Altena. .
Winfried Schmidt freut sich: „Endlich bekommt das Verfahren der Mediation einen offiziellen Unterbau.“ In der vergangenen Woche hat die Bundesregierung das „Gesetz zur Förderung der Mediation“ auf den Weg gebracht.
Bundesjustizministerium Sabine Leutheusser-Schnarrenberger beschreibt es als „Justitia ohne Schwert“, was der Altenaer Winfried Schmidt und 20 weitere „Mediatoren“ in Südwestfalen tun. Bürger bekommen, so das Ministerium, „erstmals ein gesetzlich geregeltes Mittel, ihre Streitfälle selbst in die Hand zu nehmen“.
Weg zum
Gespräch ebnen
Die Hoffnung der Bundesregierung ist klar: die hoffnungslos überlasteten Gerichte zu entlasten. Ministerin Leutheusser-Schnarrenberger: „Justitia wird immer noch eine Waage in der Hand halten, aber immer öfter ohne Schwert auftreten.“
Winfried Schmidt wirft tatsächlich manchmal vor den Augen seiner Kunden demonstrativ ein dickes Gesetzbuch in den Papierkorb. Nicht, weil er sich um Recht und Gesetz schert, sondern um den Weg zum Gespräch zu ebnen.
Der 55-jährige Psychotherapeut ist von allen drei Mediatoren-Verbänden in Deutschland zertifiziert und fungiert im Bundesverband der Mediatoren (BM) als Regionalgruppenleiter für Südwestfalen. In der arbeiten 20 ausgebildete Mediatoren zusammen.
Sie alle begrüßen das neue Gesetz natürlich außerordentlich. Sie hoffen auf eine deutlich größere Akzeptanz in der Bevölkerung.
Der große Unterschied zu allen anderen offiziellen Verfahren sei die Freiwilligkeit, unterstreicht Winfried Schmidt. Ein Mediator wolle keineswegs vermitteln wie etwa ein Schlichter. Der Begriff eines Moderators passe noch am nächsten als Synonym.
Der Mediator schafft eine neue Gesprächsebene und fühlt sich verantwortlich dafür, Streitende wieder auf eine emotional neutrale Ebene zu bekommen. Winfried Schmidt beteuert: „Ich fälle kein Urteil, ich mache keine Vorschläge und äußere keine persönliche Meinung.“ Stattdessen helfe er den Streitenden, selbst eine Lösung zu finden. Am Ende steht eine schriftliche Übereinkunft.
80 % der Klienten sind scheidungswillige Paare
80 % seiner Kunden seien Ehepaare, die sich scheiden lassen wollen, verrät Schmidt. In zweiter Linie folgen Auseinandersetzungen zwischen Arbeitgeber und -nehmern. Oft stünden heftige Emotionen einer Einigung im Wege.
Das formelle Scheidungsverfahren kann der Mediator niemandem ersparen. Aber es genügt möglicherweise, einen Anwalt mit der Abwicklung zu beauftragen, statt zwei Juristen streiten zu lassen - mit offenen Konsequenzen für die Geldbörse.
Mediatoren arbeiten natürlich nicht kostenlos: Schmidt nimmt je nach Schwierigkeitsgrad 80 bis 100 Euro pro Stunde. Bei manchen helfe eine einzige Sitzung, andere betreut er seit Jahren.
Eine Mediation spare aber nicht nur Geld, sondern auch Zeit und Nerven. „Ich brauche nicht jeden Tag mit Bangen zum Briefkasten zu gehen, was die Gegenseite nun wieder verlautbaren lässt...“ Und die Streithähne brauchen nicht auf Juristen warten.