Mülheim. . Wegen des Beschlusses zur Schließung des Gemeindezentrums und der Kita am Knappenweg in Mülheim war das Presbyterium der Markuskirchengemeinde in die Kritik geraten. Nun verkündete das für die Gemeindeleitung zuständige Gremium seine Selbstauflösung.

Das wegen seines Oktober-Beschlusses zur Schließung von Gemeindezentrum und Kita am Knappenweg in Winkhausen unter enormen Rechtfertigungsdruck geratene Presbyterium der Ev. Markusgemeinde hat die Segel gestrichen. Bereits am Montagabend löste sich das für die Gemeindeleitung zuständige Gremium auf – und damit nur wenige Tage vor dem Termin, an dem es gegenüber dem starken Protest von „Winkhausen24“ Farbe hätte bekennen sollen.

Die Frage, um die sich alles dreht: Hat das Presbyterium den mittlerweile ausgesetzten Beschluss zur Standortaufgabe der versammelten Gemeinde im Oktober mittels unseriöser Finanzprognose als unumstößlich verkauft? Zuletzt hatte sich angedeutet, dass der 3000 Unterschriften starke Protest gegen die Schließung Recht behalten könnte mit der Aussage, der Gemeindehaushalt sei kerngesund und die Aufgabe des Standortes daher nicht geboten. Mitte Februar nahm das Presbyterium Abstand von seiner ursprünglichen Finanzprognose.

Begründung für die Standortschließung fiel weg

Jetzt fiel eine weitere Begründung für die Standortschließung weg: Der Kreissynodalvorstand wird laut Superintendent Helmut Hitzbleck bei der Kreissynode im Mai darauf pochen, die vorhandenen Pfarrstellen wie gehabt, so auch in Zukunft solidarisch von allen Gemeinden im Kirchenkreis finanzieren zu lassen. Damit ist die Kalkulation des Markus-Presbyteriums, für den Pfarrer-Überhang von 1,3 Stellen in der Gemeinde im Jahr mit 80.000 Euro belastet zu werden, auch äußerst wacklig.

„Weitere Beweggründe“, warum Gemeindezentrum und Kita nicht zu halten seien, blieben bislang unbestimmt. An diesem Freitag wollte das Presbyterium, das schon das letzte Gespräch mit „Winkhausen24“ abgesagt hatte, hier nachlegen. Hierzu wird es nicht mehr kommen. Ohne Angabe näherer Gründe, so Superintendent Hitzbleck, habe Pfarrerin Esther Kocherscheidt als Presbyteriumsvorsitzende ihn über die Selbstauflösung des Gremiums unterrichtet. Es habe nur geheißen, man sei „arbeitsunfähig“. Hitzbleck macht deutlich, dass hier eine Erklärung nachzuliefern sei. Andernfalls werde sich die Landeskirchenleitung wohl schwertun, die Auflösung zu bestätigen.

Keine gemeinsame Position

Offenbar waren einige Mitglieder im Presbyterium nicht mehr willens, die Mehrheitsmeinung im Presbyterium „einmütig“ nach außen zu vertreten, wie es die Kirchenordnung vorschreibt. Pfarrerin Kocherscheidt erklärte gestern Nachmittag: „Das Presbyterium hat festgestellt, dass trotz mehrjähriger intensiver Diskussion keine gemeinsame Position zu zentralen Themen und zukünftigen Strukturen der Gemeindearbeit gefunden werden konnten.“

Um die Gemeinde nicht führungslos sich selbst zu überlassen, wird der Kreissynodalvorstand am 12. April darüber beraten, bis zur nächsten Presbyteriumswahl im April 2012 einen Bevollmächtigtenausschuss zu bestellen. „Es wird sicher nicht einfach, ihn zusammenzustellen“, so Hitzbleck mit Blick auf die umstrittenen Fragen in der Gemeinde – einschließlich der diskutierten Fusion mit der neuen Lukasgemeinde im Norden. Der Kreissynodalvorstand wird entscheiden, ob es vielleicht gar besser sein wird, den Ausschuss mit Personen zu besetzen, die vom Streit in Winkhausen nicht berührt waren – folglich gar nicht aus der Gemeinde stammen.

Für „Winkhausen24“ mag sich Koordinatorin Christina Schäfermeier nicht festlegen, ob der Rücktritt des Presbyteriums als gefühlter Sieg oder gefühlte Niederlage zu werten ist. Auf jeden Fall sei „Winkhausen24“ weiter zur Mitarbeit bereit.