Bottrop. .
Cordula Lüchtefeld ist eine von 19 Frauen, die in Bottrop überprüfen, ob die Teilnehmer des Straßenverkehrs die Vorschriften einhalten. „Ich mag meinen Beruf“, sagt sie. Viele Bottroper mögen sie nicht.
„Sehr geehrte/r Verkehrsteilnehmer/in“ - Eine nette Begrüßung. Danach ein sachliches Anliegen: „Die Vorschriften müssen eingehalten werden, um ein geordnetes Miteinander aller Teilnehmer am Straßenverkehr zu gewährleisten.“
Eigentlich klingt doch alles ganz nett, was auf dem kleinen weißen Zettel steht, der unter dem Scheibenwischer klemmt. Eigentlich, denn das wahre Anliegen dieses Zettelchens fürchtet wohl jeder Autofahrer. Es ist das berühmte Knöllchen.
„Ich mag meinen Beruf“
Cordula Lüchtefeld ist eine von insgesamt 19 Frauen, die in Bottrop überprüfen, ob die Teilnehmer des Straßenverkehrs die Vorschriften einhalten, die das „geordnete Miteinander“ garantieren. Sie gehört zu denjenigen, die solche Bescheide unter die Scheibenwischer heften dürfen.
„Ich mag meinen Beruf“, sagt sie. Viele Bottroper mögen sie nicht. Der Grund ist einfach: „Verwarnung mit Festsetzung eines Verwarngeldes“ steht auf dem Schreiben in der Größe eines Kassenbons. Mit einem mobilen Gerät zur Datenerfassung ausgerüstet, inspiziert sie die parkenden Autos in der Innenstadt, ob sie korrekt abgestellt worden sind.
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Ihre Runde startet Cordula Lüchtefeld auf der Hans-Sachs-Straße. Es dauert nicht lange und sie entdeckt ihren ersten Falschparker des Tages. Ein silberner Citroën ohne eine sichtbare Parkscheibe steht am Straßenrand. Sie schaut zur Sicherheit noch einmal in das Fahrzeug hinein und entdeckt dort eines dieser blauen Täfelchen. Doch eine gültige Ankunftszeit steht da nicht. „Ich fotografiere den Pkw, das Kennzeichen und auch den Innenraum, dort wo die Parkscheibe liegt. Das ist meine Absicherung, falls der Besitzer behauptet, er habe diese ordnungsgemäß eingestellt.“ Nachdem Lüchtefeld alle Daten in ihren Handcomputer eingetippt hat, druckt sie das Knöllchen aus und klemmt es an die Frontscheibe. Fünf Euro kostet diese Ordnungswidrigkeit.
Etwa 60 000 Knöllchen, so schätzt Marianne Ortmann, die Leiterin der Abteilung Bußgeldstelle, werden jährlich in Bottrop verteilt. „Je vier Stunden täglich arbeiten die Politessen“, sagt sie. Diese Teilzeitarbeit sei wohl auch der Grund dafür, dass ausschließlich Frauen unterwegs sind. Sie sind - entgegen der Meinung vieler Bürger - aber nicht auf der Jagd nach möglichst vielen Falschparkern. „Wichtiger als die Menge der Vergehen ist, dass alles korrekt aufgenommen wird“, sagt Ortmann. Sie bevorzuge an dieser Stelle Qualität.
„Da hat er Glück gehabt“
Kaum ist Cordula Lüchtefeld in die Gladbecker Straße eingebogen, wartet schon ein weiterer Falschparker auf sie. Noch bevor sie die Daten aufgenommen hat, kommt der Besitzer des Autos zurück. „Da hat er Glück gehabt“, sagt die Politesse. „So lange ich noch nichts in das Gerät eingegeben habe, kann ich es bei einer mündlichen Verwarnung belassen.“
Bislang ist Cordula Lüchtefeld von Anfeindungen bei der Ausübung ihrer Arbeit verschont geblieben. „Einmal bin ich als Geier beschimpft worden, das war aber auch schon das Schlimmste.“ Eine ihrer Kolleginnen hatte im Februar weniger Glück. Sie wurde auf der Straße von einem Autofahrer verprügelt. Angst habe Lüchtefeld dennoch nicht. „Ich denke nicht daran, was passieren kann. Ich versuche auch immer freundlich, höflich und nachsichtig zu sein, das erwarte ich auch von den Pkw-Fahrern.“