Mülheim. Die Stadt Mülheim hat in Saarn ein Diagnosezentrum für Coronavirus-Verdachtsfälle eingerichtet. Dutzende Patienten kommen täglich. Ein Besuch.
Das Flüchtlingsdorf an der Mintarder Straße in Mülheim ist schon lange leergezogen. Die 13 Holzhäuser, in denen 2016 noch 500 Asylsuchende eine vorübergehende Heimat fanden, stehen verlassen auf dem Saarner Kirmesplatz. In einem von ihnen hat die Stadt nun ein Diagnosezentrum eingerichtet. Patienten werden hier auf das Coronavirus getestet. Ein Besuch.
Pensionierte Ärzte helfen im Coronavirus-Diagnosezentrum
Joachim zur Mühlen öffnet die Tür mit Handschuhen, den Mundschutz über dem Gesicht, den grün-durchsichtigen Schutzkittel über der Kleidung. Der Allgemeinmediziner besaß eine Praxis an der Leineweberstraße, ist nun im Ruhestand und einer von acht pensionierten Ärzten, die im Diagnosezentrum helfen. Für ihn ist es der erste Arbeitstag, von 8 bis 12 Uhr und erneut von 16 bis 18 Uhr geht seine Schicht am Mittwoch.
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Ein junger Mann kommt ins Diagnosezentrum, erhält einen Mundschutz und wird ins Behandlungszimmer gebracht. Er war zum Skifahren in Südtirol, ist erkältet und von seinem Hausarzt hierher überwiesen worden. Seinen Urlaub hat er frühzeitig abgebrochen, kam am Freitag zurück, als die Lage in Italien sich zuspitzte. „Es ist alles dichtgemacht worden“, sagt er.
Tests auf Coronavirus nur bei klarer Indikation
Joachim zur Mühlen nimmt mit einem Wattestäbchen eine Speichelprobe im Rachen, verschließt es im Röhrchen in einer Plastiktüte mit den Daten des Patienten. Kaum eine Minute dauert das Prozedere. Am Vormittag gehen die Proben ans Evangelische Krankenhaus in Oberhausen, am Nachmittag zum Vertragslabor des Gesundheitsamtes. Die Ergebnisse kommen innerhalb von 24 bis 48 Stunden.
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Nur wer eine Überweisung seines Arztes hat, darf ins Diagnosezentrum nach Saarn kommen und nur bei wirklicher Indikation wird getestet. Stadt und Mediziner richten sich nach dem Schema des Robert-Koch-Instituts. Nur Personen, die sich in Risikogebieten aufgehalten haben und Symptome aufweisen, werden beprobt.
38 Proben am Dienstag – vier Mülheimer infiziert
„Es gibt zwei limitierende Faktoren: Menschen und Material“, sagt Stephan von Lackum, Vertreter der Mülheimer Kassenärztlichen Vereinigung. Auch wer privat versichert ist oder seinen Test selbst bezahlen will, bekommt ihn nicht ohne entsprechende Indikation. „Das können die Labore nicht leisten.“
Am Dienstag, als das Diagnosezentrum seinen Betrieb aufgenommen hat, haben die Mitarbeiter vor Ort insgesamt 38 Proben genommen, 20 am Vormittag, 18 am Nachmittag. Am Mittwochmorgen dann war klar: Vier Verdächtige haben sich infiziert, drei der 20 Proben stehen noch aus, der Rest ist negativ.
Mülheim plant keine Schul- oder Kitaschließungen
Indessen muss die Stadt weiter prüfen, welche Veranstaltungen sie aufrecht erhält, welche sie streicht. Am Dienstagnachmittag waren bereits die Medl-Nacht der Sieger, die Senioren-Messe, der Oster-Kreativmarkt, die Kulturtage der Mülheimer Grundschule und die Landesmeisterschaft im Cheerleading abgesagt worden. Auch die Veranstalter des Firmenlaufs haben das Event verschoben.
Bislang gilt auf jeden Fall: Es werden keine Schulen oder Kindergärten geschlossen. „Wir wollen nicht, dass das öffentliche Leben stillsteht“, sagt Volker Wiebels. Und Stephan von Lackum fügt hinzu: „Das normale Leben soll weitergehen, aber alles, was darüber hinausgeht, sollte möglichst vermieden werden.“