Im Bistro der Realschule Stadtmitte diskutierten Schüler mit der OB über Sauberkeit an Schulen. Einige haben mittlerweile einen Weg gefunden, damit wieder Ordnung in das Gebäude einzieht

Den Dreck machen grundsätzlich die anderen. Das gilt für Menschen jeden Alters. Den rund 20 Schülern allerdings, die ins Bistro der Realschule Stadtmitte gekommen sind, um mit Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld über Sauberkeit an Schulen zu diskutieren, mag man es glauben. Denn wer an einem sonnigen Nachmittag zwei Stunden dem Thema Ordnung widmet, der hält sie auch.Die Kinder- und Jugendsprechstunde startet mit Verspätung und einer Entschuldigung. 40 Minuten lässt die Oberbürgermeisterin die Schüler warten, sie „kam von einem Termin nicht weg”. Die Kinder nehmen's gelassen und die Entschuldigung an. Sie wollen schnell zum Thema kommen, denn dazu haben sie einiges zu sagen.Doch zuerst wird geschrieben. Den „Ist-Zustand” an ihrer Schule, ihre Gedanken zu verschiedenen Oberpunkten notieren sie auf Zetteln und pinnen die an ein graues Brett. Die „bauliche Situation” interessiert sie nicht sehr, dafür sind die anderen Spalten ziemlich voll. Vom Hof- und Ordnungsdienst erzählen die Schüler da, von Bewertungsbögen mit denen die Putzfrauen die Klassen benoten, dass sie selbst die Stühle nach dem Unterricht immer hoch stellen und ihren Müll wegwerfen, andere aber nicht – aber die gibt es ja immer. Die Jüngeren aus Unter- und Mittelstufe erzählen das. Bei den Älteren regiert wohl mehr Chaos, ein Berufsschüler berichtet gar von streikenden Reinigungskräften. In der Oberstufe sei es eben anders, gäbe es keine Stufe, keinen Klassenlehrer: „Das Problem ist, dass sich keiner mit einem Klassenraum identifiziert.” Deshalb gibt es in der Realschule Stadtmitte das „Lehrerprinzip”: „Die Schüler sind Gast im Raum des Lehrers”, erzählt Schulleiter Gebhard Lürig. Damit fühle sich jemand verantwortlich, die Schüler seien nicht alleine in der Pflicht. Eine gute Idee, finden alle.Soweit, so positiv. Negativ hingegen bewerten viele die Schultoiletten. „Vandalismus” ist ein Problem, in den Abfluss gestopfte Klorollen, Toilettenpapier auf dem Boden. Nur ein Heißener Gymnasiast „kann sich nicht beschweren. Wir haben wohl die Luxustoiletten von Mülheim.” Die sind nämlich frisch renoviert und jetzt in der Hand einer Toilettenfrau: „Wir Schüler zahlen fünf Euro pro Halbjahr.” Und das ist es ihnen Wert. Überhaupt, haben auch Schulleiter Lürig und Rainer Stobbe vom ImmobilienService festgestellt, gehen Schüler mit frisch Renoviertem pfleglicher um – besonders, wenn sie bei der Gestaltung mitreden oder mithelfen konnten/mussten. Eine Erkenntnis, die Dagmar Mühlenfeld mit Blick auf die anstehenden Schulsanierungen mitnehmen will: „Wir müssen die Gestaltungsmöglichkeiten gemeinsam mit Schülern offensiver nutzen.”Dies ist ein Ergebnis nach eineinhalb Stunden. Dass sich „alle verantwortlich fühlen müssen”, ein anderes. Die Schüler stimmen zu und gehen in den sonnigen Nachmittag. Die Stühle stehen wieder ordentlich an den Tischen.