Mülheim. Zig Stromanbieter buhlen um die Mülheimer Kunden. Die WAZ hat einen aktuellen Preisvergleich in einem Verbraucherportal vorgenommen - und dabei festgestellt: Nur bei einem einzigen Anbieter ist der Strom teurer als beim Essener Konzern RWE.
Der Stromkonzern RWE langt in Mülheim kräftig zu. Nur bei einem einzigen Anbieter ist der Strom teurer als beim Essener Konzern. Offenbar nutzt dieser die geringe Bereitschaft der Verbraucher zum Anbieterwechsel, um seine Gewinnmarge groß zu halten.
Die WAZ hat einen aktuellen Preisvergleich im Verbraucherportal Verivox.de vorgenommen und dabei Angebote mit Kaution und Vorauskasse, die von Verbraucherschützern kritisch betrachtet werden, nicht berücksichtigt. Ebenso unberücksichtigt blieben Angebote für Wechsler, die mit einem einmaligen Bonus locken.
Unter diesen Vorbedingungen buhlen derzeit 75 Anbieter um Mülheimer Kunden – und bei einem Jahresverbrauch von 4000 Kilowattstunden (kWh), ein Durchschnittswert für Familien-Haushalte, ist mit Greenpeace nur ein Anbieter teurer als RWE im Grundversorger-Tarif „RWE Klassik Strom“. Dafür bietet Greenpeace 100 % Ökostrom, der RWE-Strommix hingegen besteht zu 59 % aus fossilen, zu 22 % aus nuklearen und nur zu 19 % aus regenerativen Quellen.
62 günstigere Anbieter als der RWE-Tarif "Pur Strom"
Im besagten RWE-Tarif werden bei genanntem Jahresverbrauch 1068,62 Euro fällig. RWE bietet mit „Pur Strom“ allerdings auch einen günstigeren Tarif an; im Jahr käme dies gut 38 Euro günstiger. Doch auch im Vergleich zu „Pur Strom“ bieten sage und schreibe 62 Anbieter preisgünstigere Tarife als der Essener Stromriese. In der Spitze ließen sich, wiederum unter Aussparung von Anbietern mit Kaution und Vorauskasse, für Familien gut 160 Euro im Jahr sparen. Als preisgünstigsten Anbieter benennt Verivox die EVH GmbH, eine Tochter der Stadtwerke in Halle/Saale. Ihr Tarif Regio+ bekommt in der Verivox-Wertung der Geschäftsbedingungen und des Service vier von möglichen fünf Punkten. Ein Vertrag mit der EVH ist mit Sechs-Wochen-Frist monatlich kündbar.
Ebenso attraktiv für Wechsler ist der seit Februar geltende Tarif „Smart Regio“ der Stadtwerke Düsseldorf. Mit ihm lassen sich 140 Euro gegenüber dem RWE-Tarif „Pur Strom“ einsparen. Allerdings sind die Geschäftsbedingungen nicht sonderlich gut bewertet, wohl auch wegen der fixen Vertragslaufzeit von einem Jahr. Vor dem Hintergrund, dass weiter steigende Strompreise vorausgesagt werden, dürften auch Tarife mit Preisfixierung von bis zu einem Jahr interessant für wechselwillige Verbraucher sein.
Single-Haushalte können fast 100 Euro im Jahr sparen
Auch für Single- und Zwei-Personen-Haushalte lohnt die Überlegung, den RWE-Konzern für seine Preispolitik abzustrafen. Ein typischer Single-Haushalt mit 1500 kWh Jahresverbrauch kann etwa mit dem besagten Hallenser EVH-Tarif rund 96 Euro gegenüber dem günstigsten RWE-Angebot sparen, ein Zwei-Personen-Haushalt (2800 kWh) gut 120 Euro.
Dass RWE seine ehemalige Monopolstellung weiterhin kräftig zu nutzen weiß, weil der Druck wechselwilliger Kunden in den Kernversorgungsgebieten wohl noch nicht schmerzt, zeigt ein Blick in die unmittelbare Nachbarschaft. In Oberhausen und Duisburg will RWE den dortigen Lokalversorgern deren zu Monopolzeiten angestammten Marktanteile streitig machen und unterbietet ihre Tarife deutlich. Ärgerlich für Mülheimer RWE-Kunden: Oberhausener und Duisburger Verbraucher bekommen RWE-Strom bei einem Jahresverbrauch von 4000 kWh für weniger Geld: Auf Euro und Cent kommen sie 123, 76 Euro günstiger weg – weil RWE in der Nachbarschaft den Wettbewerb annimmt.