Mülheim. Die schlechte Nachricht zuerst: Das Kunstmuseum „Alte Post“ in Mülheim öffnet noch mal später. Aber Stefanie Kreuzer und ihr Team arbeiten vor.
Das Kunstmuseum bleibt weiterhin ein Sorgenkind, die Wiedereröffnung wird wohl erst im späten Frühjahr stattfinden können. „Wir müssen die Klimaanlage längere Zeit Probe laufen lassen, um ihre Stabilität zu prüfen, und das geschieht zurzeit“, sagt Museumsleiterin Stefanie Kreuzer. Ab Februar wolle man die Kunst aus den Zwischenlagerungsstätten zurück ins Haus holen. Peu à peu, denn jedes Werk müsse begutachtet werden, bevor es in einen Ausstellungsraum oder das Depot gebracht werde.
Für die neue Chefin in der „Alten Post“ beginnt die Arbeit also so, wie sie für ihre Vorgängerin Beate Reese endete. Seit sie Anfang Oktober ihren Dienst in Mülheim angetreten hat, hat sie sich viel mit Klimatechnik („eine hochkomplexe Anlage“) und Brandschutz auseinandergesetzt. Für inhaltliche, kunsthistorische Fragen blieb weniger Zeit. Dennoch: Sie und ihr Team haben Ideen und auch schon einige konkrete Pläne ausgeheckt – in punkto Ausstellungsarchitektur oder Wiedereröffnung.
„Brücken bauen in Mülheimer Stadtgesellschaft“
So hat man einen Antrag bei der Stinnes-Stiftung gestellt auf die finanzielle Förderung eines zweijährigen Volontariats. „Der oder die Volontärin soll sich damit beschäftigen, wie man auf unterschiedlichen Wegen das Museum und die Stadtgesellschaft in Kontakt bringen kann. Welche Communitys gibt es? Welche Institutionen? Wo sind Anknüpfungspunkte? Wie kann man neues Publikum gewinnen und es davon überzeugen, dass ein Museum nicht verstaubt ist? Wie kann Zielgruppenarbeit aussehen?“, so Stefanie Kreuzer.
Denn: Brücken zu bauen in die Stadtgesellschaft, ist für sie eine wichtige Komponente ihrer Arbeit. Projekträume außerhalb des Museums zu finden, sei eine wichtige Aufgabe. „Wir sollten verschiedene Plattformen schaffen, auf denen wir die Kunst sichtbar machen können“, nennt es die Museumsleiterin. Eine davon sei die Kunst im öffentlichen Raum, die in Mülheim sehr sehenswert sei.
„Kein Kunsthistorikersprech in Mülheimer Ausstellung“
Dabei hat Stefanie Kreuzer das Museumsgebäude selbst, die Alte Post, ins Herz geschlossen. „Das Haus hat die unterschiedlichsten Räume, da kann man spielen. Im 1. Stock gibt es kleine Räume wie in einem Altbau. Da kann man Kunst auf Augenhöhe zeigen, fast wie in einem Wohnzimmer. Im Erdgeschoss sind die ehemaligen Pakethallen – ohne Tageslicht, oben im Dachgeschoss zwei lichtdurchflutete Räume. Es gibt also viele Möglichkeiten der Präsentation.“ Das Team will alle Exponate mit kleinen Texten in einfachem Deutsch und Englisch versehen. „Nicht in Kunsthistorikersprech.“
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Die Kunstvermittlung soll einen hohen Stellenwert einnehmen, zu bekannten und erfolgreichen Formaten wird es neue geben. Führungen sind und bleiben wichtig. „Es macht mir Freude, wenn beim Besucher der Funke überspringt. Manchmal braucht es aber etwas Information dazu. Dann erkennt man mehr im Werk“, sagt die Fachfrau. Kunst solle aber auch unterhaltend sein.
Museumsleiterin will Kontakt zu Mülheimer Künstlern knüpfen
In die Mülheimer Künstlerschaft hat sie schon einige Kontakte geknüpft. „Das wird sich nach und nach weiter ausbauen“, sagt sie. Statt der bisherigen Jahresausstellung der Mülheimer Künstlerinnen und Künstler schwebt ihr eher ein anderes Format vor. Eine thematische Ausstellung mit Ausschreibung und Juryauswahl. Das Stipendium für Junge Kunst soll es weiter geben.
Ausstellungen, die wesentliche aktuelle Thematiken mit und durch Kunst darstellen, möchte Stefanie Kreuzer in Mülheim zeigen. Sie will weniger auf „Blockbuster“ (also berühmte Künstler oder Kunstrichtungen) setzen als auf thematisch motivierte oder auch mal experimentelle künstlerische Arbeit. Auch das Thema Nachhaltigkeit werde eine Rolle spielen: Kunst muss nicht unbedingt von weither angekarrt werden, auch in der Nähe lässt sich Sehenswertes finden.
Wiedereröffnung mit Werken aus Mülheimer Sammlungen
Dazu passt, dass Stefanie Kreuzer an der ursprünglichen Ausstellungsidee zur Wiedereröffnung des Museums festhalten will. „Das Haus war jetzt so lange geschlossen. Da ist es doch eine schöne Sache, die eigenen Werke zu zeigen, die über Jahre nicht sichtbar waren“, sagt sie. Die Sammlungen seien schließlich das „Herz des Hauses“.
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