Mülheim. Das Hauptpost-Gelände gilt neben Ruhrbania als das Filetgrundstück für Mülheims Innenstadtentwicklung. Erste Pläne des Investors sickern durch.
Lange hat es auf sich warten lassen. Nun sickern erste Details zu den Plänen eines Investors durch, die das prominent zwischen Hauptbahnhof und Forum gelegene Areal um die verwaiste alte Hauptpost in ein neues Zeitalter versetzen sollen.
Das gut 11.000 Quadratmeter große Areal mit Mülheims Hauptpost war lange wie Sauerbier zum Verkauf angeboten worden. Ende Dezember war dann ein Käufer gefunden: die SWT Verwaltungs GmbH aus Rain in Bayern. Die Gesellschaft, die laut Handelsregister eigenes und fremdes Vermögen verwaltet, hatte auch die siebengeschossigen „Twin Towers“ am Hauptbahnhof von der Mülheimer Immobilien-Größe Jochen Hoffmeister erworben, in denen unter anderem die Sparda Bank und die Sozialagentur Mieter sind.
Investor SWT will erste Entwürfe im September Mülheims Politik vorstellen
Damit verfügt SWT über ein Filetgrundstück für Mülheims weitere Innenstadt-Entwicklung. Klar, dass Politik und Planungsverwaltung bei einer künftigen Bebauung ein gewichtiges Wort mitreden wollen. In diesem Frühjahr machte die Ratskoalition aus CDU und Grünen schon deutlich, dass man die Art und Weise der Flächen-Reaktivierung über einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan steuern will. Ebenso hofft Schwarz-Grün darauf, dass der Investor sich auf einen städtebaulichen Wettbewerb einlässt.
SWT hat erste Pläne bei der Stadtverwaltung eingereicht, will aber selbst noch nicht öffentlich dazu Stellung nehmen. Mülheims Planungsdezernent Felix Blasch kündigt auf Nachfrage jedoch an, dass Investoren-Vertreter in der Sitzung des Planungsausschusses am 5. September zugegen sein werden.
Mülheims Hauptpost-Areal: U-Bahn-Schächte sind ein Hindernis für Neubauten
Blasch verriet auch schon, wohin die Reise nach Wunsch der Investoren gehen könnte. „So viele Möglichkeiten für neue Gebäude gibt es an der Stelle nicht, weil man nicht überall gründen kann“, sagt er aber mit Verweis auf ein Ungetüm unter der Oberfläche: die U-Bahn-Schächte, die vom Hauptbahnhof aus erst langsam in die Tiefe gingen und sich in die entsprechenden Richtungen von Straßen- und U-Bahn auffächerten.
„In akribischer Kleinarbeit“ habe der Investor die Unterlagen zu den Bauten gesichtet, um die statischen Voraussetzungen für Neubauten zu prüfen. Ergebnis sei, dass das mögliche Baufeld nicht sonderlich größer ausfalle als bei der Bestandsbebauung mit alter Post samt Verteilzentrum. Hinter dem Altbau, zwischen Tourainer Ring und Bahntrasse, gebe es ein zusätzliches Baufenster. Hierfür sehe SWT in ersten Entwürfen eine „städtebauliche Dominante“ vor, wie heutzutage hoch über die Nachbarbauten herausragende Gebäude genannt werden. Sieben Geschosse der Easy Tower plus X dürfte dies vor Ort bedeuten.
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Investor plant mit einem Hochhaus zwischen Tourainer Ring und Bahntrasse
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Insgesamt zeichneten die Entwürfe eine Bebauung in L-Form mit neuem Querriegel Richtung Tourainer Ring, so Blasch. Dabei sei eine Option, die alte, „relativ massive“ Postimmobilie nicht abzureißen und sie in einen Neubau zu integrieren. Die heutige Parkplatz-Fläche würde demnach – eben aus statischen Gründen der darunterliegenden U-Bahn-Schächte – nicht bebaut. Wieder Parkplätze und auch Grün könnten den Vorplatz zum neuen Gebäude-Ensemble einrahmen.
Die Planung sei noch im frühen Entwurfsstadium, so Blasch. Ebenso sei die Frage, welche Nutzungen nach Hauptpost und Co. später mal infrage kommen, noch ziemlich offen. Wohnen sei an Ort und Stelle wegen des Bahn- und Verkehrslärms eher untauglich. Die Investoren hätten aber auch dieses Thema noch nicht abgehakt. Daneben würden Büros, eine öffentliche Nutzung, Gastronomie oder gar auch Handel vom Investor als Optionen betrachtet. Letzteres, obwohl die Eigentümer vom Forum nebenan gerade dabei sind, in großem Stil Handelsfläche aufzugeben, weil sie sich mit ihr keine Belebung des Einkaufszentrums mehr versprochen hatten. Bekanntlich wird dort das 2. Obergeschoss zum „Forum Medikum“ mit Schwerpunkt auf Gesundheitsdienstleistungen umgebaut.
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Zurück zum Hauptpost-Areal, wo SWT dabei ist, die letzten von der Easy Software AG freigezogenen Büroflächen wieder zu vermieten. Es soll auch dadurch Aufwertung erfahren, dass die Ruhrbahn ihren Verbindungstrakt zwischen Forum und Hauptbahnhof abreißt und eine transparente Lösung schafft. Die Pläne dafür sind einige Jahre alt: Eine neue geschwungene Überdachung des Platzes ist entworfen. 2020 schon sollte der Altbau, der brandschutztechnisch hohe Mängel aufweist, fallen.
Er steht aber immer noch, obwohl sich Vertreter von Stadt und Ruhrbahn im November 2021 am Platz hatten ablichten lassen mit dem Versprechen, die Arbeiten im Januar 2022 starten zu lassen, um Mitte 2024 durch zu sein mit dem Projekt, das schon damals auf über 10 Millionen Euro taxiert war.
Ruhrbahn-Pläne an Mülheims Hauptbahnhof: Busbahnhof soll unter der Erde bleiben
„Fragen Sie die Ruhrbahn!“, zeigt Bau- und Verkehrsdezernent Blasch vernehmbar zerknirscht auf das Verkehrsunternehmen. Doch da war ja noch etwas: Im Februar 2022 hatte auch die Politik auf die Bremse getreten und eingefordert, nicht verfrüht Tatsachen zu schaffen, sondern erneut zu prüfen, ob nicht endlich der Busbahnhof an die Oberfläche zu holen wäre. Zumal mit dem neuen Fahrplan seit August weniger Busse den Hauptbahnhof ansteuern.
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Die Ruhrbahn zeigt sich in dieser Frage eisern: „Die Verlegung des Busbahnhofes an die Oberfläche ist mehrfach geprüft worden. Aus betrieblicher als auch aus geometrischer Sicht ist die Kapazität unzureichend“, so Sprecherin Simone Klose. Zurzeit verfolge die Ruhrbahn kein Projekt, um den Busbetrieb an die Oberfläche zu legen.
Auch zur geplanten „Bahnhofsüberdachung“ gab Klose auf Nachfrage einen neuen Zeitplan bekannt. Die Bauarbeiten dafür sollen „voraussichtlich Mitte 2024“ starten. Wenn diese abgeschlossen seien, werde man sich daran machen, den unterirdischen Busbahnhof zu ertüchtigen und mit Aufzügen auszustatten.
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