Mülheim. Politik empört ein Antrag auf Baumfällungen am Mülheimer Berufskolleg. Sie sollen weichen, um dort Schul- und Papiercontainer aufzustellen.

Bei einigen politischen Vertretern rauchen die Kronen, manchem schwillt sichtbar der Kamm. In der Bezirksvertretung 1 bricht es schließlich aus Oskar Obarowski (SPD) hervor: „Das ist irre: Wir sollen hier zehn Bäume fällen, weil wir Papiercontainer nicht verschieben wollen?“ „Hanebüchen“ findet das FDP-Mann Joachim vom Berg. Denn hatte man nicht eben in der gleichen Sitzung noch 9000 Euro beschlossen, um aufwendig einen einzigen Baum an der Zeppelinstraße pflanzen zu können? Und jetzt das.

Doch um die erhitzten Politik-Gemüter verstehen zu können, das Ganze mal von Anfang an: Denn eigentlich geht es in der Sache nur zweitrangig um blatttragendes Holzgewächs. Im Fokus stehen vielmehr Pavillons, die die Stadt aus Beständen der ehemaligen Polizeihochschule nun an die Luisenschule und an das Berufskolleg Stadtmitte versetzen will, um damit den gestiegenen Raumbedarf an den Schulen abdecken zu können.

Bäume sollen weichen, um Papiercontainer aufstellen zu können

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Problem dabei: Auf dem Parkplatz an der Von-Bock-Straße, wo die Büchsen für die Bildung stehen sollen, sind bereits Container für zu Altpapier verarbeitete Bäume sowie für Glas abgestellt. Die könne man aber nicht verschieben, argumentiert die Stadt, weil sonst die Entsorgungsfahrzeuge nicht mehr dort heran könnten. Ergo, so die Verwaltung, sei „die Entfernung der zehn Bäume zwingend erforderlich“.

Das Mikroklima schädigen, um Recycle-Container erhalten zu können? Gemäß Baumschutzsatzung handle es sich um einen „anerkannten Grund“. Die Fällgenehmigung für den Standort sei bereits durch das Amt für Umweltschutz erteilt, besagt der Antrag, eine Ersatzbepflanzung würde erfolgen.

FDP kommentiert: „Ich fühle mich an die Mountainbike-Strecke erinnert“

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Doch offenbar hatte die Verwaltung die Axt zu voreilig geschärft. „Wie dringlich ist das denn? Wir möchten dem Antrag so nicht folgen“, zeigte sich Bezirksbürgermeisterin Britta Stalleicken vom amtlichen Druck wenig beeindruckt. Im Grunde schon nächste Woche, kündigte die Stadt an. „Das ist doch wohl ein Witz – wir brauchen wohl nicht mehr gefragt werden“, empörte sich SPD-Mann Peter Pickert und sah dort schon die letzte Generation am Gehölz kleben. Und auch Joachim vom Berg fühlte sich angesichts des galoppierenden Amtsschimmels „irgendwie an die Mountainbike-Strecke erinnert“.

Nach zehnminütigen interfraktionellem „Kriegsrat“ setzte Stalleicken die Sitzung fort und ließ über den Antrag getrennt nach Schulort abstimmen. Ergebnis: Die zehn Bäume am Berufskolleg bleiben, nur einer an der Luisenschule muss doch das Zeitliche segnen. Und die Verwaltung muss sich nun eine andere Lösung überlegen.