Mit einer überraschenden, erneuten Kehrtwende endete am Samstag die Klausurtagung der Presbyter der evangelischen Markusgemeinde. Das Presbyterium verständigte sich dem Vernehmen nach einstimmig darauf, den Beschluss zur umstrittenen Schließung von Gemeindezentrum und Kita am Knappenweg in Winkhausen auszusetzen.

Presbyteriumsvorsitzende Esther Kocherscheidt gab die entsprechende Information darüber in einem öffentlichen Brief an die Protest-Koordinatorin von „Winkhausen24“, Christina Schäfermeier, bekannt. „Im Gespräch mit dem Superintendenten ist deutlich geworden, dass das Landeskirchenamt auf Grund der innergemeindlichen Spannungen einen Beitritt der Markuskirchengemeinde zur Lukaskirchengemeinde zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht als genehmigungsfähig ansieht“, heißt es darin.

Treffen am 6. Februar

So habe das Leitungsgremium der Gemeinde auf seiner Tagung in Kamp-Lintfort entschieden, den Schließungsbeschluss für Gemeindezentrum und Kita auszusetzen. Man wolle nun mit den „engagierten“ Gemeindegliedern aus Winkhausen Gespräche führen, „in denen es Offenheit für mögliche Alternativen gibt“. Ein erstes Treffen von sechs Mitgliedern des Presbyteriums mit Vertretern der Protestgruppe „Winkhausen24“ ist für den 6. Februar angesetzt. Über mögliche Ergebnisse dieser Beratungen werde man später in einer Gemeindeversammlung informieren.

Während die neue evangelische Lukaskirchengemeinde, die seit Januar Dümpten, Johannis und Styrum vereint, am Sonntag in der Styrumer Immanuelkirche ihre Fusion mit der Amtseinführung ihrer Bevollmächtigten zelebrierte, widmete Superintendent Helmut Hitzbleck seine Predigt auch „Markus“, der vierten Gemeinde im Norden der Stadt, die sich (bisher) nicht dazu durchringen konnte, in die ausgestreckten Arme von „Lukas“ zu kommen.

Hitzbleck bemühte einen Vergleich zur Rettung des Petrus’ im Matthäus-Evangelium: Petrus, der zweifelnde, der zu versinken drohte – und von Jesus gerettet wurde. Diese „Rettung“, die gute Nachricht sei es, die es in den Vordergrund zu rücken gelte, machte Hitzbleck klar, dass er die große gemeindliche Einheit im Norden, wünscht – inklusive „Markus“.

Gleichwohl unterstrich Hitzbleck, dass er den jüngsten Presbyteriumsbeschluss der Markusgemeinde für richtig hält. Am Samstag hatte das leitende Gemeindegremium entscheiden, ihren Oktober-Beschluss auszusetzen, der die Schließung von Gemeindezentrum und Kita am Knappenweg in Winkhausen vorsah. Damit ist zwar zunächst auch die Grundlage weg für eine Fusion zum 1. Juni mit der Lukasgemeinde, doch Hitzbleck hofft „sehr, dass dort jetzt der Dialog starten kann“, nachdem einige im Presbyterium „über ihren eigenen Schatten gesprungen“ seien.

Eine baldige Einheit. Man denke an die ersten Schritte eines Kindes. Vier Kinder, blieb er im Bild der Nordgemeinden, die die ausgestreckten Arme der Eltern sehen, aber noch ein gutes Stück weit entfernt von ihnen sicheren Halt haben. Sie lassen los, sie stolpern los. In Richtung Sicherheit, Fusion. „Am Ende landen drei in den Armen, ein Kind ist auf den Po gefallen“, so Hitzbleck. Was würden Eltern tun?, fragt er. „Hingehen, aufheben, gut zureden und den zweiten oder dritten Anlauf abwarten.“

Der Superintendent sieht „eine Menge Verunsicherung“ in der Markusgemeinde, aber seien sich im Norden „alle einig, dass die Fusion erst ihren Sinn erfüllt, wenn alle vier im Arm ihrer Eltern angekommen sind. Da genügt ein Blick auf die Karte.“ Da reißt „Markus“ ein autonomes Gebiet innerhalb der neuen Großgemeinde. Hitzbleck will es wachsen sehen.