Mülheim. . Die Sparkasse Mülheim zieht ihre Jahresbilanz: Von Krise sprechen die Banker kaum noch. Das Kreditvolumen knackte erstmals die Zwei-Milliarden-Euro-Grenze. Auch bei den Einlagen gab es einen Rekord. Vorsichtig blieben Kunden dagegen bei Aktien.

Leute, denkt langfristig, rät Helmut Schiffer, stellvertretender Vorstand der Sparkasse, den Mülheimern und weiß: Viele verschenken Geld, könnten mehr aus ihren Finanzen machen. „Ein Großteil unserer Kunden legt nach wie vor sein Geld nur kurzfristig an, auf Tagesgeldkonten etwa, und wartet auf den großen Zinssprung, der aber nicht kommt und wohl auch nicht kommen wird. Wer langfristiger agiere, so Schiffer, nicht Tage, sondern Jahre in den Blick nehme, der schneide unterm Strich stets besser ab.

Wie bei vielen Dingen im Leben kann es dabei durchaus attraktiv sein, gegen den Strom zu schwimmen. Mit dem Zitat „Die meisten Leute interessieren sich für Aktien, wenn alle anderen es tun. Die beste Zeit ist aber, wenn sich niemand für Aktien interessiert“ warb die Sparkasse in Mülheim vor einem Jahr. Damals lag der Dax bei 4400 Punkten. Wer den Fachleuten vom Berliner Platz vertraute, kann heute bei einem Dax von 7000 Punkten fast schon „absahnen“. Der Sturm auf Aktien blieb jedoch aus: Die Entwicklung im Kundenwertpapiergeschäft überstieg jedoch mit 1,08 Milliarden Euro im Bestand erstmals die Milliarden-Schallmauer.

Sparkassen-Bilanz macht Sprung nach oben

Von Krise sprechen die Sparkassen-Manager kaum noch, auch wenn der Vorstandsvorsitzende Martin Weck wegen anhaltender Turbulenzen auf dem europäischen Markt die Welt längst noch nicht für in Ordnung hält. In Mülheim läuft es gut. Die Sparkasse machte mit einer Bilanzsumme von 2,6 Milliarden Euro einen weiteren Sprung nach oben, das Kreditvolumen überstieg zwar knapp, aber erstmals die Zwei-Milliarden-Grenze und auch bei den Kundeneinlagen gelang mit 1,5 Milliarden eine neue Spitzenmarke. Die Mülheimer, 51 Prozent sind Sparkassen-Kunden, legen vermehrt wieder Geld an, geben es aber auch gerne aus.

Die heimische Wirtschaft, sagt Schiffer, habe man stets ausreichend mit Geld versorgen können, Kreditklemme ist kein Thema, und auch das neu aufgelegte Projekt „Mittelstandsoffensive“ soll dazu dienen, dass sich die Unternehmen mit ausreichend günstigem Geld versorgen können, um ihre Geschäfte zu machen. 50 Millionen Euro stehen dabei zur Verfügung. Die Nachfrage sei bisher recht gut gewesen.

Ein hohes Interesse verzeichnet die Sparkasse weiterhin am Immobilienmarkt. In manchen Segmenten gebe es eine so hohe Nachfrage, dass sie nicht befriedigt werden könne, sagt Schiffer. Er nennt dabei die Suche nach Mehrfamilienhäusern als Anlageobjekt. 112 Millionen Euro nahmen die Kunden im vergangenen Jahr auf, um in Steine zu investieren, 225 Ein- und Zweifamilienhäuser wurden gekauft, 243 Eigentumswohnungen, 448 Objekte wurden mit Krediten modernisiert.

Online-Banking soll ausgebaut werden

Zwar steigen die Bauzinsen wieder leicht an, Vorstandsmitglied Helge Kipping glaubt jedoch nicht, dass dadurch die Immobilienwünsche in nächster Zeit weniger werden. „Der Zinssatz ist nur ein Kriterium bei Immobilienkauf.“ Der Vorstand geht davon aus, dass auch in diesem Jahr im Vergleich zu vergangenen Jahren sehr niedrige Bauzinsen den Kunden erhalten bleiben.

Die streben nicht nur verstärkt auf den Immobilienmarkt, sondern auch ins Internet. Die Sparkasse will daher ihr mobiles Online-Banking ausbauen, vor allem aber auch ein neues sicheres Verfahren gegen mögliche Betrüger verbreiten. Derzeit gibt es bereits über 32.000 Kunden, die ihr Bankgeschäft über das Netz ausführen. Der Mensch als Ansprechpartner, versichert Weck, werde jedoch weiterhin bleiben. Dafür spricht auch das Engagement in der Ausbildung: 51 Auszubildende lernen zurzeit bei der Sparkasse das Geschäft mit dem Geld.