Mülheim. . Der Künstler Klaus Geldmacher und der Chemiker Ferdi Schüth wurden in Mülheim mit dem Ruhrpreis für Kunst und Wissenschaft geehrt. Obwohl beide Preisträger Zugezogene sind, freuten sie sich besonders über eine Auszeichnung aus ihrer “Heimatstadt“.
Zu den großartigen Veranstaltungen in Mülheim gehört die Verleihung des Ruhrpreises für Kunst und Wissenschaft, den die Stadt seit fast 50 Jahren überreicht. Mit dem Preis 2010 wurden am Montagabend der Künstler Klaus Geldmacher und der Direktor des Max-Planck-Institutes für Kohlenforschung, Prof. Ferdi Schüth, ausgezeichnet – zwei international angesehene Persönlichkeiten, wobei sich der Chemiker Schüth sogar zur Weltspitze rechnen darf. Auch das ist Mülheim. Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld, die den von der Sparkasse gestifteten Preis in Höhe von je 3000 Euro überreichte, bezeichnete beide als Visionäre, die mehr denn je gebraucht würden. Beide Disziplinen eröffneten den Menschen neue Sichtweisen auf die Dinge. Die OB plädierte angesichts der gesellschaftlichen Relevanz von Kunst und Wissenschaft für einen ständigen Dialog mit der breiten Öffentlichkeit.
Beide haben sich das Spielerische erhalten
Beide Preisträger haben viel gemeinsam, auch wenn sie im Alltag nichts miteinander zu tun haben. Beide stammen ursprünglich nicht aus Mülheim, beide sind Zugewanderte und beide können sich heute aus Mülheim nur noch schwer wegdenken. Schüth, der im Laufe seines Forscherlebens zahlreiche hoch dotierte Auszeichnungen und Ehrungen erhalten hat, sagte, dass es ihn besonders freue, nun einen Preis seiner „Heimatstadt“ bekommen zu haben. Und Geldmacher meinte: „Ich war baff, als ich von der Auszeichnung erfuhr“.
Beide haben sich das Spielerische erhalten: Schüth lässt Wissenschaft gerne vor Publikum (Freilichtbühne) krachen und zischen, Geldmacher mag es, wenn Kunst aufleuchtet, flackert, klingt. Beide sind Sucher nach dem Unbekannten, Neuen. Beide experimentieren gerne, der eine mit Atomen in Molekülen, der andere mit Materialien im Atelier. Schüth, unter anderem Leibniz-Preisträger, arbeitet an der Optimierung von Katalysatoren, an der Suche nach neuen Energiequellen. Sein Erfolg, so Prof. Walter Leitner (TH Aachen) in seiner Laudatio, basiere auf Effizienz, Kreativität und Bodenständigkeit.
Atelier wie eine Elektrowerkstatt
Geldmacher gilt als kreativ und kritisch, als politischer Künstler, der bereits als junger Mensch auf der documenta von sich reden machte, und der, wie sein Laudator Prof. Heinz Lohmann launig erzählte, zunächst von der akademischen Kunstwelt in die Kategorie untalentiert eingestuft und an der Hochschule mehrfach abgelehnt wurde. Er ist das, was man sich gemeinhin nicht gerade unter einem Künstler vorstellt, sein Atelier ähnele eher einer Elektrowerkstatt. Mit seiner Hommage an den Mülheimer Künstler Hermann Haber, der von den Nazis ermordet wurde, machte er zuletzt auf sich aufmerksam ebenso mit dem allerdings ich nicht realisierten Kulturhauptstadt-Projekt „Fluxus“, bei dem er den historischen Verlauf des Rumbaches durch Mülheim in Form einer Kunst-Installation nachstellen wollte.
An dem Haber-Projekt will er weiter arbeiten, gerne zusammen mit der Sparkasse: „Ich finde Geldmacher und Sparkasse – das passt gut zusammen.“ Und Schüth gibt die Anerkennung weiter an sein Team: „In der Chemie zählt der Einzelne wenig“, und an seine Familie: „Für Forscher besteht die Gefahr, dass sie eines Tages nur noch Wissenschaft im Kopf haben, in einer Parallelwelt abgleiten. Meine Familie sorgt dafür, dass ich geerdet bleibe.“