Mülheim. Aldi-Filialen in den USA beziehen Fleisch aus zweifelhafter Haltung. Hier gilt der Konzern als Tierwohl-Vorreiter. Was Tierschützer daher fordern.
Ein wenig verloren scheinen sie dazustehen, obwohl ringsum an der Mülheimer Mannesmannallee der Verkehr brummt: Fünf Mahnende der Tierrechtsorganisation Animal Equality protestieren gegen die Tierhaltung des weltweit agierenden Mülheimer Unternehmens Aldi Süd in den USA. „Aldi Süd agiert scheinheilig, in Deutschland als Vorreiter, in den USA ist dem Konzern das offenbar egal“, kritisiert eine Sprecherin von Animal Equality. Doch so richtig zu interessieren, scheint es zumindest vor Ort ‚keine Sau‘.
Einige Menschen mit Tragetüten aus dem Discounter, der am Heifeskamp die weltweit größte Aldi-Süd-Filiale betreibt, hetzen hier vorbei. Kaum jemand aber bleibt an dem Plakat stehen, um ins Gespräch zu kommen. Eine Frau beäugt zögerlich Forderungen wie: „Jetzt Käfige in den US-Lieferketten abschaffen.“ Animal Equality fordert keine Kastenstände für Schweine und keine Legebatterien für Hühner weltweit. In Deutschland ist beides verboten.
Tierschützer wollen keinen Krawall, aber informieren
„Mein Sohn ist Mitarbeiter bei Aldi“, winkt die Fußgängerin ab. Einen Flyer will sie nicht mitnehmen. In der Filiale seien Mitarbeiter aber gegenüber der Kampagne „positiv und aufgeschlossen“ gewesen, berichtet die Sprecherin und vermutet, „wahrscheinlich auch deshalb, weil Aldi Süd in Deutschland eine Vorreiterrolle einnimmt“. Vor ihrer Demo waren die Tierwohl-Aktivisten kurz im Geschäft, „um uns vorzustellen“. Eskalieren oder Krawall machen wollen sie bewusst nicht, „darum sind wir mit unserer Aktion vor dem Gelände“.
Doch vielleicht dringen die Tierschützer deshalb so wenig durch, weil die meisten Kunden bereits in ihre Autos gestiegen sind, bevor sie die Plakate bemerken können. Dabei dürfte die Kritik an den widersprechenden Haltungsformen in den USA unter dem Schirm eines weltweiten Konzerns auch deutsche Kunden interessieren.
Das ahnt man auch in der Mülheimer Zentrale. Auf Anfrage der Redaktion verweist Aldi Süd ausführlich gerade auf Erfolge der #Haltungswandel-Kampagne in Deutschland und das Bekenntnis zur Europäischen Masthuhn-Initiative. Mit der Kampagne habe man den Weg für tierfreundliche Haltungsbedingungen in der gesamten Branche geebnet.
Aldi Süd weicht aus: Tierwohl-Kritik beziehe sich auf Bedingungen in den USA
Auf die Frage, ob Aldi Süd selbst einen Widerspruch zwischen der hiesigen Haltungskampagne und den Haltungsformen in den USA sehe, gibt man eine ausweichende Antwort: Aldi Süd sei sich bewusst, dass Animal Equality sich mit seinem Anliegen insbesondere auf die Bedingungen in den USA beziehe, nicht auf jene in Deutschland.
Für Animal Equality allerdings stellt das Handeln in den USA zumindest die Glaubwürdigkeit infrage, wie ernsthaft Aldi Süd wirklich hinter seiner „Haltungsfrage“ stehe: „Aus unserer Sicht agiert man hier scheinheilig, weil Aldi Süd als Konzern auch Filialen in den USA verantwortet.“
Mit der Aktion am Donnerstagmittag sieht Animal Equality das Thema natürlich noch nicht beendet: Man will den Druck auf den deutschen Konzern erhöhen, bis dieser seinen Einfluss auch auf amerikanische Verhältnisse ausübt.
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