Mülheim. Eine aktuelle Bürgerbefragung der NRZ zeigt es: Die Mülheimer wollen, dass ihre Straßen endlich repariert werden. Durch die extreme Verschuldung liegt die Stadt mit ihren Sanierung jedoch bis zu sechs Jahre zurück. Eine Lösung scheint nicht in Sicht.

Wenn das Leben ein Wunschkonzert wäre ... Dann stünde in Mülheim die Sanierung der Straßen ganz weit vorne. In einer repräsentativen Bürgerbefragung der WAZ-Schwesterzeitung NRZ erklärten zwei Drittel der Befragten, dass sie eine Behebung der Straßenschäden wünschen. Jeder Zweite hält die Sanierung sogar für sehr wichtig. Zum Vergleich: Ruhrbania liegt in der Wertigkeit weit davon entfernt. Dahinter verbirgt sich der Eindruck, den Bürger und Fachleute haben: Viele Straßen befinden sich, unabhängig von den Spuren des Winters, in einem schlechten Zustand. Fakten bestätigen das.

Stadt kommt mit der Sanierung nicht nach

In wenigen Wochen wird die Stadt die Ergebnisse ihrer jüngsten Erhebung von Straßenschäden vorlegen. „Wir haben eine Reihe von Hauptstraßen, die für viel Geld saniert werden müssten“, sagt Tiefbauamtsleiter Klaus-Dieter Kerlisch. Werdener Weg, Frohnhauser Weg, Friedhofstraße gehörten etwa dazu, seien in der mittelfristigen Finanzplanung. Mit der Sanierung der Straßen kommt die Stadt, auch wenn sich seit Jahren das Tiefbauamt hier stark engagiert, nicht nach. Kerlisch schätzt, dass etwa 30 Millionen in die Sanierung investiert werden müssten, um allein die Schäden zu beheben, die vor sechs Jahren schon bei der Erhebung der Mängel festgestellt wurden.

Den Wunsch der Bürger kann der Amtsleiter nachvollziehen: „Straßen sind Visitenkarten der Stadt.“ Auch die Politik hält die Sanierungswünsche der Bürger für berechtigt. Die FDP fände ein Straßensanierungsprogramm sinnvoll, wenn sich wenigstens eine kleinere Millionen-Summe an einer Stelle im Haushalt locker machen ließe. „Wir müssen unsere Standardaufgaben besser bewältigen“, fordert der Fraktionschef der CDU, Wolfgang Michels, und denkt dabei nicht nur an marode Straßen, sondern auch an so manchen Schulbau.

Schluss mit Luxussanierungen

An der extremen Verschuldung der Stadt scheitert jedoch bisher vieles. Eine andere Schwerpunktsetzung könnte bei der Sanierung der Straßen mehr ermöglichen, glaubt Michels: Schluss mit Luxussanierungen, betont er und beklagt als Beispiel die Erneuerung des Oemberg zwischen Großenbaumer Straße und Nachbarsweg. „Für viel Geld sanieren wir hier Waldwege, während verkehrlich wesentlich wichtigere Straßen sich in einem katastrophalen Zustand befinden!“ Mancher Bürger denkt ähnlich. Im Tiefbauamt hört man solche Worte gar nicht gerne und widerspricht: „Es gibt keine Luxussanierungen, allerdings eine ordentliche Standardausführung, die einige Jahrzehnte hält“, sagt Kerlisch.

Ein großes Ärgernis sieht die CDU auch in den häufigen Straßenaufbrüchen selbst kurz nach einer Erneuerung oder Sanierung. Das anschließende Flicken der Straße hätte oft nicht die nötige Qualität, kritisiert der Fraktionschef und plädiert für eine bessere Überprüfung und für eine längere Gewährleistung. Kerlisch sieht dafür keine Chance, auch nicht für ein Verbot von Straßenaufbrüchen gleich nach einer Sanierung.

Für viele Bürger ist gerade das, zuletzt auf der Friedrichstraße, ein Aufreger. Einen neuen bekommen sie in Kürze geliefert: Die Schulstraße, vor kurzem frisch gemacht, wird wieder aufgerissen. Das Gymnasium, das saniert wird, will ans Fernwärmenetz.