Mülheim. Die Notaufnahme im Marien-Hospital und die allgemeine Notdienstpraxis rücken zusammen. „Wir vermeiden unnötige Wartezeiten.“ So soll‘s gelingen.

Verdacht auf Knochenbruch oder Schlaganfall, Atemnot, Brandwunden, Bauchkrämpfe: Wer abends oder am Wochenende dringend ärztlich versorgt werden muss, findet jetzt im Mülheimer St. Marien-Hospital (SMH) wieder eine zentrale Anlaufstelle. Im Erdgeschoss rücken KV-Notdienstpraxis und Zentrale Notaufnahme eng zusammen. Wie vor Corona.

Ab sofort gibt es dort wieder einen gemeinsamen Tresen, gemischt besetzt mit Mitarbeitenden aus dem Krankenhaus und aus Mülheimer Praxen. Im Hintergrund: die Notaufnahme für ernstere Fälle, der diensthabende Arzt oder die Ärztin für leichtere. „Die Ersteinschätzung erfolgt jetzt gemeinsam“, erklärt Georgios Papaxanthis, Chefarzt der Zentralen Notaufnahme im SMH. „Wir können sofort die richtigen Weichen stellen und vermeiden unnötige Wartezeiten.“

Gemeinsamer Notfall-Tresen im Mülheimer St. Marien-Hospital

Die Notdienstpraxis der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO) befindet sich schon lange im St. Marien-Hospital. Zu Beginn der Corona-Pandemie wurde sie innerhalb des Krankenhauses verlegt - in Räume im zentralen Sprechstundenbereich. So habe man Patientengruppen trennen wollen, um die Infektionsgefahr zu verringern, erläutert Carsten Preuß, Geschäftsführer des katholischen Krankenhauses.

Nun kehrt die KV-Praxis in ihre ursprünglichen Räumlichkeiten zurück und ist direkt über den gemeinsamen Tresen der Zentralen Notaufnahme (ZNA) erreichbar. Damit sollen Notfallpatienten besser, schneller und zielsicherer versorgt werden - je nach individuellem Bedarf. Wer das SMH über den Haupteingang betritt, hält sich im Erdgeschoss hinter dem Empfang links und steuert direkt auf die Praxis zu.

KV-Notdienstpraxis in Mülheim zählte 2023 insgesamt 6456 Patienten

Die Zahl der Patientinnen und Patienten in der Mülheimer Notdienstpraxis ist - nach deutlichem Rückgang während der Corona-Pandemie - zuletzt wieder sprunghaft gestiegen. Nach Daten der KV Nordrhein wurden dort im vergangenen Jahr, also 2023, insgesamt 6456 Arzt-Patienten-Kontakte verzeichnet. Darunter waren 404 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, was einem Anteil von etwas mehr als sechs Prozent entspricht. Zum Vergleich: Im Jahr 2020 kamen 6017 Patientinnen und Patienten in die Notdienstpraxis, 2021 waren es nur 4749, im Jahr 2022 dann 5008 Personen.

Auf die Möglichkeit, mit älteren Kindern - etwa ab dem Schulalter - in die allgemeine Notdienstpraxis zu kommen, weisen Mülheimer Ärzte ausdrücklich hin. Das Thema kommt immer wieder auf, wenn sich Familien über weite Wege zum Kindernotdienst beklagen, der seit 2019 am Evangelischen Krankenhaus Oberhausen stattfindet, und über stundenlange Wartezeiten dort.

Wartezeiten in Mülheim schwanken sehr stark

Wie voll es in der KV-Praxis ist, wie lang die Wartezeiten sind, sei sehr unterschiedlich, berichtet Uwe Brock, Sprecher der Ärztekammer in Mülheim, die in den Notdienst eingebunden ist. Im Winter kämen tendenziell mehr Patientinnen und Patienten mit Infektionskrankheiten, im Sommer sorgten bisweilen Insekten- oder Zeckenstiche für erhöhten Andrang. „An manchen Tagen sind mehr als 50 Prozent der Notfälle jahreszeitlich bedingt.“

Dr. Stephan von Lackum, Vorsitzender der KV-Kreisstelle Mülheim, bei einer Untersuchung in der allgemeinen Notdienstpraxis am St. Marien Hospital.
Dr. Stephan von Lackum, Vorsitzender der KV-Kreisstelle Mülheim, bei einer Untersuchung in der allgemeinen Notdienstpraxis am St. Marien Hospital. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Auch in der zentralen Notaufnahme des SMH schwanke der Zulauf sehr stark, schildert Chefarzt Georgios Papaxanthis. „Mal sitzen hier 30, 40 Patienten, mal ist es überschaubar.“ Im Jahr 2023 kamen mehr als 24.000 Patientinnen und Patienten in die Notaufnahme, inklusive derjenigen, die der Rettungsdienst ins Krankenhaus bringt. Als er 2019 Chefarzt wurde, seien es etwa 20.000 Patienten gewesen, sagt Papaxanthis. Der deutliche Anstieg könne verschiedene Ursachen haben, ergänzt SMH-Geschäftsführer Carsten Preuß: mehr Bagatellfälle oder auch mehr gezielte Anfahrten durch den Rettungsdienst, weil das Krankenhaus etwa als Herz- oder Traumazentrum zertifiziert sei.

Wer stationär eingewiesen wird, kann das Krankenhaus frei wählen

Wie oft es vorkommt, dass Notfälle sofort stationär bleiben müssen, kann die KV nicht genau beziffern. Und wenn es passiert, können sie die Klinik, in die sie eingewiesen werden möchten, frei wählen, müssen nicht zwingend im Marien-Hospital bleiben. „Immer wieder kommen Patienten, die nicht in eines der hiesigen Krankenhäuser möchten“, erklärt Dr. Stephan von Lackum, Vorsitzender der Mülheimer Kreisstelle der KVNO.

Mit Blick auf die leichten Fälle betont er noch einmal: „Nicht jeder ,Notfall‘ ist tatsächlich einer.“ Für Wundversorgung nach ambulanten Operationen, Fäden ziehen, oder um die Wartezeit auf einen Facharzttermin zu verkürzen, sei die KV-Praxis nicht da. Patienten würden dann auch schon mal weggeschickt

Chefarzt der Notaufnahme sieht nur Vorteile für Mülheimer Patienten

Georgios Papaxanthis, Chef der Notaufnahme, sagt: „Unsere Aufgabe ist nicht nur die Behandlung, sondern auch die Entscheidung, welche Behandlung jemand braucht.“ Nach seiner Überzeugung gehören KV-Praxis und Notaufnahme zusammen. „Für die Mülheimer Patienten hat das nur Vorteile.“

Die Öffnungszeiten der Notdienstpraxis im St. Marien-Hospital Mülheim, Kaiserstraße 50, bleiben unverändert: Montag, Dienstag, Donnerstag von 19 bis 22 Uhr, Mittwoch, Freitag von 14 bis 22 Uhr, Samstag, Sonntag, an Feiertagen von 9 bis 22 Uhr. Der HNO-Notdienst befindet sich im Alfried-Krupp-Krankenhaus in Essen-Rüttenscheid. Nähere Infos zu Notdienstpraxen auf kvno.de/notdienst.

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