Mülheim.
Pflegekräfte fehlen. Deshalb werden in Mülheim zurzeit 16 Langzeitarbeitslose zu staatlich geprüften Altenpflegern umgeschult. Einer davon ist Jürgen Fedke. Der heute 55-Jährige gab einst seinen Arbeitsplatz auf, um seine kranke Mutter zu versorgen.
„Personalmangel, unzureichende hygienische Pflege und überforderte Pfleger.“ Die Diskussion über die Zustände in Altenheimen hat auch den „Aktionsplan Altenpflege 2010“ emporgebracht. Nach Angaben des Arbeitgeberverbandes Pflege fehlen schon jetzt 10 000 Pflegekräfte für 2,2 Millionen Pflegebedürftige in NRW. In den nächsten zehn Jahren liege der Bedarf bei mehr als 77 000 zusätzlichen Fachkräften. Nun werden mit Mitteln der Arbeitsagentur Langzeitarbeitslose umgeschult. „Entsprechende Erfahrungen müssen natürlich mitgebracht werden – wir werden keinen Handwerker zum Pfleger umschulen“, so Agentursprecherin Katja Hübner.
„Der Umgang mit Menschen ist einfach mein Ding"
Erfahrungen mit Menschen kann Jürgen Fedke aus 32 Jahren Berufsaktivität ziehen. Der gelernte Erzieher arbeitete in einer Kita, als Gärtner und als Suchtberater. „Der Umgang mit Menschen ist einfach mein Ding, das macht mir Spaß.“ Als 2005 seine Mutter pflegebedürftig wurde, entschied sich Fedke, seine Mutter selbst zu versorgen. Nach dem Tod seiner Mutter hat es Fedke, damals 50, nicht wieder zurück in die Arbeitswelt geschafft. „Mit meinem Alter wollte mich einfach niemand mehr“, so der heute 55-Jährige. Jetzt lernt er im August-Wieshoff-Seniorenzentrum in Oberhausen drei Jahre lang den Beruf des Altenpflegers – und betrachtet dies als „großes Geschenk. Die Heimleitung nennt mich ein Schnäppchen, denn ich koste ja schließlich nichts.“
Fedke drückt nun wieder die Schulbank, neben ihm „all die jungen Hüpfer“ – komisch sei das schon, aber sehr interessant. Seine Durchschnittsnoten: zwischen eins und zwei. Je drei Monate Theorie und Praktikum liegen hinter ihm. „Der Arbeitsaufwand eines Pflegers ist extrem hoch, stressig und hart. Wir müssen uns nicht nur um die Pflegebedürftigen kümmern, sondern auch um Organisation, Pflegedokumentation und Medikamentenvergabe“, sagt der Mülheimer. Personalmangel sei da Normalzustand: „Wir arbeiten täglich hart am Limit. Wenn nur ein Pfleger ausfällt, müssen wir um Unterstützung aus einem anderen Heim bitten.“
Große Pläne für die neue Berufswelt
Nichtsdestotrotz hat Jürgen Fedke seinen Traumberuf gefunden. Obwohl er nach seiner dreijährigen Ausbildung nur knapp sieben Jahre in diesem Beruf arbeiten wird, plant er Großes. „Nach meinem Examen möchte ich erst mal stationär arbeiten und dann überlege ich mir, ob ich mich vielleicht selbstständig mache.“