Mülheim. . Wenn zwei sich streiten, braucht es manchmal einen Vermittler. Die so genannte Mediation wird etwa bei Trennungen, an Schulen, am Arbeitsplatz oder bei zerstrittenen Nachbarn eingesetzt. An der Mülheimer Volkshochschule gibt es jetzt einen Kurs dazu.
Wenn zwei sich streiten, braucht es manchmal einen dritten, um zu vermitteln. Dieses Verfahren nennt sich Mediation und es wird hierzulande nicht selten bei Trennungskonflikten angewendet. Monique Ridder arbeitet seit fünf Jahren als Mediatorin, seit zwei Jahren bildet die Mülheimerin angehende Mediatorinnen und Mediatoren an der VHS aus. Es wird damit gerechnet, dass Mediationsverfahren, also die außergerichtliche Konfliktbeilegung, künftig noch mehr Anwendung finden wird: Das Bundeskabinett brachte vor einigen Tagen einen Gesetzesentwurf zur Förderung der Mediation auf den Weg.
Weil die Mediation damit auf eine auf EU-Recht basierende gesetzliche Grundlage gestellt werden soll, wurde auch der VHS-Kurs „Mediation – eine andere Art, Konflikte zu lösen“ überarbeitet und ergänzt. 200 Zeitstunden müssen angehende Mediatoren nun für ihr Zeugnis absolvieren – in Blöcken an den Wochenenden und als Bildungsurlaubs-Angebote.
Streit oft wegen verletzter Gefühle
Was vermittelt der Kursus, was lernt man? „Mediation ist eine begleitete Konfliktlösung, die zu einer win-win-Situation führt“, erklärt Monique Ridder. Heißt: Bei einer erfolgreichen Mediation gibt es am Ende keinen Verlierer.
Mediation bedeute Vermittlung, nicht Schlichtung oder gar Lösung eines Konfliktes. Der Vermittler müsse, so Ridder, „die Lösung aus den Leuten herauskitzeln. Dafür muss man das Verständnis füreinander wecken und die Verletzungen herausarbeiten.“ Eine Streitkultur entwickeln, gewissermaßen. Denn hinter einem Streit stecken oft verletzte Gefühle, Grundhaltungen und Werte, die berührt werden. Das klingt nach Psychologie? „Wenn bei einer Mediation erst mal alles auf dem Tisch liegt, sieht man, was der Hintergrund ist“, weiß Monique Ridder. „Dann kann man auch gemeinsam an einer Lösung arbeiten.“ In 80% der Fälle sei eine Mediation erfolgreich.
Die VHS-Dozentin war als Direktionsassistentin in einem Unternehmen angestellt, bevor sie sich für die Selbstständigkeit und die Erwachsenenbildung entschied. Ungelöste Konflikte am Arbeitsplatz sind heute ihr Spezialgebiet als freiberufliche Mediatorin. Sie hilft etwa Firmen bei der Zusammenstellung von Teams, basierend auf der Erkenntnis, dass man mehr schaffen kann, „wenn man gut zusammenarbeitet.“ Bleibt ein Konflikt am Arbeitsplatz ungelöst, kann es zu unschönen Entwicklungen wie innerer Kündigung oder Mobbing kommen. Mediation, so Monique Ridder, ist an den Interessen aller beteiligten Parteien orientiert – und die müssen auch ganz freiwillig zum Mediator kommen.
Auch "für sich selbst"
In ihren VHS-Kursen, die bis zu 20 Teilnehmer haben, finden sich meist auch drei, vier Rechtsanwälte, doch sind juristische Vorkenntnisse nicht nötig. Der Blick auf das eigene Problemlösungsverhalten allerdings sehr wohl. „Man erlernt im Kurs den Umgang mit Konflikten. Für sich selbst und zwischen zwei streitenden Parteien,“ erklärt Monique Ridder. In den vielen praktischen Übungen „bekommt man auch ein Verhältnis für sich und das eigene Konfliktverhalten. Das schafft ein anderes Grundverständnis – für sich und für andere.“
Mediatoren und Mediatorinnen werden nicht nur bei Trennungskonflikten, sondern auch an Schulen, bei sich zankenden Eigentümergemeinschaften oder bei Nachbarschaftsstreitigkeiten eingesetzt. „Das ist“, meint Monique Ridder, „ein nachwachsendes Thema.“
Infos: Der Kursus zur Mediationsausbildung (Nr. 3410) beginnt an der Heinrich-Thöne-Volkshochschule am 25. März. Das Teilnahmeentgelt beträgt 1810 Euro. Informationen gibt es an der VHS bei Peter Schüttler, 455-4357, www.muelheim-ruhr.de/vhs. Email: peter-michael.schuettler@stadt-mh.de oder bei Monique Ridder unter info@mediation-an-der-ruhr.de. VHS-Dozentin Ridder wird demnächst erstmals auch eine „Profilpassberatung“ mit Coaching-Elementen für die berufliche Orientierung oder Neu-Orientierung anbieten („Auf der Suche nach der Berufung“). Für Jugendliche ist ein solcher Kursus erstmals in den Osterferien geplant.