Mülheim. . 500.000 Euro fehlen, um den Umbau der Villa an der Friedrichstraße in ein Hospiz zu finanzieren. Dennoch soll das Hospiz in einem Jahr eröffnen. Das fehlende Geld will sich die gemeinnützige Gesellschaft nun bei den Banken besorgen.
Die gute Nachricht: Das Hospiz wird kommen. Und es ist nun nicht so, dass die Planung wieder ganz am Anfang steht, weil die erhoffte 500 000-Euro-Förderung durch die Stiftung freie Wohlfahrtspflege des Landes NRW, ausbleiben soll.
Das Gebäude, eine weiße Villa an der Friedrichstraße 40, ist gekauft, längst gibt es Umbaupläne, die Baubewilligung ist erteilt und nicht zuletzt steht auch die Finanzierungsplanung. Über 1000 Bürger haben schon 260 000 Euro – etwa über die Bausteine-Aktion – für das Hospiz gespendet. Von der Stiftung Deutsches Hilfswerk („Ein Platz an der Sonne“) kamen bereits weitere 300 000 Euro.
Eine halbe Millionen fehlt
Trotz aller guten Voraussetzungen: Die fehlende halbe Million muss sich die gemeinnützige Gesellschaft nun bei den Banken besorgen. Durch Zins und Tilgung erhöht sich dadurch der jährliche Zuschuss, der vom Träger aufzubringen ist. „Wir werden sehen, welche Mittel wir noch aus anderen Stiftungen bekommen“, sagte Ulrich Schreyer, einer der beiden Geschäftsführer der Hospiz gGmbH.
Die in der Hospizarbeit erfahrene Theologin Judith Kohlstruck ist seit Oktober als Hospizleiterin im Amt und stellt ihr Team zusammen. Das wird, neben den hauptamtlichen Mitarbeitern, auch um die 25 ehrenamtliche Helfer umfassen. Für dieses Ehrenamt, weiß Schreyer, haben sich inzwischen 60 Männer und Frauen gemeldet, so dass man nicht nur einen, sondern gleich zwei Ausbildungskurse veranstalten wird.
Wenn Ulrich Schreyer davon berichtet, wie groß die Nachfrage auf die geplanten zehn Hospizplätze schon jetzt in der Mülheimer Bevölkerung ist, kann man kaum glauben, dass der Deutsche Hospiz- und Palliativverband davon ausgeht, es gebe genug Hospize in NRW. „Die Anfragen, die wir aus Mülheim haben, zeigen, dass die Menschen allein gelassen sind, wenn es um die letzten Dinge des Lebens geht“, sagt Ulrich Schreyer.
Eröffnung in einem Jahr
Der schriftliche Bescheid der Förderungsverweigerung durch die Stiftung freie Wohlfahrtspflege stehe noch aus. Doch fiel, so Schreyer, dort schon vor gut zwei Wochen die Entscheidung. Mit Blick auf eine noch nicht veröffentlichte Studie der Uni Göttingen, die noch von der alten Landesregierung in Auftrag gegeben worden und die Ende 2010 zum Ergebnis gekommen sei, dass stationäre Hospize in NRW nur bei einer Auslastung von 87 % lägen. Daher werde kein Bedarf für Mülheim gesehen. Dabei hatte schon im Jahr 2009 die so genannte Ansprechstelle im Land NRW zur Palliativversorgung, Hospizarbeit und Angehörigenbegleitung, kurz ALPHA, der Stadt Mülheim den Bedarf für ein Hospiz bescheinigt; die Krankenkassen ein positives Signal für die Kostenübernahme (für die Patienten) gegeben.
ALPHA sei doch auch eine Einrichtung des Landes NRW, so Schreyer, der nun von der Stiftung freie Wohlfahrtspflege eine erneute Prüfung des Antrags und eine Korrektur erwartet. „Ärgerlich ist, dass die Stiftung eine Argumentation herbeiführt, die ich für Mülheim nicht sehe.“ Doch wie es auch ausgeht, eins ist für Ulrich Schreyer klar: „In einem Jahr feiern wir die Hospiz-Eröffnung.“