Mülheim. So ziemlich alles hat eine 81-Jährige bei einem Feuer in Mülheim verloren. Ihr Enkel hat sie bei sich aufgenommen. Die Brandursache steht fest.
Das Schicksal einer 81-jährigen Mülheimerin hat in der Styrumer Nachbarschaft und darüber hinaus große Bestürzung ausgelöst. Ende Mai war ihr Haus an der Fliederstraße/Ecke Tulpenstraße ausgebrannt, von ihrem Besitz kaum etwas übriggeblieben. Nun hat ein Brandsachverständiger sich zur Ursache des Feuers geäußert.
„Zu 99 Prozent war es ein technischer Defekt an einer Mehrfachsteckdose.“ Die zuständige Duisburger Staatsanwältin Jill Mc Culler zitiert den Gutachter, räumt aber auch ein: „Genaueres lässt sich nicht mehr sagen.“ Die Flammen haben das Erdgeschoss fast vollständig zerstört. Ein Blick durch das Loch in der Wand, wo einst das große Fenster zur Straße hin war, zeigt: Nur die Grundmauern stehen noch. Und auch im ersten Stock ist vieles zerstört, der Rauch hat alles kontaminiert.
Staatsanwältin Jill Mc Culler ist überzeugt: Die Mülheimerin trifft kein Schuld
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Zu Beginn der Ermittlungen hielt die Staatsanwältin vieles für möglich, einen technischen Defekt ebenso wie fahrlässiges Verhalten der Bewohnerin. Nun aber ist Mc Culler überzeugt, „dass ein Verschulden der Frau ausgeschlossen ist“. Die Mülheimerin habe keine strafrechtlichen Konsequenzen zu befürchten, das Verfahren gegen sie werde „perspektivisch eingestellt“. Die Untersuchungen sind abgeschlossen, mit einem durchaus beängstigenden Resultat: „So etwas kann jedem passieren“, sagt Mc Culler.
Rund 20 Nachbarn und Nachbarinnen waren der Bewohnerin damals zur Hilfe geeilt, darunter Tessa Schiemann: „Wir haben geklingelt und an die Jalousien geklopft, um zu schauen, ob noch jemand im Haus ist. Mit Ruß im Gesicht und angesengten Haaren, aber doch fit, hat sie schließlich ein Nachbar aus dem Garten geführt“, so die 52-Jährige. „Es wäre der Horror gewesen, wenn sie im Haus verbrannt wäre.“
Der Enkel erzählt: Die Oma ist wieder fit und mobil, hat sich vom großen Schock erholt
Nach einem kurzen Krankenhausaufenthalt ist die Seniorin zwischenzeitlich bei ihrem Enkel David Böhle in Bochum untergekommen. „Sie hatte leichte Verbrennungen“, erzählt dieser im Telefonat mit der Redaktion, sei aber körperlich genesen. Und auch psychisch gehe es ihr langsam besser: „Im Krankenhaus war sie noch arg mitgenommen – mittlerweile hat sie sich vom großen Schock erholt.“
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Dass der 29-Jährige sie bei sich aufnimmt, stand für ihn außer Frage: „Ich bin bei ihr aufgewachsen – wer wäre ich, wenn ich da nicht helfen würde?“ Mehrfach war er nach dem Brand am Haus in Mülheim und hatte gute Begegnungen: „Das ist eine freundliche, aufmerksame Nachbarschaft.“ Viele Menschen nähmen nach wie vor Anteil am Schicksal der Witwe von Olympia-Kanute Klaus Böhle. Leider haben die Flammen auch ihr Handy zerstört, sagt David Böhle. So sei es für die Oma gerade schwierig, Kontakt zu halten.
Noch ist unklar, ob und wann die Großmutter nach Styrum zurückkommt
Noch ist unklar, ob und wann die Großmutter wieder nach Styrum zurückkommt. „Wir sind gerade dabei, die Versicherungsangelegenheiten zu regeln.“ Daher wisse man auch noch nicht, was seine Oma vielleicht brauchen wird, um sich wieder ein schönes Leben aufzubauen.
Für das Angebot eines 68-jährigen Mülheimers, der in der Zeitung vom Brand gelesen hat, ist er dennoch dankbar: Dieser hatte die Redaktion angeschrieben und eine Möbelspende für die Seniorin in Aussicht gestellt. Nach dem Tod der Schwiegermutter könne er dem Brandopfer unter anderem ein Wohnzimmer anbieten, ein Ess- und ein Schlafzimmer sowie Geschirr, Töpfe und ein Service, darüber hinaus gut erhaltene Kleidung. Familie Böhle ist beeindruckt und wird sich gegebenenfalls bei ihm melden.