Mülheim. An der Hauptschule Bruchstraße werden Schüler unterrichtet, die kein Deutsch sprechen. Derzeit gibt es einen Alphabetisierungskurs für irakische Kinder. Er gehört zu einem pädagogischen Netzwerk, in das viele Institutionen eingebunden sind.

Beim Film braucht es viele Mitwirkende, um zu einem guten Ende zu gelangen. Die Hauptschule an der Bruchstraße versucht das Gleiche, um Kindern, die kein Wort Deutsch können, den Einstieg zu ermöglichen.Solche Jungen und Mädchen gibt es nämlich an der 23-Nationen-Schule. Derzeit werden hier 25 Schüler/innen unterrichtet, die anfangs nur ihre Muttersprache beherrschen. Dies kann Polnisch sein, Serbisch, Thai – oder Arabisch. Wie bei den 15 irakischen Kindern, für die ein spezieller Alphabetisierungskurs geschaffen wurde, da ihnen auch die lateinischen Schriftzeichen fremd sind.

Viele Kinder hatten keine Schule besucht

Die ersten dieser Kinder langten vor über einem Jahr in Mülheim an, mit ihren Eltern und teils einer Vielzahl von Geschwistern. Was die Familien verbindet: Sie sind christlichen Glaubens und stammen aus den kurdischen Gebieten im Irak. Erste Anlaufstelle war die RAA, von wo aus weitere Fäden gesponnen wurden. „Die Kinder kamen ohne Zeugnisse“, sagt RAA-Mitarbeiterin Anamaria Bilobrk, „viele hatten die Schule vorher gar nicht oder nur selten besucht.“ So dass sie nun fürs Erste zur Hauptschule gehen, „wenn jemand leistungsstark ist, kann später ja auch ein Schulwechsel stattfinden“.

Ein weiter Weg, so oder so, bei dem die Kinder von mehreren Seiten unterstützt werden. In der Hauptschule an der Bruchstraße wurde dieses pädagogische Netzwerk nun präsentiert, nicht ohne Stolz, denn erste Erfolge gibt es auch.

Hierzu trägt beispielsweise eine arabisch sprechende Förderlehrerin bei, Zakaira Ainalo, deren Einsatz von der RAA finanziert wird. Zudem ist das Jugendzentrum Stadtmitte eingebunden, das Nachmittagsangebote organisiert.

Vor einigen Wochen sind zwei weitere Helfer zugestiegen: Hermann Schrör (67) und Christel Schrör-Hilberath (63), Ehepaar im beruflichen Ruhestand, das die Gruppe mit offensichtlicher Freude zweimal pro Woche in Deutsch unterrichtet. „Ich selber lerne dabei eine neue Kultur kennen“, sagt Christel Schrör-Hilberath, die lange als Übersetzerin für Spanisch arbeitete. „Faszinierend.“

„Die deutsche Sprache ist gar nicht schwer.“

Vier Kinder aus der Fördergruppe haben bereits ein Etappenziel erreicht: Sie können Regelklassen besuchen, so etwa die 13-jährige Shareen, die zu Hause in Styrum noch sieben Geschwister hat. Sie meint: „Die deutsche Sprache ist gar nicht schwer.“

Und die Eltern? Sie besuchen Integrationskurse an der VHS (häufiger die Väter), sollen auch durch Info-Abende angesprochen werden, doch die Beteiligung daran ist mäßig. „Sie sind wohl noch sehr mit existenziellen Fragen beschäftigt“, sagt Anamaria Bilobrk (RAA). „Aber sie wollen eine bessere Zukunft für ihre Kinder und dass sie hier am Leben teilnehmen.“

Shareens Lieblingsfach ist übrigens Sport. Später will sie Krankenschwester werden.