Herne. Ob Vasen, Lampen oder Steinbeschriftungen. Auch auf den Herner Friedhöfen wird immer mehr geklaut. Deshalb rät die Genossenschaft der Friedhofsgärtner, keinen Grabschmuck aus Metall mehr auf die Ruhestätten zu stellen.

Der November ist ein stiller Monat, er läutet die besinnliche Jahreszeit ein. An den stillen Feiertagen von Allerheiligen, über Allerseelen bis zum Volkstrauertag gedenken viele Menschen ihrer verstorbenen Angehörigen – und schmücken deren Gräber. Manchmal umsonst.

Denn auch in Herne beobachten Friedhofsgärtner einen bitteren Trend: Die Zahl der Diebstähle nimmt zu. „Manchmal werden ganze Grabreihen leer gefegt. Vasen, Lampen, Steinbeschriftungen – alles, was aus Metall ist, wird geklaut”, weiß Günter Bergmann zu berichten. Der 56-Jährige arbeitet seit seinem 20. Lebensjahr als Friedhofsgärtner im Stadtgebiet und ist der Geschäftsführer der seit 40 Jahren bestehenden Herner Friedhofsgärtner-Genossenschaft (FGGH).

Beziffern lässt sich das nicht

Beziffern kann er den Metallklau auf den Herner Friedhöfen nicht: „Viele melden die Diebstähle gar nicht. Dass das Problem zunimmt, spürt man aber bei der täglichen Arbeit”, sagt Bergmann und erzählt von der wohl spektakulärsten Grabplünderung seiner Dienstzeit: „Es war ein Kreuz, 1,50 Meter hoch, aus Bronze. Das stand 20 Jahre auf einem Grab, das ich gepflegt habe. Und plötzlich war es weg.” Im Gebüsch, einige Wege vom Grab entfernt, fand er es wieder: Vermutlich, weil es zu schwer war, hatten die Diebe es weggeworfen. Bergmann stellte es wieder zurück an Ort und Stelle. Ein paar Tage später war es wieder verschwunden – diesmal für immer.

Auch mit Blumen- und Pflanzenklau hat es der Gärtner immer wieder zu tun: „Wenn ich zum Beispiel Erika gepflanzt habe und den nächste Pflegegang mache, sind immer 50 bis 60 Stück weg. Aber dann hatte ich vorher auch 6000 gepflanzt. Dieser Schwund ist normal, was richtig weh tut, ist die Metallgeschichte.” Am besten, ist Bergmann überzeugt, führen die Angehörigen damit, gar keinen Grabschmuck aus Metall mehr aufzustellen; eine dauerhafte Bewachung von Grabanlagen oder das Abschließen von Friedhofen hält er für organisiatorisch und finanziell nicht machbar. Die Händler reagierten bereits auf den Trend und stellten vermehrt Lampen und Vasen aus Stein oder Granit her. „Es ist doch so: Metall ist knapp, und Geld ist noch knapper. Das Beste wäre, alle Menschen hätten Jobs, dann gäb' es solche Diebstähle gar nicht”, sagt Bergmann. Insgesamt, beobachtet der Experte, würden die Gräber immer kleiner, der Schmuck immer weniger. „Ich sage immer: Auf dem Friedhof sieht es so aus wie in den Familien.”

Dass kirchliche Friedhöfe von Plündereien weniger betroffen seien, auch das weiß er zu berichten. Günter Bergmann erklärt das mit der oft größeren Überschaubarkeit der Anlagen und der dadurch größeren Gefahr für Diebe, entdeckt zu werden.