Der eine lässt es mächtig krachen, der andere mächtig aufleuchten: Der Ruhrpreis für Kunst und Wissenschaft 2010 wird diesmal nicht gesplittet.
Der Preis geht gleichberechtigt mit jeweils 3000 € an den documenta-Künstler Klaus Geldmacher und den Direktor des Max-Planck-Institutes für Kohlenforschung Professor Dr. Ferdi Schüth. Er wurde kürzlich mit dem Deutschen Zukunftspreis ausgezeichnet.
Mit seiner experimentellen Show, den Wundertüten aus der Chemie, hat der Wissenschaftler für Aufsehen gesorgt. Eine Show, die zu einem echten Knaller geworden ist. „Auf der Freilichtbühne kann ich mal auf ganz großer Skala experimentieren“, sagt der humorige Wissenschaftler. Was bei Vorlesungen im Hörsaal so nicht möglich sei.
Die Lichtblitze knüpft Kulturdezernent Peter Vermeulen flugs als verbindendes Element zwischen den Preisträgern. „Lichtblitze nicht nur in der Arbeit, sondern auch wie sich Klaus Geldmacher in die Diskussion einbringt“, betont Vermeulen. Als ein kritischer Geist gilt der Künstler, der sich mit Ideen gegen den Strich auch schon mal ins kulturelle Geschehen der Stadt einmischt. Wie das abgesagte Fluxus-Projekt und ein Konzept für das Kunstmuseum. „Lichtblitze, die sich schon mal überkreuzt haben“, sagt Vermeulen. Da haben sich wohl Zwei gefunden, die auf konstruktive Streitkultur setzen. „Ich sage meine Meinung, aber ich habe mit der Stadtverwaltung nie Probleme gehabt“, betont Geldmacher. Von atmosphärischen Störungen war gestern allerdings nichts spürbar, sondern da schien die Chemie zu stimmen. Für Geldmacher ist die Auszeichnung, „Ermunterung, so weiterzumachen“. Als der Anruf von Vermeulen kam, „war ich sehr überrascht“. Er habe zunächst gezögert, den Preis anzunehmen, weil er erst seit 13 Jahren in Mülheim lebe. „Ich habe gedacht, das trifft nur Eingeborene.“ Der Liebe wegen fand Geldmacher, der lange in Hamburg lebte, den Weg nach Mülheim, um dann verwundert festzustellen, dass sein Großvater hier geboren wurde. Roberto Ciulli habe ihn quasi „verkuppelt“. Bei einem Theaterbesuch, der bei Mamma Rosa endete, lernte der Künstler, der damals sein Atelier in Düsseldorf hatte, 1991 seine Frau – eine Mülheimerin – kennen. Jahrzehnte später „fühle ich mich mit dem Preis jetzt richtig angenommen“.
Bei Ferdi Schüth dagegen, ist die Bindung zu Mülheim „schon längst passiert“, scherzt der Wissenschaftler: „Ich werde hier in Pension gehen.“ Auch er sei von der Nachricht sehr überrascht gewesen. „Es ist schon etwas Besonderes, wenn einem die Heimatstadt solch einen Preis verleiht.“ Der Chemiker hat sich auf Energiethemen spezialisiert. „Besonders hervorzuheben sind seine Beiträge zur Herstellung und Erprobung neuartiger Festkörperkatalysatoren im Hochdurchsatzverfahren sowie von Materialien, die sich zur reversiblen Speicherung von Wasserstoff oder als Wärmespeicher eignen“, heißt es in der Jury-Begründung. Stoff genug. Man darf auf die feierliche Preisverleihung beim Sponsor Sparkasse gespannt sein.