Mülheim. . Die evangelischen Gemeinden Broich und Saarn werden zusammengelegt. Die Fusion soll “auf Augenhöhe“ und ohne Personalabbau geschehen, auch die Bezirkszuteilungen ändern sich kaum. Bei der Namensgebung entschieden ganz praktische Überlegungen.

Der Norden hat seit Januar seine evangelische Großgemeinde Lukas; nun beschlossen die Presbyterien der Kirchengemeinden Broich und Saarn ihre Fusion. Zum 1. August dieses Jahres wollen sie links der Ruhr eine Einheit bilden für rund 11 500 Gemeindeglieder. Beide Gemeinden legen dabei Wert auf die Feststellung, dass ihr Zusammengehen nicht von aktuellem Spardruck diktiert sei.

So soll im Großen und Ganzen auch alles beim Alten bleiben: Weder werde im Zuge der Fusion ein Gemeindezentrum geschlossen noch Personal abgebaut, berichteten am Montag die Presbyteriumsvorsitzenden beider Gemeinden, Pfarrer David Ruddat (Saarn) und Pfarrer Gerald Hillebrand (Broich), über die tags zuvor „in großer Einmütigkeit“ gefassten Fusionsbeschlüsse.

Reger Kontakt seit zehn Jahren

Broich bringt 4600 Gemeindeglieder in die Fusion mit (vor 18 Jahren waren es noch 6500), Saarn 6900 (im Gegensatz zu 7600 im Jahr 2006). Die neue Gemeinde Broich-Saarn wird knapp 50 Mitarbeiter beschäftigen. Gottesdienste werden in der Kirche an der Wilhelminenstraße in Broich sowie der Dorf- und Christuskirche in Saarn gefeiert. In Nachbarschaft der Kirchen steht jeweils ein Gemeindezentrum. In Broich gibt es die Kindergärten an der Reich- und Calvinstraße, in Saarn das „Haus Kinderlust“ an der Otto-Pankok-Straße und das Familienzentrum Lindenhof.

Es finden keine Unbekannten zueinander, wie Ruddat und Hillebrand betonen. Schon vor zehn Jahren traten die Gemeinden Broich und Saarn, auch Speldorf, in Kontakt – und verabredeten in der Folge Kooperationen etwa in der Kirchenmusik und im Predigertausch. Es gab an Feiertagen gemeinsame Gottesdienste, im vergangenen Jahr organisierten die drei Gemeinden gemeinsam das große Pfingstfest. Jetzt wollen Broich und Saarn fusionieren; Speldorf sehe (noch) „keine Notwendigkeit“, so Hillebrand.

Bezirkszuteilungen ändern sich nur geringfügig

Dass es mit Broich-Saarn nun so schnell geht, liegt auch daran, dass die Voraussetzungen zurzeit günstig sind: Es gilt Personalentscheidungen zu treffen. So wird die neue Fusionsgemeinde künftig mit 3,7 Pfarrstellen arbeiten – und damit gar noch knapp über der Vorgabe der Landeskirche liegen, dass pro 3000 Gemeindeglieder eine Pfarrstelle gewährt wird. Die Stelle vom Broicher Pfarrer Klaus Rosorius, der nach Kamp-Lintfort gewechselt ist, wird nicht neu besetzt. Thomas und Verena Jantzen teilen sich eine Stelle in Saarn-West, Jürgen Krämer betreut Saarn-Ost, Ruddat – künftig mit 0,7er statt halber Stelle – Saarn-Süd sowie Hillebrand Broich. Mit der Fusion sollen sich Bezirkszuteilungen nur geringfügig ändern.

Auch wird in diesem Jahr eine gemeinsame Jugendleiterstelle geschaffen, nachdem Simone Bruns zum November Broich verlassen hat. Kandidatin könnte Deike Kranz sein, deren befristete halbe Stelle in Saarn in diesem Jahr wegfällt. Mit der Fusion, so die Presbyteriumsvorsitzenden, bleibe gewährleistet, dass die gemeindliche Arbeit „nicht pfarrerzentriert“ sei. Man sichere den Spielraum, neben den Pfarrern ausreichend anderes Personal zu halten, etwa auch die Pädagogen.

Namensgebung nach alphabetischem Kalkül

Die größere Gemeinde werde allen „eine Bereicherung“ sein, ist sich Ruddat sicher. Sowohl er als auch Hillebrand haben in den Gemeindeversammlungen zur Fusion am Sonntag zwar auch kritische Nachfragen wahrgenommen, letztlich aber „sehr viel Zustimmung“ für das „auf Augenhöhe“ vereinbarte Zusammengehen im August.

Selbst über die Namens­gebung sei man sich schnell einig gewesen. Nicht Saarn-Broich, sondern Broich-Saarn. Ruddat lacht: „Dann sitzen wir bei der Kreissynode in der ersten Reihe.“ Denn bei dem Zusammentreffen der Synodalen im Halbjahresrhythmus folgt die Sitzordnung dem Alphabet ...