Mülheim. Der Neubau für das Mülheimer Hospiz hat begonnen, ab Sommer wird dann die alte nebenstehende Villa an der Friedrichstraße 40 modernisiert. 300.000 Euro sind schon an privaten Spenden zusammengekommen, nachdem Fördergelder abgelehnt wurden.

Der Umbau der alten Villa zum Mülheimer Hospiz hat begonnen. Symbol dafür, dass es nun endlich losgeht, ist der große Bagger, der seit einigen Tagen an der Friedrichstraße 40 werkelt. Ein starkes Symbol, vor dem sich Hospiz-Geschäftsführung und -Leitung gerne fotografieren lassen. Denn eigentlich sollte ja längst Hospiz-Eröffnung sein.

Extra gewartet hatte man mit dem ersten Spatenstich, um die Chance auf eine Spende von 500.000 Euro nicht zu verspielen, erinnert Geschäftsführer Ulrich Schreyer. Nun soll das Haus im nächsten Jahr um diese Zeit eröffnet werden.

Zehn Gästezimmer im Neubau

„Bis zum Sommer soll der Neubau stehen“, hochgezogen von der MWB. Über einen Lichthof wird er mit der über 100 Jahre alten Villa verbunden sein, deren denkmalgeschützte Fassade so erhalten bleibt. Im modernen Neubau entstehen auf drei Ebenen zehn Gästezimmer und zwei Zimmer für die Angehörigen. Der Altbau wird ab Sommer umgebaut und dann später nicht nur Schwesternzimmer und Räume für die Verwaltung beherbergen, sondern auch Küche, Ess- und Wohnbereiche für die Gäste. Das Hospiz soll ein Haus des Lebens werden – wenn auch für die letzte Phase, für eine begrenzte Zeit.

Wie berichtet, hatte die Landesstiftung freie Wohlfahrtspflege einen Antrag auf einen „förderunschädlichen Baubeginn“ abgelehnt. Somit waren der Hospizgesellschaft die Hände gebunden. Bekanntlich hat die Stiftung den Zu­schuss kürzlich abgelehnt. Auf eine Erklärung, auf Hintergründe warte man noch immer, hieß es bei der Hospiz-Geschäftsführung. Keine Stellungnahme habe es zur ge­planten Demenz-Ausrichtung des Hauses gegeben, sagte Geschäftsführer Nils B. Krog. Die Ablehnung stützt sich auf eine Bedarfsanalyse, was Schreyer nach wie vor so nicht akzeptieren will: Schon 2009 habe die Ansprechstelle zur Palliativ­versorgung, Hospizarbeit und Angehörigenbegleitung (ALPHA) Mülheim den Bedarf für ein Hospiz bescheinigt, erinnert er. Hospizleiterin Judith Kohlstruck bekam Rückendeckung der hiesigen Fachärzte und Palliativmediziner, für die völlig unverständlich sei, dass es in Mülheim keinen Bedarf geben soll. Weite Strecken zum nächsten Hospiz zurückzulegen, sei zwar „machbar, aber nicht lebbar“, betonte Kohlstruck.

Spendenbereitschaft ist immerhin hoch

Für Hauskauf, Neubau und Umbau sind zwischen 2,2 bis 2,5 Mio Euro kalkuliert. Seit bekannt wurde, dass die gemeinnützige Hospizstiftung auf die halbe Million der Landesstiftung verzichten muss, sei die Spendenbereitschaft nicht gesunken, „im Gegenteil“ sagt Schreyer. Andere Stiftungen und Spender will man akquirieren, damit nicht zu viel Kapital bei den Banken geliehen werden muss. Mittel für Zins und Tilgung müssen ja später bei den Betriebskosten berücksichtigt werden.

Die Stadt will das Hospiz, nicht nur die Kommunalpolitik. 300.000 Euro an privaten Spenden sprechen für sich. Rund 60 Männer und Frauen haben sich für ein Ehrenamt dort interessiert, 30 von ihnen werden ab heute in zwei Gruppen für ihre Aufgaben ausgebildet. Hospizleiterin Kohlstruck erhält beinahe täglich Anfragen nach einem Hospizplatz oder Initiativbewerbungen auf eine der 15 hauptamtlichen Stellen.