Auch die Evangelische Kirche hat ihr Kreuz zu tragen: 30 Prozent ihres Haushaltes muss sie in den kommenden Jahren einsparen, rund 2,5 Millionen Euro werden es wohl sein. Wo gespart wird, entscheidet sich bis Mai.

Seit Monaten diskutieren die Gemeinden über das Wie und Wo, und darüber, wie möglichst viel Kirche dennoch erhalten bleiben kann. Nach fast zweistündiger Diskussion einigte sich die Synode am Samstag jedoch darauf, über die ausgearbeiteten Sparvorschläge noch nicht zu entscheiden, sondern sich eine Verlängerung zu gönnen — bis zur Kreissynode im kommenden Mai.

Dann allerdings soll klar sein, welche Arbeitsgebiete und Aufgaben die Evangelische Kirche in Mülheim noch wahrnehmen soll, an welchen Orten und mit welchem Personal. Daraus sollen sich dann die Einsparvorschläge ergeben. Es geht bis Mai um nicht weniger als um die Frage: Was soll in Zukunft noch Evangelische Kirche sein? Ein externer Moderator wird dabei Hilfe leisten.

Die Synode folgte damit weitgehend einem Antrag des Kreissynodal-Vorstandes. Unumstritten war das jedoch nicht. Mancher hätte gerne jetzt schon entschieden. Andere hatten gerade davor gewarnt: Lasst uns nicht unter dem Spardruck Dinge zerschlagen, die sich später als weiterer Verlust herausstellen. Verschiedene Gemeinden hatten Einsparungen in Arbeitsbereichen wie Familienbildung, Ladenkirche sowie in der Öffentlichkeitsarbeit und in der Verwaltung gefordert.

Dass die Evangelische Kirche derart in die Finanzkrise gerutscht ist, hat viele Gründe. Auch selbstverschuldete, wie Pfarrer Justus Cohen von der Vereinigten Ev. Kirchengemeinde betonte. „Wir sollten aber nicht schlechtem Geld auch noch schlechtes hinherwerfen“, warb er für Sorgfalt und eine Korrektur der Fehler.

„Weg vom Gegeneinander, der Kirchenkreis sind wir“, forderte Pfarrerin Bettina Roth und erhielt Beifall. Sie lag damit auf einer Linie mit Superintendent Helmut Hitzbleck, er rief zum gemeinschaftlichen Handeln von Kirchengemeinden und gemeindeübergreifenden Arbeitsbereichen auf: „Will man gehört werden, muss man die Stimmen zum Chor vereinen.“

Der Zeitplan bis Mai ist knapp, darin sind sich alle auf der Synode einig. Auch darin, dass die Lage brenzlig, der Griff in die Rücklagen begrenzt ist. Von der „letzten Chance“ sprach Pfarrer Hans-Joachim Norden. Dennoch geht es nicht nur ums Geld: „Ich möchte auch“, sagte Pfarrerin Birgit Meinert-Tack, „das aus der resignativen Krisenstimmung eine energiegeladene Aufbruchstimmung wird.“