Mülheim. . Ludger Krösmann vom Finanzdezernat des Bistums Essen äußert sich zur Engelbertus-Pleite. 1,5 Millionen Euro Soforthilfe seien investiert worden. Doch er befürchtet: Auch der Hildegardishaus gGmbH drohen nun aufgrund einer Bürgschaft Forderungen.
„Das Bistum“ müsse einschreiten, am besten der Bischof persönlich – diese Forderung hört man häufig im Zusammenhang mit der Engelbertus-Misere. Der Mann, den man als „Finanzminister“ des Bistums Essen bezeichnen könnte, ist jedenfalls schon intensiv mit der Sache befasst: Ludger Krösmann, Leiter des Finanzdezernates beim Bischöflichen Generalvikariat, erlebt dabei auch unangenehme Überraschungen.
Herr Krösmann, Sie kommen gerade wieder aus einer längeren Besprechung, die sich um die Engelbertus-Insolvenz drehte. Gibt es Neuigkeiten?
Ludger Krösmann: Es gibt eine weitere Forderung einer Leasing-Gesellschaft gegenüber der Engelbertus-Gruppe.
Um welche Summe geht es dabei genau ?
Krösmann: Rund eine Million Euro, und zwar für verschiedene Einrichtungsgegenstände, Betten und Möbel. Da jedoch Engelbertus insolvent ist, könnte nun eine Inanspruchnahme der Hildegardishaus gGmbH drohen.
Die genaue Höhe des Schuldenbergs ist noch unbekannt, mehr als 20 Millionen Euro sollen es sein. Wie konnte es so weit kommen? Hätten Sie nicht früher die Notbremse ziehen müssen?
Krösmann: Die Frage ist natürlich berechtigt. Ich persönlich bin erstmals 2009 mit der Sache konfrontiert worden, und wir haben umgehend eine Unternehmensberatung eingeschaltet. Welche Dinge von vorneherein falsch eingestielt wurden, wird sich wohl erst im Laufe des Insolvenzverfahrens erweisen. Es gab immer einen Aufsichtsrat. Ob aber die Kontrollmöglichkeiten stets ausgeschöpft wurden, kann ich nicht beantworten.
Stichwort Aufsichtsrat: Dessen früherer Vorsitzender, Pastor Michael Clemens, hat eine viel beachtete Erklärung veröffentlicht, in der er dem ehemaligen Geschäftsführer Hans-Peter Tappert, dessen Ehefrau und dem beteiligten Architekten für die vorbildliche Zusammenarbeit dankt. War dieses Statement mit dem Bistum abgesprochen?
Krösmann: Nein, überhaupt nicht.
Für die Engelbertus-Einrichtungen an der Seilerstraße hat der Caritas-Trägerverein, an dem das Bistum mehrheitlich beteiligt ist, eine Auffanggesellschaft gegründet. Mit welcher Summe wurde dort ausgeholfen?
Krösmann: Um die Liquidität zu sichern, haben wir 1,5 Millionen Euro investiert. Unser vorrangiges Ziel war, den Betrieb zu sichern, um nicht das Wohl der alten Menschen aufs Spiel zu setzen. Sie werden vom vorhandenen Personal weiterhin betreut und gepflegt. Auch im Wohnpark Dimbeck wird dies durch den vorläufigen Insolvenzverwalter gewährleistet.
Aber auch für das Wohnstift an der Seilerstraße wird mittelfristig ein anderer Träger gesucht...
Krösmann: Ja. An und für sich ist es nicht Kernaufgabe des Bistums, an Pflegeheimen direkt beteiligt zu sein. Hier, ebenso wie an der Dimbeck, muss ein Investor her, der das Handwerk versteht. Außerdem muss der Standort zu dessen Gesamtstrategie passen.