Mülheim. .
Ein Hospiz ist ein Ort der Ruhe, der Geborgenheit - und erst zuletzt des Sterbens. So sieht es zumindest Projektkoordinatorin Dr. Susanne von Röhl vom Hospiz in Mülheim. Interessierte können sich an jedem ersten Freitag im Monat selbst ein Bild machen.
Dabei gibt es für die Menschen, die ins Mülheimer Hospiz gehen, keine Hoffnung mehr; keine medizinische jedenfalls. Trotzdem gelte für den Aufenthalt im Hospiz: „Das ist eine sehr wertvolle Zeit, die man noch mit Leben füllen kann.“
Die „Gäste“, wie von Röhl sie nennt, kommen für einen halben Tag, für sechs Wochen oder für ein ganzes Jahr. Wie lange sie auch bleiben: Das Leben, das sie hier führen, soll diesen Namen verdienen — und eben nicht ein bloßes Warten auf den Tod sein. „Es gibt auch Menschen, die wirklich wieder aufleben“, betont die Projektkoordinatorin. Umgeben von freundlichen Pflegern statt brummender Apparate würden sich die Patienten entspannen. Ganz ohne Medizin geht es natürlich auch im Hospiz nicht. Die versucht aber nicht mehr, Unheilbares zu kurieren, sondern ist einfach nur „darauf ausgerichtet, dass man sich so wohl wie möglich fühlt“.
Persönliche Wünsche erfüllen
Dazu soll auch die Erfüllung ganz persönlicher Wünsche beitragen. Grießbrei war in seiner Kindheit das Leib- und Magengericht des Gastes? Hier wird die Leckerei wieder aufgetischt. Wer sich nach einer entspannenden Massage sehnt, kommt ebenso in gute Hände wie ein Patient, der ein letztes Mal zum Konzert seines Lieblingsmusikers möchte. „Natürlich kann’s auch mal sein, dass jemand mit seinem Schicksal hadert“, gibt von Röhl zu. Aber wenn ein Kranker zum Beispiel böse auf die Gesunden sei, dann dürfe er das auch.
Es braucht Zeit und eine gute Ausbildung, um so auf die Patienten eingehen zu können. Da beides im Hospiz vorhanden sein wird, ist die Nachfrage nach den zehn Plätzen groß. „Ich bekomme jetzt schon immer Anrufe, ob ein Platz frei ist“, erzählt von Röhl. „Mülheim ist die älteste Stadt in Nordrhein-Westfalen, was den Altersdurchschnitt angeht.“ Auch deshalb sei ein eigenes Hospiz für die Stadt sehr wichtig. 2150 Mülheimer starben im Jahr 2009 — keiner von ihnen konnte seine letzten Tage in einem Hospiz in seiner Heimatstadt verbringen.
Dabei entlaste eine solche Einrichtung die Sterbenden und ihre Angehörigen. Die Projektkoordinatorin erklärt: „Sie sind entlastet, aber immer noch dabei, aber sie tragen nicht mehr diese Verantwortung.“ Und die Sterbenden selbst werden von ihren beiden größten Ängsten befreit: der vor Schmerzen und jener vor dem Alleinsein.
„Patient muss nichts zahlen“
Den Gang ins Hospiz kann sich übrigens jeder leisten: „Der Patient muss gar nichts zahlen.“ Die Kosten des Aufenthalts werden von den Kranken- und Pflegekassen übernommen. Bedingung dafür sei lediglich, „dass derjenige austherapiert ist“. Auch wer sein Leben nicht um den Preis einer weiteren Therapie um ein paar Monate verlängern möchte, darf Gast im Hospiz werden.
Interessierte können sich an jedem ersten Freitag im Monat selbst ein Bild vom Hospiz machen. Bis August wird sich die Einrichtung jeweils zwischen 17 und 19 Uhr präsentieren. Dabei wird immer ein anderes Rahmenprogramm geboten. Die Termine im Einzelnen: 9. April, 7. Mai, 4. Juni, 2. Juli und 6. August.