Mülheim. .
Unbekannte haben den Broicher Friedhof in Mülheim regelrecht verwüstet. Zum Vandalismus kam Diebstahl mit Kalkül: hochwertige Grablampen wurden geklaut. Insgesamt 77 Gräber wurden verunstaltet. Der größte Schaden seit langem, so die Stadtverwaltung.
Die kriminellen Machenschaften wurden in Broich so lange unter der dichten Schneedecke gehalten, bis sich die weiße Pracht auflöste. Da wurde das ganze Ausmaß der Grabschändung auf dem Friedhof sichtbar. Gräber, die von Angehörigen liebevoll bepflanzt und mit Andenken geschmückt waren, hatten Unbekannte brutal verwüstet.
Nach der Anzeige einer Mülheimerin entdeckten Friedhofsmitarbeiter am Montag die Zerstörung auf dem Broicher Friedhof (WAZ berichtete). Nach der Bestandsaufnahme stand Dienstag fest: „Es sind die größten Vandalismusschäden, an die wir uns erinnern können“, sagt Stadtsprecher Volker Wiebels. Insgesamt handele es sich um 77 Grabstätten. Zum Vandalismus kam Diebstahl mit Kalkül: 27 hochwertige Grablampen und eine Vase klauten die Täter, in einem Fall haben sie sogar die Metallbuchstaben aus dem Grabstein gehauen.
Kosten bleiben an den Grabinhabern selbst hängen
Die Tat erinnert an einen Gruselfilm im Fernsehen: 43 Grablampen und eine Vase wurden umgetreten, sieben Lampen zerstört oder mit brachialer Gewalt aus den Fundamenten herausgebrochen. Der Versuch, ein Kreuz herausdrehen, misslang. Scherben lagen verstreut und es gab eine Spur der Verwüstung. „Es ist unfassbar“, sagt Sylvia Waage. Kam es vor einigen Monaten auf dem Hauptfriedhof, dem Friedhof in Heißen und in jüngerer Vergangenheit immer mal wieder auf dem Altstadt-Friedhof zu Vandalismusschäden, hat die Leiterin vom Grünflächenmanagement eine Zerstörung dieses Ausmaßes noch nie erlebt. Und dazu mit System: „Es wurden nur hochwertige Sachen gestohlen und abtransportiert“, sagt Waage. So spricht die Stadt von „Metalldieben, die am vergangenen Wochenende den Friedhof Broich heimgesucht haben“. Der Gesamtschaden wird auf mindestens 10 000 Euro geschätzt. Nicht bezifferbar sind die psychischen Auswirkungen bei den Angehörigen.
Die Kosten bleiben an den Grabinhabern selbst hängen. „Sie können Anzeige gegen Unbekannt erstatten und nur hoffen, dass die Täter erwischt werden“, sagt Volker Wiebels. Neben der Stadt, die Anzeige wegen Diebstahls und Störung der Totenruhe erstattete, sind bislang drei bis vier Anzeigen von Privatleuten bei der Polizei in Essen eingegangen.
Wohl zwischen dem 21. und 24. Dezember
Während der Tathergang unübersehbar ist, bleibt der Zeitpunkt umstritten: Zwischen dem 21. und 24. Dezember schätzt die Polizei: „Wir vermuten, dass es sogar noch vor Weihnachten geschehen ist“, sagt Peter Elke, Polizei-Pressesprecher. Diebstähle und Vandalismus auf Friedhöfen sind ihm immer mal wieder untergekommen, „aber in einem solchen Ausmaß habe ich das noch nicht erlebt“. Um die Täter zu finden, ist die Polizei auf Zeugen angewiesen, die etwas bemerkt haben – sei es auch nur eine Kleinigkeit. „Wir warten jetzt ab, welche Menschen sich noch bei uns melden“, sagt Elke. Nach den Zeugenaussagen versucht die Polizei, den Tatzeitraum weiter einzugrenzen. Danach sollen Zeugen und Anwohner des Friedhofes befragt werden. Im nächsten Schritt „gibt es einen Abgleich mit anderen Straftaten“, erläutert Elke. Die Ermittlungen gehen weiter.
Müssen wir unsere Friedhöfe bewachen? „Nein, sagt Elke, „von Seiten der Polizei würde das unsere Grenzen bei weitem sprengen“. Hilfreicher seien Anwohner, die hinsehen. „Nachbarschaftsschutz ist der beste Schutz, den man sich vorstellen kann“. Nach Anruf sei die Polizei natürlich zeitnah da, verspricht Elke.
Was kann die Stadt unternehmen? „Wir können nicht überwachen, aber wir können die Anwohner und Besucher der Friedhöfe sensibilisieren“, so Waage. In den Info-Kästen auf Friedhöfen sei die Telefonnummer der Polizei zu finden: „Wenn jemand etwas merkt, sofort die Polizei rufen“.