Mülheim. Die Schwestern der Rebekka-Loge „Zum blauen Band der Ruhr” werben für Mitgefühl, Verbundenheit und Werte wie Freundschaft, Liebe und Wahrheit. Trotz häufiger Spendensammlungen für gute Zwecke versteht sich die Loge nicht als karitative Organisation.
Es gibt Kuchen und Knabbereien im Gemeinschaftsraum der Rebekka-Loge „Zum blauen Band der Ruhr“ an der Friedrichstraße. Mehrere freundlichen Damen sind hier versammelt. Aber ein Kaffeeklatsch ist das nicht: Die acht vollwertigen Mitglieder (insgesamt sind es elf) der Loge tragen elegantes Schwarz und eine Anstecknadel am Revers: Drei ineinander verschlungene Kettenglieder. „Das soll einerseits für das Mitgefühl und die Verbundenheit unter uns Schwestern stehen, und andererseits für die zentralen Werte Freundschaft, Liebe und Wahrheit”, erklärt Christa Heyder, die Obermeisterin der Frauenloge. „Liebe ist dabei vor allem als Nächstenliebe zu verstehen“, betont sie.
Seit acht Jahren besteht die Damenloge nun bereits schon, als ein Zweig der Männerloge „Odd Fellows”, die sich einst aus einem Handwerkerbund entwickelt hatte. Der Name der biblischen Rebekka im Namen hat dabei durchaus eine Bedeutung: „Sie war eigenwillig und kühn, aber dennoch eine Frau ihrer Zeit, die ihre Möglichkeiten voll ausgeschöpft hat”, erklärt Ursula Schnürch. „Sie ist oft Thema in unseren Gesprächen.”
Zentrale Themen des Menschseins
So freundschaftlich und gesellig es auch zugeht im Logenhaus: Es geht hier um zentrale Themen des Menschseins. Alle Mitglieder versuchen, ein gutes Leben zu führen und dabei anderen zu helfen. Trotz häufiger Spenden für gute Zwecke versteht sich die Loge aber nicht als karitative Organisation: „Das sollte eigentlich selbstverständlich und jedermanns Sache sein”, so Ursula Schnürch.
Hier wird das Selbstverständnis der Rebekka-Schwestern deutlich. Die Damen engagieren sich für die Gesellschaft: Sei es beim jährlichen Herbstmarkt im Logenhaus oder mit einem Stand auf dem Saarner Nikolausmarkt, wo mit leckerem Apfelpunsch Spenden eingenommen werden. Unter den Schwestern wird später besprochen, an wen die Spenden fließen sollen: In der Vergangenheit wurden beispielsweise eine Grundschule oder auch die Kindertafel bedacht.
Vorurteile gegenüber Ritualen und geheimen Logen-Gesprächen
Aber nicht nur nach außen hin ist die Loge tätig, es gibt auch jene Rituale, die die Logen so geheimnisvoll erscheinen lassen: Die „Arbeitslogen” in der festlichen Halle, bei der alle schwarze Kleidung und weiße Handschuhe tragen. „Die Handschuhe sollen die Reinheit im Denken und vor allem im Handeln symbolisieren”, erklärt Christa Heyder. „Und die Rituale, mit denen wir arbeiten, sollen uns Halt und Geborgenheit vermitteln. Was in der Halle besprochen wird, bleibt auch dort und verlässt die Loge nicht.”
Diese Abgrenzung nach außen gibt den Mitgliedern Vertrautheit und Sicherheit, für Außenstehende wirkt es aber unter Umständen mysteriös. „Es ist leichter, einen Atomkern zu zertrümmern als ein Vorurteil – das hat schon Einstein gesagt”, seufzt Schatzmeisterin Erika Rümmler.
Experten-Vorträge über Musik und Expeditionen
In den anschließenden „Nachlogen”, die dann im Gemeinschaftsraum stattfinden, geht es etwas legerer zu. Hier werden häufig Vorträge zu den verschiedensten Themen gehalten. Manchmal von den Schwestern selbst, manchmal von Experten, die eingeladen worden sind. Da geht es beispielsweise um Musik, die die Seele berührt, oder aber um eine Expedition in den Himalaya. „In den Gesprächen dazu lernen wir uns außerdem besser kennen”, verrät „Altmeister” und Mitbegründerin Ulrike Lohmann.
Drei an der Logenarbeit interessierte Frauen - „Suchende” werden sie genannt – sind nun schon zum zweiten Mal mit dabei und erleben die Arbeit der Rebekka-Loge hautnah mit. Doris Ortmann hatte eine Anzeige der Gruppe in der Zeitung gelesen: „Ich war neugierig”, sagt sie. Rita Degenhardt-Schroemges kam über eine Freundin aus der Demenzbetreuung, in der sie tätig ist, zur Loge. „Ich dachte, ich schau mir das mal an!”
Entscheidung per Abstimmung
Ob die Frauen letztendlich vollwertige Mitglieder der Loge werden, wird nach einer Zeit des Kennenlernens entschieden. Die Schwestern stimmen darüber ab. Wer aber nicht wirklich in die Reihen der Rebekka-Loge passt, der bemerkt das meist schon früh von selbst, weiß Ursula Schnürch.