Mülheim. Bei den Saarner Orgeltagen in Mülheim verband ein Domorganist eigenes Können mit der berauschenden Schwalbennestorgel. Was Besucher erlebten.
Es hätte das Einweihungskonzert für die Schwalbennestorgel anno 1991 gewesen sein können, was der Speyerer Domorganist Markus Eichenlaub am Freitag bei den 33. Saarner Orgeltagen vor gut besuchtem Haus an fantastischen Klängen bot. Sichtlich glücklich, wieder einmal im Kloster Saarn spielen zu dürfen, erläuterte er zu Beginn die Konzeption des gut einstündigen Abends.
Im Mittelpunkt standen die beeindruckende Repertoire-Breite der vornehmlich barock ausgerichteten Schwalbennestorgel neben deren faszinierenden Klangoptionen. Im Zentrum gleich drei Werke von Johann Sebastian Bach, um den sich sehr unterschiedliche Komponisten scharten, wobei alle der dominanten Tonart des Konzerts d-Moll verbunden blieben, und sei es ’nur‘ als parallele Dur-Tonart F-Dur.
Kontrastreiches Klangvolumen von barocken Orgelklängen in Mülheim-Saarn
Gleich bei Dietrich Buxtehudes Toccata in d brillierten sowohl Organist als auch Orgel, weil grandioses Klangvolumen kontrastreich auf zu Herzen gehende polyphone Melodien in spannender Registrierung traf: Kaum etwas befriedet auf so hinreißende Weise wie barocke Orgelklänge, dazu noch von einem feinfühligen und äußerst versierten Künstler wie Eichenlaub präsentiert.
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Selbst Bassläufe gelingen so mühelos, dass der Kontemplation viel freier und befreiender Raum gelassen wird. Bis die bezaubernden, witzig-verspielten Klänge von Joseph Haydns „Flötenuhr Musik“ mit typischem Haydn-Humor der Wiener Klassik sowie Einsatz von Holzbläser-Pfeifen erste vergnügliche Akzente an diesem so stimmungsvollen Abend setzte.
Organist und Orgel offenbaren in Mülheim ein unfassbares Tableau an Klängen
Anschließend folgte die Partita sopra „Nun freut euch“ (1976) des Schweizers Lionel Rogg, dessen kreative Ausgestaltung des reformatorischen Volksliedes aus der Feder von Martin Luther ein unfassbares Tableau an Klängen offenbarte. Mal ließen krasse Register-Kombinationen, mal disharmonische Klänge die Ohren spitzen, bis dann doch wieder die bekannte Melodie durchschimmerte – ein musikalisches Juwel.
Die drei Werke von Johann Sebastian Bach sorgten – dramaturgisch geschickt – in ihrem präzisen und ausgleichenden Duktus für eine angenehme, wunderbar kontemplative Ruhepause, bevor die fantasievolle Partita „Freu dich sehr, o meine Seele“ des Barock-Komponisten Georg Böhm die unterschiedlichsten Register-Effekte der Orgel auf herzerweichende Weise offerierte. Ein absoluter Gute-Laune-Macher, der in Joseph Haydns zweitem Flötenuhr-Stück ein passendes Pendant fand.
Mit Harald Fryklöfs „Symfoniskt Stycke“ krönte Markus Eichenlaub dieses grandiose Konzert mit hierzulande eher unbekannter skandinavischer Romantik, die mal feinfühlig-verspielt, dann wieder bombastisch-majestätisch aufhorchen ließ. Dem exzellenten Organisten gelang damit ein letzter, gewaltiger Coup, voller Rasanz und grenzenloser Klanggewalt: Die „Königin der Instrumente“ im Kloster Saarn – glücklich, wer dabei sein durfte.
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