Erstmals seit April ist die offizielle Arbeitslosenzahl in Mülheim gesunken. Im November waren offiziell 7283 Mülheimer ohne Job, Quote: 8,9 %. Vor allem Junge haben davon profitiert. Auf der anderen Seite ist das Heer der Langzeitarbeitslosen erheblich gewachsen.


Statistik und Realität. Es klafft eine riesige Lücke zwischen offizieller Arbeitslosenzahl und tatsächlichem Ausmaß der Unterbeschäftigung, weil Ein-Euro-Jobber und Teilnehmer anderer Fördermaßnahmen offiziell nicht als Arbeitslose mitzählen. Nimmt man alle Mülheimer zusammen, die keinen Job am ersten Arbeitsmarkt haben, kommt man auf 9369 betroffene Personen; dies entspräche einer realen Quote von 11,5 %.


Fachkräfte-Mangel? Fachkräfte sind zwar vermehrt wieder gesucht, stellt Agentur-Sprecherin Katja Hübner fest. Nur: Ältere Arbeitssuchende in Mülheim profitieren längst noch nicht davon, wie stets von Teilen der Wirtschaft kolportiert. Jeder dritte Arbeitslose in Mülheim ist älter als 50. Die Zahl der Arbeitslosen in dieser Altersgruppe ist im Vergleich zum Vorjahr um gut 19 % in die Höhe geschnellt.


Leiharbeit. Die Agentur stellt fest, dass mehr freie Stellen gemeldet sind. Aktuell gibt es in Mülheim 690 Jobs zu vermitteln, darunter 570 unbefristete. Jede zweite von sieben freien Stellen indes wird von der Zeitarbeitsbranche angeboten – der Aufschwung stützt sich wesentlich auf Leiharbeit.



Kurzarbeit.
Die Zahl der Mülheimer Firmen, die Kurzarbeit beantragen, sinkt. Im Oktober haben nur noch drei Firmen angezeigt, zu wenig Arbeit für ihre Beschäftigten zu haben. Mal abgesehen von der bevorstehenden Saison-Kurzarbeit, so Hübner, sei der Trend: Wenn heute noch eine Firma in Kurzarbeit gehe, sei die Zahl der Betroffenen im Betrieb doch geringer als zur Hochzeit der Krise.


Auf ewig Hartz IV? Gar nicht erfreulich ist die Entwicklung im Hartz-IV-Bereich. Die Zahl der offiziell Arbeitslosen mit ALG-II-Bezug ist binnen eines Jahres um 8,3 % auf 5707 Personen gestiegen, die Zahl der Arbeitssuchenden in diesem Bereich gar um 17,8 % auf 8096 Menschen. Der Aufschwung komme bei den Langzeitarbeitslosen zeitverzögert an -- Sozialagentur-Chef Matthias Spies hofft, dass die Zahlen bis Mitte 2011 zumindest wieder auf Vorjahresniveau liegen. Insgesamt leben aktuell 17 367 Mülheimer von Hartz IV – also mehr als jeder Zehnte.