Mülheim. 800 Kilogramm Dämmstoff sind säckeweise an einem Mülheimer Waldweg abgeladen worden. Wer die Kosten für die teure Entsorgung nun tragen muss.
Es ist ein regelrechter Berg an blauen Mülltüten, der sich am Broicher Waldweg auftürmt. Dort, wo Radfahrer und Spaziergänger passieren, quillt aus offenen, dünnen Plastiksäcken gelb-bräunliches Dämmmaterial hervor, liegt teilweise im Gestrüpp am Wegesrand offen herum. Immer wieder kommt es zu illegalen Müllkippen im gesamten Stadtgebiet – „aber das hier ist schon ein größeres Kaliber“, sagt Martin Rotheut, Leiter der Unteren Abfallwirtschafts- und Immissionsschutzbehörde in Mülheim.
Insgesamt 800 Kilogramm der Künstlichen Mineralfaser (KMF), „vermutlich Stein- oder Glaswolle“, sind in dem Waldstück abgeladen worden. Am 17. Mai, unmittelbar vor Christi Himmelfahrt, war der Behörde der Unrat erstmals gemeldet worden, „wir haben sofort die MEG verständigt“. Wie die Entsorgungsgesellschaft auf Nachfrage bestätigt, habe eine mobile Stadtsauberkeits- und Beratungsgruppe (MSB) den Standort überprüft. „Durch den Feiertag hat sich die Abfuhr aber etwas verzögert“, so Martin Rotheut vom Umweltamt.
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Rückschlüsse auf den Verursacher der illegalen Müllkippe gibt es indes nicht. „Ansonsten hätten wir die Mülldetektive eingeschaltet.“ Immer wieder komme es vor, dass sich bei illegal abgeladenem Müll Hinweise auf die Verursacher finden lassen: „Von Firmennamen auf Müllbeuteln bis hin zu Briefmaterial ist da einiges dabei.“ Immerhin, so Rotheut weiter, kam es in Mülheim zuletzt pro Jahr zu rund 1900 unrechtmäßigen Müllkippen, mehr als noch in den Vorjahren. „Am häufigsten ist tatsächlich Sperrmüll oder Hausmüll. Die Mengen sind meist vergleichsweise klein, ein Kubikmeter oder weniger.“
Nun aber 800 Kilogramm Dämmmaterial – noch höher als das Gewicht des Abfalls sind die Kosten für dessen Entsorgung: 900 Euro. „Die sogenannten künstlichen Mineralfasern müssen fachgerecht entsorgt werden“, erklärt Martin Rotheut. „Die feinen Fasern können eingeatmet werden und müssen deshalb staubdicht verpackt sein.“ Anlaufstelle für die fachgerechte Entsorgung ist in Mülheim der Wertstoffhof der MEG. „Von dort wird das Material an einen Endentsorger weitergeleitet, der sich fachgerecht kümmert.“ Für die Entsorgung von Dämmmaterial wie Glas- oder Steinwolle berechnet die MEG zwölf Euro pro 100 Liter. Bei den 800 Kilo Mineralfaser in 60 Müllsäcken ergibt das eine Rechnung von 720 Euro. Offenbar eine Summe, die der Verursacher der wilden Müllkippe sparen wollte.
Mülheimer Umweltamt: Hohe Gefahr durch altes Dämmmaterial
Dabei geht laut Martin Rotheut von alter Glas- und Steinwolle eine erhebliche Gefahr aus – Material, das aus der Zeit vor 2000 stammt, gilt als krebserregend. „Bei KMF gilt dann immer der Besorgnisgrundsatz bei uns.“ Beim Endentsorgungsbetrieb erfolgt für die Deklaration des Dämmmaterials eine Untersuchung, „dann wissen wir auch genau, um welchen Stoff es sich gehandelt hat“. Je nach Art des Abfalls gelte bei wilden Müllkippen mal mehr, mal weniger hohe Dringlichkeit. „Bei Chemikalien wie Farben, Medikamenten oder Säure gilt oberste Priorität. Das muss aus Sicherheitsgründen so schnell wie möglich entsorgt werden.“
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Im Falle der 800 Kilo Dämmmaterial am Broicher Waldweg waren es schließlich vier Mitarbeiter der MEG, die die Müllsäcke eingesammelt haben. Da es nach bisherigem Stand keine Rückschlüsse auf den Verursacher gibt, wird die illegale Müllkippe wohl straf- und folgenlos bleiben. „Leider“, so Rotheut. Nach dem (meist unbekannten) Verursacher sind Grundstückseigentümer für die Beseitigung des Mülls verantwortlich, an öffentlichen Orten trägt die Stadt die entstandenen Kosten aus dem Abfallgebührenhaushalt.
>>> Wilde Müllkippen melden
- Wer wilden Müll entdeckt, kann diesen direkt bei der MEG melden: per Mail an kontrolle@mheg.de oder telefonisch: 0208 99 66 00. In der MEG-App können Meldungen mit Standort und Foto eingereicht werden.
- Von städtischer Seite ist die Bürgeragentur die entsprechende Anlaufstelle. Die Kümmerkarte ist unter geo.muelheim-ruhr.de/kuemmer-karte abrufbar, die Agentur per E-Mail an buergerargentur@muelheim-ruhr.de oder telefonisch unter 0208 455 1644 erreichbar.