Mülheim.

Seit Januar bilden die drei evangelischen Gemeinden Dümpten, Johannis und Styrum die Großgemeinde namens Lukas – und sind überzeugt, dass ihr Gemeindeleben trotz Sparkurs gewinnen wird. Weil die Zeit des Kaputtsparens in kleinen Einheiten vorbei sei.

Notwendiges mit Nützlichem verbinden: Das hatten die drei evangelischen Gemeinden Dümpten, Johannis und Styrum im Sinn, als sie 2006 aus dem Spardruck jeder einzelnen Gemeinde heraus in Fusionsverhandlungen einstiegen. Seit Januar bilden sie im Norden der Stadt eine neue Großgemeinde namens Lukas – und sind überzeugt, dass ihr Gemeindeleben trotz Sparkurs gewinnen wird. Weil die Zeit des Kaputtsparens in kleinen Einheiten vorbei sei.

Dümpten bringt 3671 Gemeindeglieder mit, Johannis 4392 und Styrum 3943. Das Gemeindeleben soll sich fortan an drei Kirchen und ihren Zentren konzentrieren: an der Oberheid­straße (Dümpten), an der Aktienstraße (Johannis) und an der Albertstraße (Styrum). Aufgegeben wurden die Gemeindezentren an der Neustadtstraße in Styrum und an der Helenenstraße in Dümpten. 2013, wenn Pfarrer Helmut Kämpgen in den Ruhestand tritt, soll zudem das Zentrum am Goetheplatz (Johannis) aufgegeben werden. Entschieden ist, dass auch das Jugendhaus Oase an der Aktienstraße (Johannis) schließen wird – nur der Zeitpunkt ist noch offen.

3,75 Pfarrstellen für 12.000 Gemeindeglieder

Mit den Familienzentren „Kunterbunt“ (Dümpten) und „Die kleinen Strolche“ (Styrum) sowie der integrativ arbeitenden Kita „Haus der kleinen Leute“ (Johannis) hält die neue Gemeinde weiter drei Standorte der Kinderbetreuung aufrecht. Für die rund 12 000 Gemeindeglieder stehen zurzeit 4,75, nach Kämpgens Abschied 3,75 Pfarrstellen zur Verfügung. Insgesamt beschäftigt die Lukasgemeinde rund 40 Mitarbeiter.

Bewusst habe man am Personal festgehalten, hieß es gestern bei der Vorstellung der neuen Gemeindestruktur, die paritätisch von je einem Vertreter der drei alten Gemeinden vorgenommen wurde: Dümptens Pfarrerin Gundula Zühlke als Vorsitzende des für den Übergang bis zur nächsten Presbyter-Wahl 2012 fungierenden Bevollmächtigtenausschuss und die Kirchmeister Dr. Volker Schrödter (Johannis) und Hans-Joachim Behr (Styrum) gaben dabei bereits ein harmonisches Miteinander ab. „Personal“, machte Schrödter deutlich, „ist uns wichtiger als Immobilien.“ Was nütze der Gemeinde ein Gebäude, wenn sie nicht über Mitarbeiter verfüge, die es mit Leben füllen? „Ohne Mitarbeiter findet Kirche auch keinen Zugang zu den Gemeindegliedern.“

So hat man im Einklang beschlossen, nur mehr je ein Zentrum pro Altgemeinde zu halten. Es sei kein Problem, hieß es, dort alle Kurse der geschlossenen Häuser unterzubringen. Das Angebot soll breit bleiben. So kam auch, es mag zunächst widersprüchlich wirken, die Entscheidung zustande, die „Oase“ in absehbarer Zeit zu schließen. Der neu eingestellte Jugendleiter Simon Sandmann soll künftig im gesamten Gemeindegebiet mit Jugendlichen arbeiten. Unterstützt wird er dabei durch die Styrumer Halbtagskraft Renate Bruns. Insgesamt verspricht sich Kirchmeister Behr auch durch solch eine Entscheidung mehr als nur eine Sicherung von Angeboten. „Wir wollen sie auch attraktiver machen.“

Es wird auch investiert. So hat das Zentrum an der Albertstraße eine Jugendetage mit Bistro, ein Büchercafé, einen Kleiderladen und einen Meditationsraum bekommen, am Schildberg 3 in Dümpten entsteht eine Jugendetage. Als große Projekte gelten der U3-Ausbau der Kita „Kunterbunt“ (620 000 Euro) und die Turm-Sanierung an der Immanuelkirche in Styrum für mehrere Hunderttausend Euro.

Für das laufende Jahr hat sich die neue Lukasgemeinde einen Haushalt von 2,5 Mio Euro genehmigt, dank einer kleineren Rücklagenentnahme ist er ausgeglichen. Mittelfristig sollen durch die Aufgabe von Immobilien 0,45 Mio Euro eingespart werden. „Dann haben wir noch Spielraum, Innovationen denken zu können“, so Behr. Durch die Fusion sei die „Politik des Streichens“ gestoppt.

Warten auf die Markusgemeinde


Noch vor gut einem Jahr galt es als abgemacht, sollte auch die Markus- in die große neue Nordgemeinde eingegliedert werden. Der schwelende Konflikt dort um den Erhalt oder die Aufgabe des Gemeindezentrums am Knappenweg in Winkhausen hat eine Fusion bislang aber verhindert.

Der Lenkungsausschuss, der mit Vertretern aller vier Nordgemeinden die Fusion vorbereiten sollte, hatte sich nach Studium der Finanzsituation im März 2010 festgelegt, dass in jeder Altgemeinde nur mehr ein Gemeindezentrum erhalten werden sollte. Zuvor, nach einer ersten Strukturanalyse zu den Gebäuden, hatte es noch geheißen, dass jede Gemeinde ein Zentrum schließen müsse. Im März 2010 stand dann fest, dass die Markusgemeinde neben dem Zentrum am Schöltges Hof einen weiteren Standort aufgeben sollte. Im Mai 2010 sprach sich das Presbyterium der Markusgemeinde dagegen aus – und damit auch gegen die Fusion; im Oktober entbrannte schließlich der Streit in Winkhausen, als das Presbyterium für viele überraschend den Rückzieher vom Rückzieher vollzog und sich bis heute hartnäckig gegen den Protest stellt, der den Knappenweg erhalten will (wir berichteten).

Zum 1. Juni will die Markusgemeinde laut gültigem, aber bekämpftem Beschluss in die Fusion einsteigen, bei der Lukasgemeinde ist man skeptisch, ob dieser Zeitplan zu halten ist. „Wir sind nach wie vor in Gesprächen“, so Pfarrerin Gundula Zühlke. Den Winkhausener Konflikt müsse aber die Markusgemeinde zunächst alleine klären. Wer aber ein Zentrum erhalten wolle, müsse auch ein Konzept vorlegen, wie die Kosten für das dortige Personal und die Zinsverluste zu decken sind, die durch den Verzicht auf den Verkauf der Immobilie entstünden. Eben diese Punkte beinhaltet das Winkhausen24-Konzept zur Mitfinanzierung des Zentrums am Knappenweg nicht.