Mülheim. Monatelang war es ruhig geworden um die Flüchtlingsunterkunft im beschaulichen Mülheim-Raadt. Am Wochenende eskalierte die Lage nun offenbar.

„Eigentlich“, sagt ein Bewohner der Theo-Wüllenkämper-Straße, „war es sehr ruhig.“ Der Vater lebt mit seiner Familie in unmittelbarer Nähe der Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE) an der Parsevalstraße und hat die Geschehnisse der vergangenen Monate hautnah mitbekommen. Dass nun endlich Ruhe eingekehrt zu sein schien, freut ihn, erzählt er. „Aber seit einiger Zeit ist es anders als sonst, beunruhigend.“ Der Anwohner, dessen Name der Redaktion bekannt ist, möchte anonym bleiben. Er schildert regelmäßige Einsätze von Feuerwehr und Polizei, die sich zuletzt extrem häuften. Damit ist er nicht der einzige. Beobachtungen aus der Nachbarschaft decken sich, sogar der Einsatz von Handschellen soll gesehen sein worden. Was geht in der ZUE vor?

Antworten auf Anfragen bei der Bezirksregierung, der Stadt, bei Polizei und Feuerwehr bestätigen eine erhöhte Einsatzfrequenz in den vergangenen Tagen. Allein in der vergangenen Woche, so Beatrix Van Vlodrop, Sprecherin der Bezirksregierung, sei es zu zwölf Polizei- und vier Feuerwehreinsätzen gekommen. Eine Auflistung schlüsselt das Ausmaß auf:

  • 20. Februar: zwei Polizeieinsätze wegen einer Streitigkeit innerhalb der ZUE und ein Fehlalarm
  • 21. Februar: ein Polizeieinsatz wegen Fehlalarm
  • 22. Februar: ein Polizeieinsatz wegen Fehlalarm
  • 23. Februar: ein Fehlalarm und drei Auseinandersetzungen innerhalb der ZUE
  • 24. Februar: vier Auseinandersetzungen innerhalb der ZUE

ZUE in Mülheim-Raadt: Betreiberin sieht sich „jederzeit handlungsfähig“

Dass das ein Ausnahmezustand ist, steht außer Frage. Die Lösung: denkbar einfach, offenbar. „Die Ursache für die Einsätze lag in Konflikten zwischen einzelnen Bewohnern der Einrichtung, die maßgeblich von zwei gemeinsam auftretenden Bewohnern verursacht worden sind“, erklärt Van Vlodrop. Den Vorwurf eines anderen Anwohners, „dass zunehmend der Eindruck [entsteht], dass Sie als Betreiber die Situation innerhalb der ZUE absolut nicht mehr im Griff haben und intern unhaltbare Zustände entstehen“, weist die Sprecherin entschieden zurück.

„Im Rahmen der üblichen Fluktuation in einer Landesunterkunft kommt es innerhalb der Bewohnerschaft erfahrungsgemäß immer wieder zu Phasen, die mal mehr und mal weniger harmonisch verlaufen. Dies liegt wie bereits dargestellt oft im individuellen Fehlverhalten einzelner Personen begründet.“ Als Betreiberin sei die Bezirksregierung „jederzeit handlungsfähig“.

Polizeieinsätze in Mülheimer Unterkunft wurden durch „Störer“ ausgelöst

Unmittelbar nach der massiven Häufung an Einsätzen über das Wochenende seien Konsequenzen gezogen worden: „Diese beiden Bewohner wurden heute unverzüglich in unterschiedliche, weit auseinanderliegende Landeseinrichtungen des Regierungsbezirks Düsseldorf verlegt, um die Situation vor Ort in Mülheim unmittelbar zu befrieden.“ Eine interne Auswertung zeige, dass alle Polizeieinsätze der vergangenen Woche auf einen oder auf beide der am Montag verlegten „Störer“ zurückzuführen seien.

Die Reihenhäuser der Theo-Wüllenkämper-Straße im Schatten des ehemaligen Bürogebäudes, das nun als Zentrale Unterbringungseinrichtung des Landes dient.
Die Reihenhäuser der Theo-Wüllenkämper-Straße im Schatten des ehemaligen Bürogebäudes, das nun als Zentrale Unterbringungseinrichtung des Landes dient. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Man gehe nun von einer „sehr deutlichen Entspannung der Lage“ aus, wolle die Situation in den kommenden Tagen aber weiter beobachten und gegebenenfalls eingreifen. Eine zweistellige Zahl an Mitarbeitenden eines Sicherheitsdienstes sei täglich in der Einrichtung im Einsatz. Durch ein Dreischichtsystem werde laut Bezirksregierung sichergestellt, dass rund um die Uhr genügend Personal zur Verfügung stehe. Unter der 24/7-Telefonnummer der ZUE können sich Nachbarn und Anwohner jederzeit melden, sollte ihnen etwas auffallen.

Mülheimer Anwohner sprechen von einer konstruktiven Zusammenarbeit

Am Samstag, als es zu vier Einsätzen an der ZUE kam, war das wohl nicht der Fall. „Telefonisch war das Sicherheitsteam der ZUE um 12.50 Uhr [...] leider nicht zu erreichen. Nur die Mailbox“, wendet sich ein unmittelbarer Anwohner der Unterbringungseinrichtung an die Redaktion. Die Bezirksregierung erklärt dazu: „Wenn sich aber alle Mitarbeiter in einer akuten Einsatzlage befinden, kann es vorkommen, dass die Erreichbarkeit in einzelnen Momenten nicht allzeit gegeben war.“

In der Vergangenheit, das bestätigen sämtliche Anwohnerinnen und Anwohner, sei die Zusammenarbeit zwischen der Einrichtungsleitung, der Bezirksregierung und der Nachbarschaft konstruktiv gewesen. „Probleme konnten immer sehr gut gelöst werden“, sagt der Vater, der durch die vermehrten Polizeieinsätze beunruhigt war. Die nächste Bürgersprechstunde, die seit vergangenem Sommer regulär stattfinden, ist im April angesetzt. Sollte sich die Lage wider Erwarten nicht beruhigen, werde ein Termin im März kurzfristig zwischengeschoben.

Feuerwehreinsätze in der ZUE

Auf Nachfrage bestätigt die Feuerwehr, dass die Brandmeldeanlage der ZUE in der vergangenen Woche viermal ausgelöst worden ist. Am 20., 21., 22. und 23. Februar war der Alarm aktiviert worden. „In allen Fällen ist die Auslösung auf menschliches Fehlverhalten zurückzuführen“, erklärt Feuerwehrsprecher Dennis Goronczy. Zuletzt waren die Fehleinsätze deutlich zurückgegangen, „aktuell ist wieder eine Steigerung zu verzeichnen“. Bei zwei weiteren Feuerwehreinsätzen in der vergangenen Woche handelte es sich laut Goronczy um medizinisch indizierte Einsätze des Rettungsdienstes.

Um die Geräuschkulisse bei Einsatzfahrten zu reduzieren, fahren bei Auslösung der Brandmeldeanlage nur zwei Fahrzeuge zum Gebäude an der Parsevalstraße durch. Die übrigen Wagen halten sich am Flughafen bereit. „Allein hierdurch findet eine deutliche (und vertretbare) Rücksichtnahme auf die Anwohner statt. Das Einsatzhorn wird grundsätzlich nur eingesetzt, wenn der Verkehr es erfordert. Bei der Anfahrt über die Parsevalstraße kann daher oft darauf verzichtet werden.“

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