Mülheim. Das Museum in der Alten Post in Mülheim ist technisch saniert und auch modernisiert worden. Erste Einräumarbeiten finden statt. Ein Rundgang.
An der Außenfassade des Kunstmuseums weisen zwei Banner schon auf den großen Moment hin. „Bald wieder da!“ steht dort geschrieben. Nach etlichen Verzögerungen während der Bauarbeiten soll das Museum in der Alten Post in Kürze wiedereröffnet werden. „Nach den Sommerferien!“ verspricht ein Schild an der Eingangstür. Bei einem ersten Rundgang durch das Gebäude sieht man, dass im Großen und Ganzen auch alles vorbereitet ist für die Rückkehr der ausgelagerten Kunstwerke.
Im Foyer mit den schönen grünen Säulen fallen zwei neue Sitzecken auf, außerdem bringt ein modernes Beleuchtungssystem mehr Licht und Farbe in die ehemalige Schalterhalle der Post. An der Info-Theke steht schon die neue Kasse, in einer anderen Ecke der Vorhalle sind drei Frauen geschäftig bei der Sache: Der Museumsshop, der mit ins „Museum Temporär“ gezogen war, wird wieder eingerichtet. Im Trakt daneben – den Räumen der ehemaligen „Palette“ – sind mit finanzieller Hilfe des LVR ein Studienraum, eine zweite Garderobe, ein behindertengerechter Eingang und ein kleines Selbstbedienungscafé entstanden – für das der Förderkreis des Museums eine professionelle Kaffeemaschine stiftet.
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Mülheimer Museum: Modernisierung der Einrichtung mit Fördermitteln
„Die Sanierung des Kunstmuseums war eine rein technische Instandsetzung, wir haben keine finanziellen Mittel bekommen, um die Einrichtung zu erneuern“, erklärt Dr. Beate Reese, die Museumsleiterin. Dennoch habe eine „verhaltene Modernisierung im historischen Ambiente“ stattgefunden. Das Geld dafür habe man aus dem laufenden Etat genommen oder durch Förderprogramme erhalten – dem Landschaftsverband Rheinland, der Mercatorstiftung, dem Förderkreis des Museums und anderen Partnern sei dafür zu danken.
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Im hinteren Ausstellungsraum im Erdgeschoss herrscht ein geordnetes Chaos. Kisten, Kartons, Möbel, Lampen und eingepackte Bilder stehen dort zuhauf herum. Es sind Dinge, die man aus dem „Museum Temporär“, das Ende 2022 zugemacht hat, wieder herübergeholt hat – darunter die Beuys-Sammlung oder auch Kunstwerke aus der Artothek. „All das muss umgelagert werden – beispielsweise ins Hauptdepot oder in Grafikschränke. Aber das ist ja noch gar nichts, es kommen ja noch Tausende Kisten mit Kunst“, erklärt Beate Reese. Alles muss dann ausgepackt, kontrolliert, einsortiert oder aufgehängt werden. „Wir sind voller Tatendrang“, versichern die vier Kunsthistorikerinnen aus dem Museumsteam.
Mülheimer Grundschüler nutzen die Malschule schon
Schon genutzt wird die Malschule im hinteren Trakt, wo in den Regalen Utensilien wie Stifte, Pinsel, Bürsten, Gläser oder Lappen lagern. Das neue Mobiliar wurde ebenfalls mit Fördergeldern finanziert. „Wir haben hier zwei Werkräume mit toller Ausstattung, sogar mit Tiefdruckpresse und Brennöfen“, sagt Barbara Walter, die für die museumspädagogische Arbeit zuständig ist. Aktuell kommen hier bereits Schüler aus der Martin-von-Tours-Schule zu einer Museums-AG zusammen.
Bei der Besichtigung der drei Gebäudeteile passiert man nun viele neue Brandschutztüren. Grund für die Sanierung waren ja vor allem der fehlende Brandschutz sowie die mangelhafte Klimatisierung der Ausstellungs- und Depoträume. Brennbare Materialien wie etwa Holzmöbel hat man daher abgeschafft. „Im Hauptdepot haben wir jetzt ein Profiregalsystem aus Metall, früher standen dort viele Holzmöbel“, berichtet Beate Reese. Der Arbeitsplatz des Depotverwalters wurde ausgelagert in einen benachbarten Raum, der einst Technik beherbergte. „Das war eine Vorgabe der Versicherung, die keinen Arbeitsplatz im Depot dulden wollte“, so die Museumsleiterin.
Mülheimer Kunsthistorikerinnen durchdenken jede Kleinigkeit
Die neuen Hängeregale im klimatisierten Hauptarchiv sind noch leer, insgesamt werden dort laut Anja Bauer-Kersken, stellvertretende Museumsleiterin, wohl 700 bis 800 Kunstwerke aufgehängt werden können. „Der Auszug war wie eine Inventur, wir haben jedes Bild in der Hand gehabt“, erzählt sie. Das werde beim Einzug auch wieder der Fall sein. Jedes Werk werde von Restauratoren überprüft. Dank der neuen Digitalerfassung könne nun viel genauer festgehalten werden, in welchem Zustand das Bild sei, wo es präsentiert oder verwahrt wird.
Jede Kleinigkeit haben die Kunsthistorikerinnen in den vergangenen Monaten durchdacht. So wird auf die Böden der Metallregale eine Korkschicht aufgebracht, damit die Bilder dort nicht verrutschen können. Ganz alleine steht dort schon ein Werk von Carl Altena, versehen mit dem Vermerk „Magazin. 1. OG, Regal 18“. Es wird nicht das Einzige bleiben. Das Hauptdepot ist übrigens nicht nur klimatisiert, sondern auch „scharf gesichert“, mit Alarmanlage.
Neuer Didaktikraum zeigt Wege von Bildern ins Mülheimer Museum auf
Aufbereitet wurden auch die beiden Ausstellungshallen im zweiten Obergeschoss, die wegen des starken Halls noch Akustik-Paneele an der Decke bekommen, sowie die historischen Treppenhäuser. Die Treppengeländer wurden im Sinne der Denkmalpflege erhalten, allerdings sind sie so niedrig, dass aus Sicherheitsgründen dahinter ein weiteres höheres Geländer installiert wurde. Ganz neu ist ein Didaktikraum im vorderen Gebäudetrakt im 1. OG. „Hier wird verdeutlicht, wie ein Bild ins Museum kommt“, so Barbara Walter. Den Besuchern werden drei verschiedene Wege anhand von Werken von Marc, Nolde und Zille aufgezeigt.
Auch ein digitales Informationssystem wird es künftig gegen, Tablets mit Wissenswertem liegen an verschiedenen Orten im Museum aus. Jedes Exponat erhält einen QR-Code. Bald kann man zudem Online-Tickets kaufen. Es geht aber auch altmodischer: Die Kunstbibliothek mit unzähligen Kunstbüchern ist bereits wieder eingeräumt. Das Museumsteam arbeitet aktuell schon an Ausstellungen für 2024 und 2025. Das wird zurückgestellt werden müssen, wenn es losgeht mit den Anlieferungen der auslagerten Kunst. Die Schätze aus den drei Sammlungen (Städtische, Ziegler, Themel) müssen dann aufgehängt werden. Termine vor den Sommerferien sind angepeilt. Was wo hängen soll, steht schon fest. „Es wird anders sein als vorher“, so die Kunsthistorikerinnen. Besucher werden also auf Entdeckungsreise gehen können.