Mülheim. .

Die Stadt Mülheim stellt in diesem Jahr ihren Knöllchen-Rekord auf: Rund 60.000 Mal werden Falschparker bis Ende des Jahres vom Ordnungsamt zur Kasse gebeten worden sein. Da stellt sich die Frage: Füllt die Stadt so ihre maroden Kassen auf?

Sie kennen die Wut, die aus dem Innersten aufsteigt, die die Alltagsfreude im Keim erstickt? Das kleine Zettelchen – hinterm Scheibenwischer: das Knöllchen. Rund 60.000 Mal wird es am Ende des Jahres vergeben sein. Ein neuer Rekord. Im Vorjahr waren es 45.000. Lässt die Stadt ihre marode Kasse von Falschparkern füllen?

Eindeutig nein, sagt der stellvertretende Ordnungsamtsleiter Bernd Otto im Gespräch mit der WAZ. „Wir setzen nur mehr Leute als Verkehrsaufseher ein als früher.“ Vor vier Jahren, so Otto, habe es in Mülheim praktisch keine Überwachung mehr gegeben. „Kein Personal.“ Gleichzeitig wurde der Ruf aus der Bevölkerung, gerade aus den Vororten, immer lauter: Kontrolliert den Parkverkehr!

Permanente Kontrollen

Inzwischen setzt die Stadt zehn Ordnungskräfte ein und ist im Vergleich zu Nachbarstädten schwach besetzt. „Wir sind auch deutlich humaner als andere Kommunen“, meint Otto. Permanente Kontrollen und strengeres Eingreifen wird in Mülheim abgelehnt. „Bei uns wird über Parkvergehen noch diskutiert, da wird anderswo längst abgeschleppt.“ Man setze auf Toleranz, auf Einsicht, mal auch auf einen freundlichen Wink. So etwa: „Ich habe am Wasserbahnhof an der Musikschule falsch herum geparkt“, berichtet Bernd Rohlfing, „da rief mir eine Politesse zu, dass sie das jetzt mal übersehe, obwohl das nicht legal sei.“

An die 50 Abschlepp-Vorgänge gab es in diesem Jahr. „Andere Städte beschäftigen drei Abschleppunternehmen am Tag“, sagt Otto. Was die Knöllchen angehe, liege man in der Regel unter 12 Euro.

Verstärkte Kontrollen könnte es aber künftig in den Vororten geben, dazu könnte das Team der Verkehrsüberwacher leicht verstärkt werden. Gerade beim Parken auf Gehwegen komme es in manchen Straßen immer wieder zum Ärger. „Parken auf Gehwegen ist an einigen Stellen die letzte Möglichkeit, sein Auto abzustellen. Woanders gibt es ein paar Meter weiter genug Parkraum“, so Otto. Manchmal würden Gehwege auch so zugestellt, dass nicht einmal mehr ein älter Mensch mit seinem Gehwagen durchkommt. Das Ordnungsamt entscheidet dann von Fall zu Fall.

Immer mehr Aggressionen

Vor allem das Parken in entgegengesetzter Fahrtrichtung will das Ordnungsamt künftig stärker ahnden. Der Grund: In letzter Sekunden konnte vor kurzem ein schweres Unglück mit Kindern noch verhindert werden. Der Autofahrer hatte falsch geparkt und konnte die Straße nicht komplett einsehen.

„Die meisten Knöllchen werden schon zurecht vergeben, und die Ordnungshüter sind freundlich und hilfsbereit“, meint ein Bürger auf der Schloßstraße. Leider machen die Verkehrsüberwacher vermehrt auch andere Erfahrungen: „Wir erleben immer mehr Aggressionen. Vor kurzem ist ein Mitarbeiter sogar körperlich angegangen worden.“ Und es gebe inzwischen Bereiche, so der stellvertretende Amtsleiter, „da wollen die Kollegen nur noch zu zweit kontrollieren.“