Mülheim. Den Kreisverkehr am Heißener Marktplatz gibt es seit rund zehn Jahren. Was sagen Anlieger und Autofahrer heute dazu – und zur Zone 20-Regelung?

Den Kreisverkehr am Heißener Marktplatz gibt es nun schon seit über zehn Jahren, die Tempo 20-Regelung auf der Paul-Kosmalla-Straße auch schon geraume Zeit. Wie sind die Maßnahmen eingeschlagen? Und: Gibt es immer noch ein Problem mit schweren Lastwagen, die von der A 40 durch den Ortskern Heißen in Richtung Gewerbegebiet fahren? Wir haben die Situation vor Ort unter die Lupe genommen und auch einige der dort ansässigen Händler befragt.

Zunächst eine gute Nachricht: „Der Kreisverkehr hat Heißen gut getan“, findet Jens Schulz, Augenoptikermeister und Vorsitzender der Werbegemeinschaft Heißen. Der Verkehr laufe nun fließend, es stinke weniger nach Abgasen und für die Busse gebe es genug Platz zum Abbiegen. Ganz problemlos sei die Situation aber dennoch nicht. Manch ein Fußgänger sei verunsichert. „Es wäre gut, wenn es hier Zebrastreifen gebe. Ältere und Kindergartenkinder könnten dann besser über die Straße gehen“, so Schulz.

Verkehrberuhigeter Geschäftsbereich: Passanten queren überall

Ähnlich sehen das auch Katharina und Peter Freden von der Fahrschule Trio. „Viele Autofahrer halten zwar an, es gibt dennoch oft Unsicherheiten bei den Fußgängern, weil es keine gekennzeichneten Fußgängerüberwege von dieser Straßenseite rüber zum Marktplatz gibt“, sagen sie und plädieren ebenfalls für Zebrastreifen. Das aber lässt sich wegen der Zone 20 nicht einrichten. „Bei der Paul-Kosmalla-Straße handelt sich um einen verkehrsberuhigten Geschäftsbereich. Dort wollen und sollen die Fußgänger überall queren können, um von einem Laden zum anderen zu gelangen“, erläutert Helmut Voß, Abteilungsleiter im Amt für Verkehrswesen. Autofahrer seien vor Ort zu besonderer Aufmerksamkeit und Rücksicht aufgefordert.

Die Höchstgeschwindigkeit 20 km/h, die von der Essener Straße bis zur Kreuzung Heinrich-Lemberg-/Hardenbergstraße gilt, halte aber kaum ein Fahrzeug ein, so die Anlieger. „Manche Autofahrer, die von der Essener Straße kommen, sehen in der Entfernung die grüne Ampel und zischen los – fahren dann auch einfach über die Mitte des Kreisverkehrs“, hat Katharina Freden beobachtet. Ein weiterer Irritationsfaktor vor Ort: „Seit es die Zone 20 gibt, gilt hier rechts vor links. Das war früher anders“, sagt Jens Schulz. An der Ecke zum Fünter Weg krache es daher ab und zu. „Wer aus dem Fünter Weg kommt, hat jetzt Vorfahrt“, so der Optiker.

„Haifischzähne“ auf Fahrbahn in Mülheim-Heißen

Darauf deuten laut Helmut Voß vom Amt für Verkehrswesen aber die „Haifischzähne“, eine spezielle Markierung auf der Fahrbahn, hin, die es an den Einmündungen Fünter Weg und Rudolf-Harbig-Straße gibt. Die Straßenverkehrsordnung sehe diese Markierung erst seit zwei Jahren vor, sie wurde deshalb nachträglich aufgebracht. „Jeder Autofahrer ist natürlich gehalten, sich über Neuerungen in der Straßenverkehrsordnung zu informieren“, so Voß.

Ein kleinerer Lieferwagen fährt am Heißener Marktplatz vorbei. Echten Schwerlastverkehr gibt es laut Händlern vor Ort kaum.
Ein kleinerer Lieferwagen fährt am Heißener Marktplatz vorbei. Echten Schwerlastverkehr gibt es laut Händlern vor Ort kaum. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Die SPD-Fraktion im Rat und der SPD-Ortsverein Heißen/Heimaterde haben aufgrund von Gesprächen mit Bürgern die Verkehrssituation im Ortskern Heißen erneut in den Blick genommen. Sie möchten von der Verwaltung vor allem wissen, ob es gelungen sei, die Paul-Kosmalla-Straße vom Durchgangsverkehr, vor allem aber vom Schwerlastverkehr zu entlasten. Wann die letzte Verkehrszählung dort vorgenommen worden sei und wie viele Geschwindigkeitsmessungen, fragt man. Und ob es gelungen sei, die Lkw, die von der Autobahnabfahrt B1 nach rechts in die Paul-Kosmalla-Straße abbiegen, über die Heinrich-Lembergstraße zum Gewerbegebiet „umzuleiten“.

Mülheimer SPD fragt nach Status Quo im Stadtteil

Die Verwaltung wird im Mobilitätausschuss (Sitzung am 1. Dezember) auf die Fragen antworten. Werbegemeinschaftsvorsitzender Jens Schulz erklärt, dass er kaum Lkw im Ortszentrum (am Kreisverkehr) wahrnehme. Vor allem nicht, seit das Neubaugebiet auf dem Sportplatz an der Rudolf-Harbig-Straße fertiggestellt sei. Anders sieht es jenseits der Kreuzung Hardenberg/Heinrich-Lemberg-Straße aus. Dort brausen regelmäßig Brummis vorbei in Richtung Gewerbegebiet Heißen. „Ich würde sagen stündlich vier bis fünf Fahrzeuge“, schätzt der Inhaber eines Modellbauladens an der Hardenbergstraße.

Die Kurve in den Wiescher Weg sei sehr eng, und direkt nach dem Abzweig dürfe auf beiden Seiten der Straße geparkt werden. „Es kommt immer wieder vor, dass zwei Fahrzeuge nicht aneinander vorbeikommen“, weiß der Heißener Händler. Am Wiescher Weg liegt eine Lkw-Werkstatt, die, so berichten die Mitarbeiter, pro Tag von etwa zehn Lastkraftwagen angefahren wird. Doch die meisten tonnenschweren Trucks wollen zu den Firmen im Gewerbegebiet.. „Was ganz normal ist, Firmen in einem Gewerbegebiet werden eben von Lkw angefahren“, kommentiert Helmut Voß. Die Werbegemeinschaft Heißen treibt noch ein weiteres Problem um: der fehlende Parkraum. Augenoptikermeister Jens Schulz regt sogar an, zu bestimmten Zeiten das Beparken des Marktplatzes zu erlauben. Andere möchten den Autoverkehr im Stadtteilzentrum lieber minimieren, fordern eine Mobilstation oder Fahrradboxen.

Weitere Artikel zum Thema Verkehr: