Plettenberg. .
Für Streit gibt es viele Ursachen: Mit dem Nachbarn über die Höhe der Hecke an der Grundstücksgrenze, mit dem Arbeitskollegen über die richtige Aktensortierung, mit dem guten Freund wegen eines falschen Wortes zu falscher Zeit. Sind die Fronten verhärtet, gibt es für viele oft nur einen Ausweg: Den Gang zum Anwalt. Doch es geht auch anders, weiß Volker Bäumel.
Der 45-Jährige ist studierter Sozial-Pädagoge und arbeitet hauptberuflich für die Stadt Plettenberg, früher beispielsweise als Leiter des Jugendzentrums.
Doch es gibt noch eine andere Seite an Volker Bäumel, eine Art besonderer Leidenschaft: Der Attendorner ist Mediator, ein Mittler zwischen Streithähnen – und das mit spürbarer Passion.
Um sich zwischen die Fronten zweier Konfliktparteien zu setzen, ist Fingerspitzengefühl notwendig und die Fähigkeit, objektiv zu sein. Man darf sich nicht vereinnahmen lassen von einer Seite, muss den Abstand wahren, dennoch darf der Sympathiewert nicht zu kurz kommen. Eine Gratwanderung, die man dem einfühlsam wirkenden Mann auf den ersten Blick schon zutraut.
Bäumel erklärt seine Tätigkeit: „Ich werde von einer Konfliktpartei angesprochen und stelle zunächst den Kontakt zu allen Beteiligten her, bitte sie an einen Tisch. Dann gilt es, sich einen ersten Überblick über den Streitfall zu verschaffen.“
Nach einer Einleitung erkläre er die Prinzipien der Mediation und lasse die Teilnehmer ihre Sichtweisen darlegen. Wichtig seien dabei nicht nur die Fakten. Um die Situation mit allen Hintergründen erfassen zu können, werden die Kontrahenten auch gebeten, verborgene Gefühle oder verdeckte Interessen darzulegen, die immer in einen Streit hineinspielen, so Bäumel.
Dann kommt der schwierigste Teil des Gesprächs: „Die Beteiligten sollen selbsttätig Lösungsmöglichkeiten entwickeln.“ Wichtig sei die Suche nach einem Konsens, nicht nach einem Kompromiss. „Häufig haben Streitfälle etwas mit dem eigenen Status zu tun.“
Im Gespräch mit einem Mediator soll deshalb ein Weg zur Schlichtung gefunden werden, bei dem niemand sein Gesicht verliert, der vielmehr die Interessen beider Seiten berücksichtigt“, betont der 45-Jährige. Und das sei erfolgreich: „In 75 Prozent der Fälle kommen wir zu einer Lösung.“ Und die werde dann schriftlich festgehalten und besiegelt.
„Dieser Weg kann eine gerichtliche Einigung umgehen“, erläutert Bäumel die Wichtigkeit von Mediatoren. Und es gehe sogar noch einen Schritt weiter: „Im Mai soll sogar ein Gesetz erlassen werden, dass Mediatoren den Gerichten vorschaltet.“
Natürlich, so hebt der Fachmann hervor, „ist die Einigung beim Mediator nicht zwingend das Ende eines Streits. Sollten sich die Parteien nicht einigen können oder wollen, bleibt immer noch die Möglichkeit, zum Anwalt zu gehen.“
Man müsse aber bedenken, dass der Rechtsweg zeit- wie auch kostenintensiv sei und oft eine weitere Kommunikation unmöglich mache. „Bei Freunden, Arbeitskollegen oder auch Nachbarn ist das nicht selten die schlechteste Lösung.“