Mülheim.
Während in Sozialen Netzwerken viele Nutzer ihren Heimatstädten huldigen, ist die Stadt Mülheim dort selbst kaum vertreten - und probt seinen Auftritt zunächst nur über Twitter. Seit zwei Monaten informiert die Presseabteilung dort kurz und knapp.
Mülheim. „Mülheim – das Beverly Hills des Ruhrgebiets“ oder „Mülheim – da ist Ruhrpott pur“. Diese Slogans haben sich nicht etwa Marketingmenschen ausgedacht, sondern Nutzer im Netz. Es sind Gruppen, denen die User der Plattform „MeinVZ“ beitreten können, mehrere tausend Mitglieder haben diese Gruppen bereits. Auch auf Facebook haben sich Mülheim-Freunde eine Seite ihrer Heimatstadt eingerichtet – 1 943 Anhängern gefällt das. Während die Nutzer in den Sozialen Netzwerken ihrer Heimat huldigen und auf diesem Weg ihr Profil stärken, stellt sich die Stadt selbst noch zurückhaltend dar. Und probt seinen Auftritt zunächst nur über Twitter.
Seit etwa zwei Monaten zwitschern Volker Wiebels und seine Kollegen jeden Tag. Der Stadtsprecher und Chef-Twitterer kümmert sich gemeinsam mit den Mitarbeitern der Presseabteilung um die Beiträge, die sogenannten „Tweets“. In diesen kann jeder seine Gedankengänge mit der Internetwelt teilen. Es sind Kleinigkeiten in Kurzform: Neuigkeiten aus der Nachbarschaft, Klatsch aus dem Büro, sinnfreie Gedankenfetzen in drei Zeilen Text. Die omnipräsente Onlinepräsenz ist für viele Menschen zum Standard geworden – und für die Stadt? Die letzten Tweets von @Muelheim_Ruhr verkünden: „Vorverkauf Klavier-Festival-Ruhr 2011 in Touristinfo“ und „Die neue Mülheim Mobil Broschüre ist da!“ Mal ehrlich, soll das junge Menschen erreichen?
Presseteam muss sich noch einarbeiten
„Wir üben ja noch“, gibt Webmaster Wiebels zu. Als Neuling in der Community muss sich das Presseteam zunächst einarbeiten. So schicken die Mitarbeiter alle Meldungen ins Netz, die auch an die Medien gehen. Nach einer Testzeit könne man sich vorstellen, jüngere Kollegen in den einzelnen Ämtern ins Webteam einzubinden.
Unternehmen nutzen das Soziale Netz längst für Werbezwecke und zur Imagepflege. Und so entdecken auch Nachbarstädte das Potenzial der Selbstdarstellung. Essen hat bei Facebook eine Wette mit Dortmund laufen: Wer knackt die Fanmarke von 10 000? Hier bietet das Netzwerk auch Raum für lokalen Austausch: Über die Pinnwand finden Fahrgemeinschaften zusammen, User diskutieren, kommentieren und tauschen Kontakte aus – die virtuelle Stadt zum Mitgestalten. So weit ist Mülheim noch nicht.
Stadt möchte mehr junge Menschen erreichen
Als Ziel habe sich die Stadt gesetzt, erst via Twitter mehr junge Menschen zu erreichen. „Indem wir Veranstaltungen in der Stadt ankündigen, wollen wir bei der jüngeren Generation Interesse wecken“, sagt Wiebels. So hat auch das Kunstmuseum einen eigenen Twitter-Account, in dem es die Nutzer auf Ausstellungen aufmerksam macht. 157 „Follower“, also Freunde, hat die Stadt auf Twitter. „Wenn das weiterhin gut läuft, wollen wir uns auch auf Facebook präsentieren.“
Tippt man auf Facebook „Mülheim an der Ruhr“ in der Suchleiste ein, findet sich ein Eintrag mit Stadtwappen und dem Mülheimer Wikipedia-Eintrag. „Doch der ist nicht offiziell“, erklärt Wiebels. Auf der Wissensplattform Wikipedia kann grundsätzlich jeder einen Beitrag verfassen oder ändern. „Wir wissen nicht, wer den Wikipedia-Eintrag geschrieben hat. Doch er wurde von der Community als exzellent ausgezeichnet.“ Das heißt: „Er kann nicht einfach umgeschrieben werden.“ Das gefällt der Stadt. Schließlich können so auch keine negativen Einträge gepostet werden.
Fällt es dem Stadtsprecher mit 55 Jahren denn schwer, sich in der Netzwelt zurecht zu finden? „Wenn ich etwas nicht weiß, frag ich meine Kinder. Die bewegen sich wie selbstverständlich in der Netzwelt.“