Mülheim. Mit der Aufführung des Theaterstückes “Der Sprachabschneider“ geht das neunte Sprachcamp für Drittklässler aus Mülheim ins Finale. Es soll, wie seine Vorläufer, “nachhaltig“ wirken, und damit sind nicht nur bessere Schulnoten gemeint.

Ihrem Auftritt fiebern heute 16 Kinder der Zunftmeisterschule entgegen. Sie spielen, vor vielen Augen, Theater: „Der Sprachabschneider“. Zwei Wochen lang haben sie täglich trainiert, um künftig auch selber besser abzuschneiden, wenn es um Sprechen, Lesen, Schreiben auf Deutsch geht.

Das Sprachcamp, dessen Abschluss die Jungen und Mädchen am letzten Feriensamstag gestalten, fand ausnahmsweise in ihrem vertrauten Schulgebäude statt. Nicht, wie sonst, in der VHS. Acht Camps dieser Art hat es seit Herbst 2007 schon gegeben, alle veranstaltet vom Mülheimer Kulturbetrieb für Schüler/innen der dritten Klasse, die Sprachförderung gebrauchen können, oft aus Familien, in denen Deutsch nicht die Alltagssprache ist.

Präsentation vor Eltern, Geschwistern und Freunden

Es läuft stets so: Vormittags, nach dem Frühstück, nimmt man sich das ausgewählte Buch vor, dieses Mal „Der Sprachabschneider“, das zusammen gelesen wird, verbunden mit Übungen zu Wortschatz und Grammatik. Mittags essen alle gemeinsam, und am Nachmittag wird das Stück geübt, das man Eltern, Geschwistern, Freunden als Abschlussarbeit präsentiert.

Finanziert werden die Sprachcamps seit 2008 durch die Leonhard-Stinnes-Stiftung, was eine Personalausstattung ermöglicht, die man sich in anderen pädagogischen Bereichen auch wünschen würde: „Wir sind sehr gut besetzt“, sagen Karin Braun, die zuständige Frau vom Kulturbetrieb, und Sibylle Wellfonder, die Projektleiterin. Zum Team, das die Kinder anleitet, zählen drei Sprach- und zwei Theaterpädagogen.

"Die Nachhaltigkeit des Projektes steht außer Frage."

Sieben Grundschulen waren bislang beteiligt, doch ob die künstlerisch vermittelten Sprachförderung tatsächlich wirkt, hat man nie systematisch untersucht. „Das wird nicht per Fragebogen erhoben“, erklärt Karin Braun, sagt aber auch: „Die Nachhaltigkeit des Projektes steht außer Frage.“ Durchweg positiv seien Rückmeldungen der Lehrer/innen, die nicht selten staunen, wie wortreich und lebhaft sich Kinder auf der Bühne geben, die im Unterricht sonst nie etwas sagen.

Auch andere Indizien werden als Erfolg verbucht: Eltern erkundigen sich nach Sprachkursen für Erwachsene bei der VHS; Kinder gewinnen Spaß am Lesen und besorgen sich die Lektüre. „Für manche ist es das erste eigene Buch“, sagt Sibylle Wellfonder. „Und wir hören auch schon mal, dass sich bei den Noten etwas verbessert hat.“ So findet in den Sommerferien wieder ein Sprachcamp statt, das zehnte.