Mülheim. . In der Karl-Ziegler-Schule fand das erste Casting für die „Kinder-Oper-Ruhr“ statt. Zahlreiche Mädchen und Jungen sangen und tanzten für das Projekt vor. Gesucht werden bis zu 150 junge Teilnehmer für eine Inszenierung der Oper “Pinocchio“.
„Ich war schon ein bisschen nervös“, sagt Chigozie etwas verlegen. Im Gegensatz zu ihren noch wartenden Mitstreitern hat die Zehnjährige das Casting für die „Kinder-Oper -Ruhr“ in der Karl-Ziegler-Schule schon hinter sich. „Wir haben zu verschiedenen Musikrichtungen getanzt, dann etwas zusammen gesungen“, berichtet sie. Trotzdem heißt es für die Essenerin nun wieder warten: Die Jury berät, welche Mädchen und Jungen aus der zehnköpfigen Gruppe bei der Oper „Pinocchio“ mitwirken sollen.
Im Foyer des Gymnasiums spürt man die Anspannung, gemeinsam mit Eltern und Geschwistern warten die jungen Kandidaten auf das Ergebnis – oder eben darauf, dass sie mit Singen, Tanzen und Sprechen an der Reihe sind.
"Sehr starke Gruppen"
„Bis jetzt haben wir 60 bis 70 Kinder, die gekommen sind“, sagt Ingrid Amelung und fährt fort: „Wir sind erstaunt, es waren schon sehr starke Gruppen dabei. Gemeinsam mit dem Opernsänger Martin Ackermann hat die Lehrerin das Projekt entwickelt, für das beide nun bis zu 150 junge Teilnehmer im westlichen Ruhrgebiet suchen. Unterstützt werden sie dabei vom Essener Verein „Alta Vita“. In der Jury nimmt daher auch der Vorsitzende Mike Khalil Platz.
Kinder Oper Ruhr
Seit 11 Uhr sitzt die dreiköpfige Jury im kleinen Theaterraum im Keller der Schule. „Bis 17 Uhr werden wir wohl noch da sein“, lacht Ackermann. Das hat einen einfachen Grund: Man wisse nie, wie viele Kinder kommen. Und nicht alle hätten sich vorab angemeldet.
"Meine Mama findet es gut."
Während das Trio weiter ungestört über den Bewerberbögen brütet, abwägt und diskutiert, ist die 11-jährige Kora-Ainée frohen Mutes. „Ich war schon bei Ballett-Aufführungen dabei“, sagt die kleine Heißenerin, die in die sechste Klasse der Realschule Stadtmitte geht. Sie hat schon Bühnenerfahrung, ist sehr aktiv in ihrer Schule im Fach Gestaltung. „Meine Mama findet es gut. Aber ich dürfte nicht mitmachen, wenn meine Noten in der Schule nicht gut wären“, erklärt sie.
Pinocchio kennt sie aus einer Fernsehserie: „Der hat immer eine lange Nase bekommen, wenn er seinen Vater angelogen hat.“ Lange Nasen bekommt die Jury bei der Verkündigung nicht. Stattdessen fließen ein paar Tränen, bei denen, die nicht dabei sind. Ingrid Amelung versucht zu trösten, damit nicht eine kleine Welt zusammenbricht. Chigozie und Kora-Ainée haben es geschafft: Zügig kleben sie noch ihre Passfotos auf ihre Bewerberbögen.
"Seid ihr nervös?"
Ohne Verschnaufpause geht es für das Jury-Trio weiter. Die nächste Gruppe steht an. „Seid Ihr nervös?“, fragt Martin Ackermann. Ein „Nein“ schallt ihm entgegen, so ganz mag er es aber nicht glauben. Zaghaft folgen die fünf Mädchen und zwei Jungen seiner Bitte, ans Klavier zu kommen. „Alle Vögel sind schon da“ sollen sie singen. „Ich achte auf den Klang der Stimme, auf Ausdruck und Persönlichkeit“, sagt er und haut in die Tasten.
Die leisen Kinderstimmen sind kaum zu hören. „Jetzt aber mal volle Pulle“, ermutigt er die Kinder. „Ihr müsst wissen, die Stadthalle ist riesengroß.“ Vom Singen geht es zum Tanzen oder sagen wir: zur Musik bewegen. „Los, kommt, drehen, andere Richtung“, sagt Amelung. Es wirkt wie ein hilfloses Unterfangen, so recht können die Kinder nichts damit nichts anfangen. Ackermann geht auf die Bühne: „Kommt, ich zeige euch, wie man das macht.“
