Mülheim. Vor anderthalb Jahren angestoßen, warten Mülheimer Anwohner der Zeppelinstraße weiter auf mehr Schatten. Wer hat das verschlafen, fragt die FDP.

Wenn im kommenden Sommer wieder vor Hitze der Asphalt kocht und Mülheimer in den kühlen Schatten von Bäumen tauchen können, werden Anwohner an der Zeppelinstraße nur sehnsüchtig daran denken. Denn ihr Baum - der einzige weit und breit auf dem hochverdichteten Verkehrsweg - lässt länger auf sich warten. Wohl bis zum Herbst. Dabei hatte der schon vor anderthalb Jahren Schlagzeile gemacht: als 9000-Euro-Baum.

Doch „teuer Ding will Weile haben und vortreffliche Sachen werden ohne große Mühe und Arbeit nicht erworben“ - das wusste schon der Simplicissimus. Und seine moderne Amtsvariante offenkundig noch viel besser: Im September 2022 hatte die SPD eine Anregung aus der Bürgerschaft in die Bezirksvertretung 1 eingebracht. Denn Anwohner, Geschäftskunden und Schüler hatten sich darüber beklagt, wie stark sich die frisch sanierte Straße im Sommer aufheize.

Warum der einzelne Baum in Mülheim 9000 Euro kostet

Im Januar 2023 hatte die BV1 nach komplizierter Standortsuche den Baum beschlossen. Und mit einigem Augenrunzeln auch dessen Finanzierung, in Summe: 9000 Euro. Denn um den natürlichen Schattenspender an der Zeppelinstraße, nahe der Einmündung zur Pasteurstraße auch sicher im Pflasterstein mit allen Versorgungsleitungen zu versenken, ist eine Wurzelschutzplatte und viel Pflege notwendig. „Die Kosten hierfür könnten jedoch durch das Fachbereichsbudget getragen werden“, teilte das Amt für Verkehrswesen mit.

So verzichtete man im Beschluss darauf, die Maßnahme aus den Mitteln der BV1 zu finanzieren. Im Nachgang war das „wohl etwas blauäugig“, konstatiert Oskar Obarowski, SPD-Fraktionssprecher in der BV1. Denn gut ein Jahr später muss die Verwaltung nicht nur einräumen, die Mittel gar nicht gehabt, sondern auch, die BV1 darüber nicht informiert zu haben. Erst jetzt, auf Anfrage der FDP, hat man zugesichert, den Baum einpflanzen zu wollen. Das aber sei erst im nächsten Herbst möglich.

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Für FDP-BV-Sprecher Joachim vom Berg ist der Vorgang nicht mehr nachvollziehbar: „Es gibt Bürgerinteresse, wir haben die Mittel dafür in der BV - und die Verwaltung braucht trotzdem zwei Jahre vom ersten Antrag bis zur Umsetzung. Hat man das ausgesessen oder ist es verlorengegangen? Man hätte uns viel früher informieren müssen.“

Für Andreas Preker-Frank („Die Partei“, Verschönerungsklub) ist es „erschreckend, wie lang es für einen einzelnen Baum braucht - dabei müssten wir aus Klimagründen 20.000 pflanzen“. Dass die Nachfrage in der Bürgerschaft weiter besteht, kann SPD-Sprecher Obarowski zwar bestätigen.

Im Ergebnis ernüchternd

Doch könnte das Ergebnis ernüchternd sein: Nicht nur, dass die Versorgungsleitungen in der Straße keine weiteren Baumstandorte in diesem Teil der Zeppelinstraße zulassen, auch muss der 9000-Euro-Baum eine besonders schmale Krone haben, um Oberleitungen nicht zu beschädigen.

Viel Schatten kann man daher nicht erwarten. Obarowski: „Am liebsten hätten wir dort eine Allee. Aber es bleibt uns wohl nichts übrig, als an die Eigentümer an der Straße zu appellieren, in den Gärten mehr Bäume zu pflanzen.“

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