Mülheim. Gefühlt jeder zweite niest und hustet – geht Corona wieder um? Wer testet überhaupt noch und werden Positivmeldungen in Mülheim noch gezählt?

Hat sich das Schreckgespenst Corona aufgemacht, sich in Mülheim wieder mehr und mehr auszubreiten und uns so Weihnachten zu verderben? Wer sich umhört, bekommt unweigerlich mit, dass sich Infektionen wieder häufen. 70 Fälle listet die Statistik des städtischen Gesundheitsamtes in Mülheim für die erste Dezemberwoche auf - die Dunkelziffer dürfte um ein Vielfaches höher liegen.

„Wenn es in diesem Monat so weitergegangen wäre wie in den Vormonaten, hätten wir den Zenit vom vergangenen Jahr noch überschritten“, bilanziert Dr. Stephan von Lackum, Hausarzt aus Speldorf und Vorsitzender der Mülheimer Kreisstelle der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, und sagt: „Im Oktober und November lagen wir schon deutlich über dem Jahresniveau.“ Aktuell, nach der ersten Dezemberwoche, deute sich aber an, dass die Kurve fürs Erste wieder nach unten gehe. Deshalb sieht von Lackum auch noch nicht ganz schwarz für Weihnachten, denn: „Die Leute halten sich jetzt viel draußen auf, auf den Weihnachtsmärkten, dort im Freien ist die Ansteckungsgefahr geringer. Zudem sind die Schulen bald zwei Wochen lang dicht.“ Das könne dazu beitragen, das Infektionsgeschehen zu entschleunigen. Der Mediziner hofft auf eine gewisse Weihnachtsberuhigung.

Mülheimer Mediziner mahnt: Corona kann auch verdeckte Symptome haben

Trotzdem rät von Lackum dazu, aufmerksam zu bleiben. Seiner Beobachtung nach würden diejenigen, bei denen Infektion oder Impfung länger zurückliegen, zwar nicht schwerer krank werden, hätten aber länger mit der Infektion zu kämpfen. „14 Tage sind da keine Seltenheit.“ Zwar zeigten die Covid-Varianten, die aktuell vorherrschten, überwiegend Erkältungssymptome, doch: „Bei einer Corona-Infektion können auch verdeckte Symptome auftreten, etwa Magen-Darm-Beschwerden, die zunächst nicht unbedingt an Corona denken lassen.“

Dr. Stephan von Lackum ist Hausarzt in Speldorf und Vorsitzender der Mülheimer Kreisstelle der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein.
Dr. Stephan von Lackum ist Hausarzt in Speldorf und Vorsitzender der Mülheimer Kreisstelle der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Deshalb wohl lieber einmal mehr testen als einmal zu wenig. Apropos testen - werden positive Fälle überhaupt noch irgendwo aufgelistet? „Covid ist nach wie vor eine Erkrankung, die der Arzt melden muss“, erklärt der Speldorfer Hausarzt und betont, dass jemand, der positiv ist, keine Konsequenzen mehr zu befürchten hat wie etwa Quarantäne. „Es geht darum, mitzubekommen, wenn die Zahlen in die Höhe schießen - zum Schutz der Gesamtbevölkerung und nicht zum Nachteil eines Einzelnen.“

Mülheimer Gesundheitsamt: Bereitschaft zum Corona-Test hat sich verändert

Die Ärzte melden die Covid-Infektionen, die in ihren Praxen erkannt werden, weiterhin dem Gesundheitsamt der Stadt. Dort werden die Daten verarbeitet und an das Landeszentrum Gesundheit NRW (LZG) gesendet. Das LZG bereitet diese auf und verschickt sie an das Robert-Koch-Institut (RKI). „Sowohl RKI als auch LZG sind die Institutionen, die Statistiken für Kommunen und Länder führen. Das LZG beobachtet die Lage für NRW und gibt bei Bedarf Empfehlungen zur Eindämmung, erläutert Stadt-Pressesprecherin Tanja Schwarze und ordnet ein: „In dieser Situation befinden wir uns aktuell nicht.“

Aber: Das Gesundheitsamt registriert nach eigener Aussage auch, dass sich die Testbereitschaft in der Bevölkerung verändert hat. „Während früher bereitwillig alles getan wurde, um sich testen zu lassen, beobachten wir aktuell eher den Umkehrtrend. Teilweise mag das auch daran liegen, dass die Gratis-Testungen entfallen sind“, schildert Schwarze.

