Mülheim. Kurz vor Weihnachten hat Nicolas Bauch erfahren, dass er einen Hirntumor hat. Wieso er sich gegen eine konventionelle Therapie entschieden hat.

„Hallo zusammen, mein Name ist Nicolas Bauch“, beginnen die Zeilen, mit denen sich der 32-Jährige an die Öffentlichkeit wendet. Es sind 511 Worte, 3343 Zeichen, in denen Nicolas Bauch die bislang wohl emotional und körperlich forderndsten Wochen seines Lebens beschreibt. Am 23. Dezember erhielt der Mülheimer die Diagnose Hirntumor. „Es klingt wie ein Klischee, aber plötzlich war nichts mehr so wie vorher“, sagt Bauch mit ruhiger Stimme, er klingt gefasst.

Seit der Diagnose sind etwas mehr als sieben Wochen vergangen. „Eine bange Zeit“, gerade anfangs. „Ich wusste, dass ich einen Tumor habe, mehr aber auch nicht. Man malt sich alles Mögliche aus.“ Zunächst vertrösten die Medizinerinnen und Mediziner in Sterkrade den gebürtigen Oberhausener, „sie wollten mich beobachten“. Am 25. Dezember lässt sich Nicolas Bauch am Uniklinikum Essen stationär aufnehmen, bekommt Medikamente gegen die epileptischen Anfälle, die ihn zu diesem Zeitpunkt bereits mehrmals täglich heimsuchen.

Mülheimer hatte zunächst Schwindel, dann Krampfanfälle

„Damit hat eigentlich alles angefangen“, erinnert sich der Mülheimer zurück, der bei einer Krankenversicherung als Sachbearbeiter tätig ist. „Ich bin sehr sportlich und war vor der Arbeit meist um halb, fünf Uhr beim Training.“ So auch an einem Morgen im August, als dem 32-Jährigen zunächst schwindlig, schließlich schwarz vor Augen wird. „Dann hatte ich auch leichte Krämpfe und habe es als Kreislaufprobleme eingeordnet. Ich habe gedacht, dass ich mir bisschen zu viel zugemutet habe die letzten Tage.“ Dabei bleibt es aber nicht. Die Krampfanfälle kehren wieder, bis es im Dezember eskaliert.

Bei einer Biopsie, die Ende 2023 durchgeführt wird, werden Nicolas Bauch ein Stück Schädeldecke entfernt und rund 20 Gewebeproben entnommen. „Durch den Eingriff habe ich richtig abgebaut“, sagt er heute. Nach der Biopsie heißt es Warten, ganze zweieinhalb Wochen. Dazwischen: Silvester, Neujahr – „die Tage waren so lang“. Dann die endgültige Diagnose: Astrozytom Grad 2, Krebs. Ein wachsender Hirntumor, der sowohl gut- als auch bösartige Zellen in sich trägt. „Das war ein Schock, aber irgendwie auch eine Erleichterung. Das Schlimmste war die Unwissenheit.“

Für die Biopsie wurde Nicolas Bauch ein Stück Schädeldecke entfernt.
Für die Biopsie wurde Nicolas Bauch ein Stück Schädeldecke entfernt. © Privat | Bauch

Mülheimer will keine klassiche OP und Chemo

Für die behandelnden Ärzte am Uniklinikum ist klar, wie es weitergehen soll: erst OP, dann Chemo. Die Risiken, die mit dem Eingriff einhergehen, sind für Nicolas Bauch enorm. „Es hieß, dass eine hohe Wahrscheinlichkeit besteht, auf dem rechten Auge zu erblinden, halbseitig gelähmt zu werden und auch der Persönlichkeitsänderung.“ Ein Risiko, dass der 32-Jährige nicht um jeden Preis tragen möchte. „Ich möchte mein Leben so gesund es geht weiterführen, am besten ohne Einschränkungen.“

Gemeinsam mit seiner Mutter begibt er sich auf die Suche nach Alternativen und wird fündig: ZAP-X nennt sich das, was Nicolas Bauch wieder etwas hoffen lässt, wenn auch vorsichtig. „Es war irgendwie eine Fügung, mein OP-Termin im Uniklinikum wurde wegen eines Streiks verschoben, parallel habe ich schnell einen Termin in Lingen bekommen.“ Dort steht, neben München, eines der zwei bundesweit einzigen Geräte dieser Art. „Ich bin gläubig und das war für mich ein Wink, diesen Weg einzuschlagen.“

Alternative Therapie kostet mehrere Tausend Euro

Beim ZAP-X handelt es sich um einen medizinischen Roboter, der Hirntumore mit hoch dosierten Röntgenstrahlen bekämpft. Die Risiken der Behandlung sind vergleichsweise gering, die Erfolgsaussichten vergleichsweise hoch. Der Nachteil: Es handelt sich um eine noch recht junge, experimentelle Behandlungsform, die von deutschen Krankenkassen nur in Ausnahmefällen übernommen wird. „Darauf hoffe ich natürlich“, sagt Nicolas Bauch. Als Angestellter einer Krankenkasse weiß er aber auch um die geringen Chancen einer Kostenübernahme. „Ich wäre nicht mal böse, wenn es nicht klappt. Das sind einfach die Regeln.“

Vor seiner Diagnose war Nicolas Bauch sehr aktiv, viel unterwegs, so wie hier auf dem Obersalzberg.
Vor seiner Diagnose war Nicolas Bauch sehr aktiv, viel unterwegs, so wie hier auf dem Obersalzberg. © Privat | Bauch

Diesen Widerständen zum Trotz will Bauch die Behandlung in Lingen aber dennoch antreten. Fünf Sitzungen, sogar ambulant, sind dafür vorgesehen. Die Kosten liegen bei schätzungsweise 25.000 Euro. Geld, das der 32-Jährige nicht auf der hohen Kante liegen hat. „Ich habe mir diese Entscheidung nicht leicht gemacht, öffentlich um Hilfe zu bitten“, sagt er. Auf der Plattform Gofundme wendet sich Nicolas Bauch in offenen Worten an die Öffentlichkeit, hofft auf Spenden, die sein Vorhaben unterstützen. „Ich werde den Eingriff machen, so oder so.“ Ende Februar ist es so weit. „Nur hoffe ich jetzt, dass meine Familie und ich das finanziell möglichst unbeschadet schaffen.“ Das Angebot seiner Mutter, einen Kredit aufzunehmen, könne er beim besten Willen nicht annehmen.

Mülheimer: „Ich habe nur ein Leben, nur eine Gesundheit“

„Ich habe mich jetzt erstmal für diesen Weg entschieden. Das ist der Strohhalm, an den ich mich klammere“, erklärt Bauch, rechtfertigt beinahe schon, wieso er die konventionelle Therapie angelehnt hat. „Der andere Weg ist nicht ausgeschlossen, aber ich möchte es jetzt erstmal so versuchen.“ Und manche Dinge, so der 32-Jährige, lassen sich eben nicht in Geld bemessen. „Ich habe nur ein Leben, nur eine Gesundheit und das ist es mir allemal wert.“

Der Spendenaufruf „Kampf gegen den Hirntumor“ ist seit dem 6. Februar auf der Plattform Gofundme online. Hier geht es zu der Kampagne.

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