Mülheim. Jedes fünfte Mülheimer Kind ist übergewichtig, zeigt ein Test. Der Bildungsausschuss will das nicht mehr hinnehmen, fordert mehr Info und Aktion.

Seit 2013 führen der Mülheimer Sportservice und der Mülheimer Sportbund sportmotorische Testungen bei Kindern durch. 2021/2022 haben 15 Grundschulen und eine Förderschule teilgenommen. Dabei zeigte sich unter anderem, dass rund 20 Prozent der 1800 Kinder übergewichtig oder sogar adipös sind. Außerdem konnte jedes fünfte Kind in der vierten Klasse noch nicht schwimmen. Schulen mit hohem Anteil sozial benachteiligter Kindern oder Kinder mit Migrationshintergrund wiesen schlechtere Ergebnisse auf. Der städtische Bildungsausschuss will diese Verkettung nicht länger hinnehmen.

„Wir wissen schon ewig um das Problem; Analysen dieser Art liegen seit langem vor. Doch es passiert zu wenig“, kritisierte etwa Ausschussmitglied Norbert Mölders (SPD). Auch die Vorsitzende Gabi Hawig (SPD) bemängelte, dass die Zusammenhänge zwischen Sozialindex und sportlichen Fähigkeiten offensichtlich seien, das Problem aber nicht energisch genug angegangen werde. Zudem seien „zu oft Sporthallen geschlossen, Schulhöfe kaum nutzbar, nicht genügend Lehrkräfte vorhanden, Schwimmkurse zu selten“.

Die Eltern werden über die Ergebnisse informiert – und Auswege werden aufgezeigt

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Die Zweit- und Viertklässler durchlaufen beim Test acht Stationen; Schnelligkeit, Koordination, Kraft, Ausdauer und Beweglichkeit werden untersucht. Anschließend werden die Eltern und die Schulen über die Ergebnisse informiert. Sie erhalten Empfehlungen, wie die Kinder besser gefördert werden können.

Max Oesterwind (CDU) schockierte der Fakt, dass rund 600 Schüler angegeben hatten, überhaupt keinen Sport zu treiben. Er plädierte dafür, die Ergebnisse nach Stadtteilen auszuwerten. So könne Politik vielleicht gezielter unterstützen. Franziska Krumwiede-Steiner (Grüne) hält dieses Aufdröseln für schwierig, da es nur zur üblichen Stigmatisierung führe. Sie wünschte sich flächendeckend ausreichend Outdoor-Angebote. Heiko Hendriks (CDU) forderte die Verwaltung auf, in spätestens einem halben Jahr zu berichten, wie das Problem angegangen wird. Norbert Mölders hofft, dass ein solcher Report deutlich früher ansteht.

MSS: „Wir müssen die Informationen noch besser an Mann und Frau bringen“

Johannes Michels vom MSS betonte, dass zur Förderung schon „sehr, sehr viel“ unternommen werde. „Wir müssen die Informationen allerdings noch besser an Mann und Frau bringen.“ Zudem sei es unerlässlich, dass alle Grundschulen am Test teilnehmen. Andreas Illigen, Leiter der Schildbergschule, indes hält nichts von einer Verpflichtung, „das führt nur zu negativen Gefühlen“. Auch seine Schule habe nicht an der Testung teilgenommen, sei sich der Probleme aber trotzdem bewusst. Ernährung, Gesundheit und Sport, all das seien tägliche Themen. Beim anstehenden OGS-Ausbau dürften Bewegungsangebote nicht vergessen werden, mahnte er.

Laut Bildungsdezernent David Lüngen (CDU) hängt gelungene Förderung übrigens nicht nur am Geld: Im Herbst startet der „Open Sunday“, dann werden sonntags Sporthallen geöffnet, damit Kinder Sportarten ausprobieren können. Da seien die Finanzen nicht so das Problem, „da geht’s eher um die Frage, wie man an Übungsleiter kommt“. Für die Pilotphase sei das nun immerhin gelungen.

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