina (18). „Diese haben wir versucht miteinander zu kombinieren.“ Das Ziel: „Darzustellen, wie sich der Stadtteil von der Arbeitersiedlung hin zum Garten- und Familienstadtteil entwickelt hat. „Es geht um Natur, Architektur und auch um Denkmalschutz“, erklären Selina und Lavinia. Hilfestellung leistete ihnen dabei Künstlerin Gabriele Klages, die den Workshop in ihrem Atelier während der Osterferien leitete. Und begeistert ist, mit wie viel Fantasie sich die Schüler in ihrer Freizeit auf die Arbeit stürzten. „Sie haben aus Altem Neues geschaffen, das auch noch stimmig ist. Darin liegt die Kunst, Kunst zu schaffen“, lobt Gabriele Klages.
"Richtig ausleben ohne Druck"
Auch die Schüler hatten Spaß beim Projekt. „Man konnte sich – anders als im Kunstunterricht in der Schule – richtig ausleben, ohne Druck“, finden die Zwölftklässler. Beim Betrachten entdeckt der Beobachter kuriose Kombinationen: So vereinen sich Gartenzwerg und Babyfon, Holzschrank und Metallstange zu einem Objekt. An einem Zweig baumeln Osterhasen, Spielzeugautos, Puppenkopf und Schnuller – ohne dass es beliebig wirkt. Einen CD-Ständer haben die Schüler mit Kohle und einer alten Lampe zusammengesetzt. „Eben Altes und Neues aus der Heimaterde in einem Werk vereint.“ So wie der alte Onkel Willi, der gleich daneben immer noch auf dem Plattenteller rotiert.