Die Bereitschaft, sich auf Corona zu testen, habe nachgelassen, registriert das Mülheimer Gesundheitsamt.
Die Bereitschaft, sich auf Corona zu testen, habe nachgelassen, registriert das Mülheimer Gesundheitsamt. © dpa | Zacharie Scheurer

Mülheim meldete demnach an das Landeszentrum Gesundheit NRW für Oktober 230 Corona-Fälle und für November 321. Darunter sind auch Todesfälle von Menschen, die an oder mit einer Corona-Infektion verstorben sind - im Oktober waren es sechs, im November sieben und in der ersten Dezemberwoche ein Todesall.

Mülheimer Krankenhaus meldet ähnliche Corona-Zahlen wie im vergangenen Jahr

Dementsprechend haben auch die beiden Mülheimer Krankenhäuser aktuell Patientinnen und Patienten zu betreuen, die mit einer Corona-Infektion eingeliefert wurden. Im St. Marien-Hospital lagen mit Stand vom 7. Dezember insgesamt 14 Covid-Patienten, zwei davon mussten auf der Intensivstation versorgt werden. „Vor einer Woche war die Zahl noch höher“, schildert Pressesprecherin Katharina Landorff: „Da waren es noch fünf auf der Intensivstation.“ Ein Vergleich zur Vorweihnachtszeit im vergangenen Jahr zeigt: Dieses Jahr im November war die Anzahl von stationären Patienten mit Corona genauso hoch wie im pandemischen Vorjahresmonat, heißt es aus dem St. Marien-Hospital.

Auch am Evangelischen Krankenhaus registriert man: „Insgesamt gibt es in dieser Jahreszeit ein höheres Aufkommen respiratorischer Erkrankungen. Bei Erwachsenen wird die Mehrzahl dieser Atemwegserkrankungen durch SARS-CoV-2 verursacht.“ Aktuell werden dort zwölf Patientinnen und Patienten mit Covid behandelt. Ein Patient wird intensivmedizinisch behandelt. „Überwiegend ist die Infektion als eine Begleiterkrankung diagnostiziert worden“, erklärt Pressesprecherin Silke Sauerwein. Schwere Verläufe seien extrem selten.

Mülheimer sind nach Aussage eines Arztes impfmüde geworden

Die Fälle würden gut erkannt und aufgeklärt, heißt es am Evangelischen Krankenhaus. Daher gebe es keine Überlegung, wieder eine generelle Maskenpflicht einzuführen. Eine generelle Pflicht zum Aufsetzen einer Mund-Nase-Bedeckung gibt es auch am St. Marien-Hospital derzeit nicht. Wohl aber halte man sich vor allem auch wegen der aktuell zusätzlich sehr hohen Anzahl weiterer Atemwegs- und grippaler Erkrankungen an die Empfehlungen des RKI, in Innenräumen sowie bei eigenen Symptomen eine Maske zu tragen, zudem gut zu lüften und die aktuellen Impfempfehlungen für Influenza, Covid-19 und Pneumokokken zu beachten.

Dabei stellen Ärzte gegenwärtig eher eine Impfmüdigkeit fest, wie Dr. Stephan von Lackum berichtet, der betont: „Alle über 60 müssen gegen Corona geimpft werden, alle unter 60 können geimpft werden.“ Genau wie gegen die Grippe solle man sich auch gegen Covid impfen lassen, wirbt der Mediziner.

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