Mülheim. Das Mülheimer Schul- und Charterflug-Unternehmen VHM hat Insolvenz angemeldet. Noch vor einem halben Jahr schmiedete man dort Pläne, den Flughafen Essen-Mülheim mit anderen privat zu betreiben. Die Pleite erschwert die Wirtschaftslage zusätzlich.
Early bird – der frühe Vogel – so war bislang das Rufzeichen für das Mülheimer Schul- und Charterflug-Unternehmen VHM. Doch Early bird antwortet nicht mehr, das Unternehmen hat beim Amtsgericht Duisburg Insolvenz angemeldet.
Gut 35 Jahre lang startete das Flugunternehmen von Wolfgang Vautz auf den Ruhrhöhen quer durch Europa, zuletzt waren 35 Mitarbeiter dort beschäftigt. Kleine Düsen und Propellermaschinen schickte Vautz in die Luft und hatte noch vor einem halben Jahr große Pläne.
Geplante Privatisierung blieb aus
Zusammen mit der Luftschiffgesellschaft WDL, Flugzeugservice Claassen, Airmarin, FFL, TFC Flugbetrieb-und Technik GmbH, der Fachschule für Luftfahrzeugführer GmbH und Air Albatros wollte VHM den Flughafen, den eine politische Mehrheit in den Städten nicht mehr will, privat betreiben. „Wir sind in der Lage, den Flughafenbetrieb zu übernehmen und wissen, dass weitere große Unternehmen, auch außerhalb der Luftfahrtbranche, die sich für den Flughafen interessieren, dazu kommen werden“, sagte Vautz damals zur WAZ.
Am Montag war er nicht erreichbar. Ein Gespräch mit den drei Gesellschaftern des Flughafens – die Städte Essen, Mülheim und das Land – zur Privatisierung kam jedoch nie zustande. Eine offizielle Anfrage blieb aus, wie der Chef der Mülheimer Beteiligungsholding, Dr. Hendrik Dönnebrink, erklärte.
Private Probleme
Statt eines Starts zu neuen Höhen folgte die harte Landung für das Unternehmen. Überraschend kam die Insolvenz für den Geschäftsführer des Flughafens, Reiner Eismann, jedoch nicht. VHM habe in letzter Zeit Probleme gehabt, den Verpflichtungen nachzukommen. Drei Gründe macht Eismann für die Insolvenz aus: Die Verwaltungsgerichte hatten im Sommer des vergangenen Jahres die Starts und Landungen mit der kleinen Düse dem Flugunternehmen untersagt. Schon vorher nahmen Buchungen für Geschäftsflüge stark ab. Vautz konnte bereits vor dem Gerichtsurteil die mögliche Quote an Flügen bei weitem nicht durchführen.
Schließlich habe es auch private Probleme gegeben, heißt es. Wie hoch die Außenstände für den Flughafen sind, konnte Eismann gestern noch nicht beziffern. Klar ist, ihm bricht ein wichtiges Unternehmen weg, das vor wenigen Jahren noch als wichtiges Standbein für die Entwicklung eines Geschäftsflughafens galt.
Flughafen droht Insolvenz
Die wirtschaftliche Lage des Flughafens ist ohnehin schwierig. „Weitere Lande-, Schlepp- oder auch Tankgebühren fallen durch die Insolvenz für den Flughafen nun weg sowie Mieteinnahmen“, heißt es. Eismann will in Kürze erneut einen Wirtschaftsbericht vorlegen, der, wie er sagt, die von der Politik geforderten Einsparungen vorsieht. Allerdings nicht der Höhe von 300 000 Euro, wie es die Gesellschafter vorhaben, dann, so Eismann, könnte der Flughafen schon bald selbst zahlungsunfähig sein. In Fachkreisen wird die drohende Insolvenz des Flughafens mit rund 160 Beschäftigten als vorgeschobenes und als taktisches Manöver interpretiert, um weiterhin öffentliche Gelder zu erhalten.
Eismann will den Flughafen weiter am Leben erhalten, 3500 Bewegungen mit Propeller-Maschinen gebe es noch im Jahr. Darauf will er aufbauen. Mit Hilfe gezielter Werbung sowie der Interessengemeinschaft des Werkflugverkehrs und des nicht planmäßigen gewerblichen Flugverkehrs will er für den Standort Mülheim an der Ruhr werben. Das sei als Geschäftsführer nach wie vor sein Job. Eine Erhöhung der Einnahmen bedeute für die Städte eben auch eine finanzielle Entlastung.
Areal für Welt-Klimaausstellung
In der Politik wird das vielen nicht schmecken, in beiden Kommunen steht das politische Signal auf „Auslaufen“. Hinter den Kulissen gibt es inzwischen Streit darüber, was der Ausstieg kosten würde. Eine politische Mehrheit in Mülheim möchte das Areal 2020 für die mögliche Welt-Klimaausstellung nutzen und am liebsten auch schon vorher dort technische, wissenschaftsnahe Unternehmen ansiedeln.
Wohin geht die Reise? Anfang nächster Woche findet bei der Oberbürgermeisterin ein Gespräch der drei Gesellschafter statt. Das weitere Vorgehen soll abgesprochen werden.